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Wunschzettel alter Frauen rühren besonders
Eigentlich sind Wunschzettel zu dieser Jahreszeit nichts Besonderes. Trotzdem verbreiten sich einige Wünsche gerade von Dachau aus über die Sozialen Netzwerke in ganz Deutschland. Sie wurden von alten Frauen in einem Alters- und Pflegeheim verfasst und berühren in ihrer Einfachheit Tausende. Denn die Frauen wünschen sich Kleinigkeiten wie Märchenbücher, Plätzchen oder Stulpen. Inzwischen gibt es sogar weit mehr freiwillige Schenker als zu Beschenkende. Erreicht hat das die Münchnerin Petra Lehmann, die die Wunschzettel online geteilt hatte. Wir haben mit ihr über die Wünsche alter Menschen, aber auch die anderer Bedürftiger gesprochen.
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jetzt: Petra, du hast online Wunschzettel von Frauen aus einem Alten- und Pflegeheim geteilt. Wie bist du selbst an die Wünsche gekommen?
Petra Lehmann: Es gibt in der Gegend jährlich die Aktion „Wunschbaum“. Dafür steht vor einem Laden ein Baum, an dem soziale Einrichtungen Wünsche Bedürftiger aufhängen dürfen. Auch ich, da ich mit meiner Organisation „Heimatstern“ Bedürftigen, Obdachlosen und Geflüchteten helfe. Andere können die Zettel dann abnehmen und die Wünsche erfüllen. Beim Aufhängen fiel mir ein Zettel ins Auge, auf dem sich eine 78-Jährige alte Filme wünschte. Das hat mich total berührt, also habe ich noch weitere gelesen. Ich habe die dann alle einfach mitgenommen, um sie entweder selbst zu erfüllen oder an andere weiterzugeben.
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Gab es einen Wunsch, der dich besonders berührt hat?
Es gab sogar zwei. Einmal natürlich den mit den Filmen. Ich habe mir die Frau vorgestellt, wie sie in den Vierzigerjahren vielleicht mal mit ihren Eltern oder Freunden ins Kino gegangen ist – und wie sie sich heute nach dieser Zeit sehnt. Da musste ich wirklich heulen. Und dann gab es noch einen anderen Wunsch, der mich richtig umgehauen hat: Eine Bewohnerin wollte nur, dass der Wunsch eines anderen erfüllt würde.
So sehen die Wunschzettel von vorne aus. Wer sich was wünscht, erfahren die Schenker dann auf der Rückseite.
Dieser Wunsch hat Petra mit am meisten berührt. Sie hat ihn nun einem Spender gegeben. Der wird der Bewohnerin nun einen Brief schreiben und ihr trotzdem eine Kleinigkeit schenken.
Viele der Frauen erklären oft genau, wie sie auf ihren Wunsch kommen. Emma beispielsweise möge das Essen im Heim einfach so gerne – nun braucht sie neue Kleidung.
Und auch Johanna baut ihren Zettel ähnlich auf. Erst die Erklärung – dann der Wunsch nach Hausschuhen.
Ursula möchte immer wissen wie spät es ist – und wünscht sich deshalb eine Wanduhr.
Und auch Silvester wünscht sich eine Wanduhr – am besten aber eine, die ihm gefällt! Denn...
... natürlich gibt es im Pflegeheim auch Männer, die sich etwas wünschen. Zum Beispiel Johann.
... und Josef, der gerne eine neue Tagesdecke hätte. Am Ende bedanken sich fast alle der Bewohner schon vorträglich.
Warum hast du von all den Zetteln am Baum ausgerechnet die der alten Frauen abgenommen?
Andere Bedürftige haben natürlich auch wichtige Wünsche. Die brauchen feste Schuhe oder eine Winterjacke. Aber die Wünsche dieser alten Frauen sind so unfassbar bescheiden. Ich musste sie einfach fotografieren und posten. Gerade in Zeiten dieses Konsumwahns – da kann der Flachbildschirm ja kaum jemandem mehr groß genug sein. Und dann kommt da eine alte Frau und wünscht sich eine Bodylotion oder Duschgel, eine andere einen Nagel-Knipser. Das ist doch zum Heulen.
Haben die Bewohner keine Angehörigen, die die Wünsche erfüllen können?
Ich kenne ja leider keine der Frauen, die die Wunschzettel geschrieben haben. Aber ich glaube, dass viele von ihnen alleine sind und keine Familie haben, die sie unterstützt. Denn wäre sie meine Mutter, dann würde ich ihr doch einfach die Bodylotion kaufen, oder?
Nachdem du den Post geteilt hast, haben sich viele freiwillige Schenker gemeldet. Was macht das mit dir?
Mich haben die Reaktionen auf diesen kleinen Tweet komplett umgehauen und überwältigt. Es haben sich so viele Menschen gemeldet, dass ich noch nicht hinterhergekommen bin, allen zu antworten. Ich wusste nicht, dass so viele Menschen das Schicksal alter Leute berührt. Ich bin also sehr froh, dankbar und gerührt.
Das ist Petra Lehmann. Die 49-jährige Münchnerin betreibt die Organisation Heimatstern seit 2015 – und lernt so, wie viel Armut es in München eigentlich gibt.
Was meinst du: Wären die Wünsche ohne deinen Tweet erfüllt worden?
Ich glaube schon. In den letzten Jahren wurden immer alle Wünsche am Baum erfüllt, denn die Dachauer kennen und lieben die Aktion. In der Vorweihnachtszeit werden die Menschen sehr großzügig gegenüber Bedürftigen.
Wie sehr hängt diese Großzügigkeit denn davon ab, dass bald Weihnachten ist?
Sehr. Wir merken es jedes Jahr auch bei Heimatstern: Im Dezember wird wahnsinnig viel gespendet, und schon im Januar macht es „Buff“ und die Kurve stürzt ab. Wir verteilen also die vorweihnachtlichen Gaben oft übers ganze Jahr, um den Bedürftigen auch in anderen Monaten helfen zu können.
Nun gibt es ja aber gerade schon fast dreimal so viele Schenker, wie es eigentlich bräuchte. Wohin mit all dem guten Willen?
Nicht immer an die gleichen Personen damit! Klar haben diese Wunschzettel nun viele gerührt, aber die Schreiberinnen brauchen das alles natürlich nicht in mehrfacher Ausführung. Daher möchte ich all die Leute, die bei der Aktion mitmachen wollen, bitten, sich einfach in ihrer Gegend umzuschauen. In jedem Altersheim sitzen Frauen und Männer, die Wünsche haben. Und nur weil die niemand auf Twitter geteilt hat, heißt das ja nicht, dass sie nicht auch erfüllt werden sollten.