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Warum es so viel Spaß macht, Verabredungen abzusagen
Es gibt gefühlt eine Million Gifs, Memes und Tweets, die das unvergleichliche Gefühl wiedergeben, das uns überkommt, wenn wir kurzfristig Pläne für den Abend absagen. Am liebsten per Whatsapp oder Mail, dann ist es nicht so peinlich.
Es ist uns halt was dazwischengekommen, wir wurden krank oder haben einfach einen Termin vergessen. In Wahrheit ist die Krankheit meist nur ein Kratzen im Hals, das nach einer Tasse Tee wieder verschwindet. Und die vergessene Verabredung war die mit dem Netflix-Account. Und was uns da dazwischengekommen ist, war einfach nur eine gewisse Erschöpfung und Unlust.
Und obwohl wir ziemlich gut wissen, dass es sich eigentlich nicht gehört, feste Pläne in letzter Minute abzusagen und der eigenen Bequemlichkeit zuliebe gute Freunde zu versetzen, können wir nicht anders, so verlockend ist es. Der Komiker John Mulaney verglich das Gefühl in einem Stand-Up-Auftritt mit Heroin:
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Die meisten Menschen bekommen mit Eintritt ins Erwachsenenalter einen Haufen zeitraubender Verpflichtungen aufgebrummt. Plötzlich muss man nicht mehr nur arbeiten, um sich Sachen kaufen zu können, sondern auch noch Steuererklärung machen, Bad putzen, einkaufen, kochen, abends irgendwelche Job-Events besuchen oder seinen Partner streicheln. Jede einzelne dieser Tätigkeiten kostet Zeit – zusammengenommen fast das ganze Leben. Kein Wunder, dass wir fast täglich der Versuchung ausgesetzt sind, Pläne wieder abzusagen, weil das Sofa zuhause seinen unwiderstehlichen Sirenengesang anstimmt.
Woher kommt dieses Wohlgefühl, wenn wir Pläne absagen und stattdessen daheim herumsumpfen? Natürlich gibt es Menschen, die an Angststörungen leiden und von Begegnungen mit Menschen komplett ausgelaugt werden. Doch die meisten von uns haben andere Gründe dafür, sich über einen freien Abend zu freuen.
Die Neurobiologin und Therapeutin Amy Banks hat mehrere Erklärungsansätze für dieses Hochgefühl. Der naheliegende Grund, dass wir einfach zu viel um die Ohren haben, kommt laut Banks gar nicht so oft vor, ist aber natürlich absolut legitim. Manche Menschen haben einfach sehr viele Verpflichtungen und ihre Tage sind so eng durchgetaktet, dass sie froh sind, wenn sie doch zwei Stunden finden, in denen es einfach gar nichts zu tun gibt.
Zu wenig Zeit? Haben die wenigsten
Doch die meisten von uns hätten eigentlich Zeit und neigen doch zur Absage. Oft liegt das daran, dass wir ein mulmiges Gefühl haben, bevor wir zu dem Treffen gehen. Das vergeht meist, sobald wir da sind, die Jacke ausgezogen haben und das erste Getränk in der Hand halten. Aber die Versuchung, dem blöden Gefühl nachzugeben und lieber zuhause zu bleiben, ist dennoch groß – und dementsprechend das Hochgefühl, wenn wir wirklich nachgegeben haben.
Ein anderer Grund für das Vergnügen der Absage könnte die Tatsache sein, dass die Freunde, die wir treffen, uns anstrengen. Sei es, weil sie ständig nur über sich selbst sprechen wollen oder immer dazwischen quatschen. Das stresst und lässt uns die Absage-Option sehr verführerisch erscheinen.
Einige Menschen haben ihre Freundschaften fast komplett ins Netz ausgelagert. Dort ist es uns möglich, unser Image und die Beziehungen zu den Menschen sorgfältig zu kuratieren. Dinge, die andere nicht unbedingt sehen müssen, werden ausgeblendet, Nachrichten sorgfältig verfasst – wir können uns in einem besonders angenehmen Licht präsentieren. Wenn so eine Online-Freundschaft dann in die Wirklichkeit übersetzt werden soll, wird die Angelegenheit weitaus weniger kontrollierbar und einige von uns dementsprechend nervös.
All das, so Banks, sind Gründe dafür, warum es uns so ein großes Vergnügen bereitet, bereits ausgemachte Pläne mit Freunden abzusagen. Nur noch übertroffen von der Endorphin-Auschüttung, wenn der andere absagt und man total unbeschadet aus der Nummer rauskommt und auch noch Bedauern heucheln kann.
Onwohl es uns so viel Spaß macht, Pläne abzusagen, sollten wir diesem Gefühl nicht immer nachgeben. Schließich wissen wir alle spätestens seit der Grundschule, dass man Freunde in der Regel nur dann bekommt und vor allem behält, wenn man sich mit ihnen abgibt. Und dass die allergrößten Abenteuer nicht zuhause in der Glotze auf uns warten, sondern da draußen in der Welt, ist auch nicht gerade die frischeste Erkenntnis der Welt – kaum ein Mensch wird sich auf dem Sterbebett wünschen, er hätte mehr Folgen „How I Met Your Mother“ gesehen.
Also: Hintern hoch und raus mit dir! Das Sofa ist bestimmt noch an seinem Platz, wenn du wieder nach Hause kommst. Versprochen!