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Welcher Adventskalender-Typ bist du?
In der Kindheit war der Inhalt hinter den Türchen unser erster Gedanke am Dezembermorgen. Im Erwachsenenalter wird es komplizierter. Denn da ist einem nicht mehr egal, was für einen Adventskalender man bekommt. Und die Unterschiede im Kalender-Business sind ziemlich groß.
Der Schokoladen-Adventskalender
Wer hat ihn gemacht?
Eine Spritzgießmaschine.
Für wen ist er?
Der Schokoladen-Adventskalender ist der Skoda unter den Adventskalendern. Zuverlässig, günstig, aber so richtig geil findet ihn keiner. Außer kleine Kinder – die finden alles geil, wo Schokolade drin ist: kleiner Aufwand, große Wirkung. Wenn ihn Freunde oder Familienmitglieder bekommen, tut er auch seinen Dienst. „Oh, das ist ja süß von dir!“, heißt es dann, obwohl man an der Kasse nur schnell in den Container mit dem 95-Cent-Schildchen gegriffen hat. In Beziehungen ist der emotionale Wert des Schokoladen-Adventskalenders vergleichbar mit der Flasche Wein oder der Rose von der Tankstelle. Als Notlösung funktioniert das immer, doch eigentlich weiß der andere, dass da noch ordentlich Luft nach oben ist.
Wie sieht er aus?
Rentier, Schlitten, Weihnachtsmann – alle stehen sie inmitten einer nostalgisch anmutenden Winterlandschaft. Wer sind eigentlich die armen Grafiker, die jedes Jahr diese Dinger designen müssen? Auf der Innenseite der Türchen hilft eine lieblose Illustration dabei, das Motiv des jeweiligen Schokostücks zu identifizieren, das der Heizung wegen schon zur Unkenntlichkeit geschmolzen ist.
Was kann er?
Er kann eigentlich alles, was die Schokoladenindustrie zu bieten hat – von kleinen Figuren über Pralinen bis hin zu allseits bekannten Schokoriegeln im Kleinformat. Er weckt Erinnerungen an die eigene Kindheit, in der man ganz begeistert von dem Stück Schokolade in Schaukelpferd-Form war. Damals war es aber auch egal, dass die Schokolade aus dem billigen Kalender nach wenigen Tagen gräulich-weiß anlief und geschmacklich ohnehin unterirdisch war.
Mit welchem Satz wird er überreicht?
„Guck mal, was ich dir mitgebracht habe!“
Der selbstgemachte Adventskalender
Wer hat ihn gemacht?
Naja, Mama natürlich. Oder schon deren Mama, und irgendwann hat sie ihn weitergegeben. Nostalgie!
Für wen ist er?
Natürlich für die lieben Kleinen – auch wenn die mittlerweile 28 und Unternehmensberater sind. Aber das mit dem Kalender wurde schon 1994 so gemacht, also macht Mama ihn noch immer. Heutzutage hängt er aber nicht mehr im heimischen Ess- oder Wohnzimmer, sondern wird mit der Post in die Wohnung nach Tübingen oder Berlin verschickt. Jeden Morgen, 24 Tage lang, fühlt sich die Tochter oder der Sohn in der Ferne nun so geliebt, wie damals mit zehn Jahren. Und wenn die Kumpels zum Kartenspielen kommen oder die Aussicht darauf besteht, ein Date mit nach Hause zu nehmen, versteckt man das Ding im Schrank.
Wie sieht er aus?
24 leere Klopapierrollen wurden mit Geschenkpapier umwickelt, mit einer Nummer versehen und schließlich an einer Schnur aufgereiht. Als Kind hielt man Mama ja für die absolut größte Bastelmeisterin, die es gibt. Spätestens mit 20 Jahren wird einem dann klar: Naja, hier ein Fleck, dort ein Riss im Geschenkpapier, an dieser Linie hat Mama aber unsauber geschnitten. Leichter haben es da Mütter, die schon seit Ewigkeiten auf einen wiederbefüllbaren Kalender setzen. Leider ist einer der kleinen nummerierten Stoffbeutel im Laufe der Jahre verloren gegangen. Aber egal, Mama findet schon eine Lösung.
Was kann er?
Jede Menge Lieblings-Süßigkeiten. Vielleicht gibt es auch noch ein schickes Stirnband, das Mama ganz günstig beim Discounter ergattert hat. („Die meiste Wärme geht über den Kopf verloren!“) Ein Klassiker sind auch Socken. So ein Vorteilspack lässt sich schließlich auch toll auf drei Dezembertage aufteilen.
Mit welchem Satz wird er überreicht?
„Das war jetzt aber wirklich das letzte Mal, nächstes Jahr gibt es keinen mehr.“
Der Pärchen-Adventskalender
Wer hat ihn gemacht?
Der Mensch in deinem Bett.
Für wen ist er?
Für die Romantik. Die hat ja eh grade Hochsaison, wo alles so leuchtet und es draußen kalt und drinnen kaminfeurig ist. Was liegt also näher, als dem Partner die verdammt noch mal 24 besten Dezembertage zu bescheren, die er je erlebt hat? Der Beschenkte ist natürlich ganz gerührt und freut sich extrem über den kreativen Liebesbeweis. Gleichzeitig hat er ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil er selbst noch nicht mal einen Schokoladen-Adventskalender gekauft hat. Aber bis zum nächsten Supermarkt ist es ja nicht weit.
Wie sieht er aus?
Aufwendig. Denn es gilt die Gleichung: aufgewendete Bastelstunden = Größe der Liebe. In einer Vintage-Weinkiste stapeln sich also die kleinen Geschenke, zwischendrin liegen ein paar Pärchen-Polaroids. Weihnachtsmotive sucht man hier vergeblich, alles huldigt dem Paar und seiner Unzertrennlichkeit. Dafür sind die kleinen Überraschungen in verschiedenfarbiges Geschenkpapier mit geometrischen Mustern eingepackt und mit dekorativen Schleifen verziert. Bei diesem Kalender belaufen sich alleine schon die Kosten für das Verpackungsmaterial auf mindestens 10 Euro.
Was kann er?
Entweder: ziemlich viel. Neben einem teuren Duschgel, dem obligatorischen Schal und einem Taschenbuch finden sich hier allerlei kreative bis romantische Gutscheine. Womit wir schon beim Oder wären: So ein Kalender kann auch ziemlich viel kaputt machen. Wenn die Romantik zu kitschig oder schlüpfrig wird, oder die vielen teuren Geschenke jeden Tag aufs Neue deutlich machen, dass hier einer viel mehr für den anderen ausgibt als umgekehrt. Ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt für den Beschenkten könnte dieser Satz sein: „Ey, ich habe so viel Geld für dieses Ding ausgegeben. Dafür bekommst du dann halt an Heilig Abend nur was Kleines.“ Oder noch schlimmer: Beziehung kaputt, wenn der Partner nicht jeden Tag zum Kalender sprintet.
Mit welchem Satz wird er überreicht?
„Schaaaaatz, du glaubst gar nicht, wie viel Arbeit das war!“
Der Klischee-Kalender
Wer hat ihn gemacht?
Ein Internetversandhandel für Geschenkartikel oder eine bekannte Firma, die sich auf ein Produkt spezialisiert hat.
Für wen ist er?
Der Klischee-Kalender kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn der eine Partner dem anderen etwas Ausgefallenes schenken möchte, sich aber selbst eigentlich keine Arbeit machen möchte. So richtig günstig ist dieser Kalender nicht, er zeigt also immerhin, dass der Andere einem doch mehr wert ist als die 95 Cent für den Schokoladen-Adventskalender.
Wie sieht er aus?
Meist wirkt er trotz des relativ hohen Preises ziemlich billig: Statt Nikolaus und Tannenbaum gibt es auf diesem Adventskalender nur Markenlogos und –namen zu entdecken. Statt „Frohe Weihnachten“ oder „Ho, ho, ho“ steht dort „Douglas“. Aber die Optik ist ja eigentlich kein Wunder, denn der Klischee-Kalender hat für den Hersteller vor allem einen Zweck: Werbung.
Was kann er?
Er versucht, witzig zu sein und zielt dabei auf Klischees. Für Männer gibt es den Werkzeug-, Bier- oder Barbecue-Adventskalender, für Frauen die Parfum-, Tee- oder Kosmetik-Variante. Logisch: Während er in der Werkstatt am Grill herumschraubt und Bier trinkt, schminkt sie sich bei einer Tasse Beruhigungs-Tee und legt ständig neues Parfum auf. Nur: Nach der zwölften Gewürzmischung für Grillgerichte weiß er nicht mehr, wohin damit – und sie hat auch keine Lust, jeden Tag Russisch-Roulette bei der Parfum-Wahl zu spielen. Nach Tag 17 endet der Klischee-Kalender dann teils ungeöffnet in der Ecke.
Mit welchem Satz wird er überreicht?
„Ich habe den gesehen und musste sofort an dich denken!“
Der Online-Adventskalender
Wer hat ihn gemacht?
Jedes Unternehmen, das auch nur irgendwie an einen Internetauftritt kommen konnte.
Für wen ist er?
Für alle, die die Freibier-Mentalität leben und lieben. Denn was macht mehr Spaß, als Geld für überteuerte Produkte auszugeben, die man aber dennoch unbedingt haben möchte? Richtig, sie zu gewinnen! Mitmachen kann jeder, der einen Internetzugang hat und niemals den eigenen lapidaren Umgang mit personenbezogenen Daten hinterfragen würde.
Wie sieht er aus?
Er ist nicht das Meisterwerk eines Mediendesigners, aber es ist wie bei einem Unfall: Irgendwie muss man hinsehen. 24 nummerierte Türchen verteilen sich auf dem Bildschirm, dahinter das Weihnachtsmotiv „verschneites Dorf“. Unaufhörlich rieseln schlecht animierte Schneeflocken den Monitor herab.
Was kann er?
„Jeden Tag winkt ein Geschenk“ – lautet der Slogan. Das klingt zwar toll, doch genau darin liegt das Problem. Denn auf dieses eine Geschenk hoffen auch noch mindestens 10.000 weitere Nutzer. Wie hoch die Chancen sind, den Tagespreis zu gewinnen, kann sich da jeder selbst ausrechnen. Aber immerhin, die Preise können sich sehen lassen: Eine Vespa, ein 50-Euro-Einkaufsgutschein, ein Topf-Set. Doch nach 24 Tagen mit dem Online-Kalender ist die materielle Ausbeute gleich null. Naja, immerhin ist der Spam-Ordner des eigenen E-Mail-Postfaches jetzt prall gefüllt.
Mit welchem Satz wird er überreicht?
„Sie müssen die Nutzungsbedingungen akzeptieren.“