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Norman sucht wieder nach seinem obdachlosen Vater

Foto: Screenshot/Twitter

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Normans Vater scheint verschwunden. Schon wieder. Und der 25-jährige Norman sucht noch einmal; so wie er es im Dezember 2017 schon tun musste. Damals hatte ihm letztlich seine Twitter-Community geholfen, den obdachlosen Klaus in Hamburg ausfindig zu machen. So kam das erste Treffen zwischen Vater und Sohn seit zwölf Jahren zustande. Seither hatten Norman und sein Vater nur sporadisch Kontakt, schließlich besitzt sein Vater kein Handy, Norman wohnt aktuell in den USA.

Die meiste Zeit musste sich Norman aber keine Sorgen machen. Sein Bekannter René besuchte seinen Vater regelmäßig an dessen üblichen Plätzen und erstattete Bericht. Seit Kurzem ist das anders. Denn René geht zwar immer noch an den Orten vorbei, doch Klaus ist dort nicht mehr anzutreffen.

Klaus' Freunde machen sich ebenfalls Sorgen, erzählen, sie hätten ihn schon lange nicht mehr gesehen und würden sich fragen, wo er ist. Einen Hinweis gibt es zu Klaus' Verschwinden – aber der ist eher beunruhigend. Norman erzählt am Telefon: „René hat mit einem Obdachlosen aus Estland gesprochen, der nur gebrochen Deutsch sprach. Er hat aber irgendetwas von Klaus, Notarzt und Krankenhaus erzählt. Das hat mich sehr mitgenommen. Auch, weil er meinte, er habe es ,nicht geschafft‘.“

Seither ist Norman noch unruhiger, telefoniert alle Krankenhäuser und Einrichtungen ab, die ihm Antworten geben könnten. Bisher weiß aber wohl keiner, ob oder was seinem Vater zugestoßen sein könnte. Deshalb sucht Norman also wieder über die Sozialen Netzwerke.

Obwohl ihm das nicht nur Zustimmung einbringt: „Die Hasskommentare sind genauso zahlreich und schlimm wie beim letzten Mal. Dieses Mal gibt es zwar weniger Vorwürfe, dass alles nur ausgedacht sei – aber man macht mir zum Vorwurf, dass Papa noch immer auf der Straße lebt“, sagt Norman.

Dabei hätte er, so erzählt Norman, das natürlich gerne geändert. Aber es gebe eben Gründe, warum das nicht geklappt hat. Gründe, die die Hater aber nicht interessieren würden: „Denen ist egal, dass ich am anderen Ende der Welt wohne, dass ich wenig Geld habe und dass mein Vater sich kaum helfen lassen will. Die verstehen nicht, dass man mit meinem Vater kaum verlässliche Absprachen treffen kann, weil der Alkohol ihn vergesslich gemacht hat.“ Norman reagiert deshalb schon gar nicht mehr auf die Hassnachrichten.

Er konzentriert sich auf das positive, auf das konstruktive Feedback. „Meine Follower unterstützen mich sehr. Viele stellen beispielsweise Telefonnummern zusammen, wo ich noch anrufen könnte.“ Und auf Facebook war sogar schon eine Antwort dabei, die Norman wieder Hoffnung macht. Darin schrieb jemand, dass er Klaus vor einigen Tagen  vor einem Discounter gesehen haben will. Bestätigen lässt sich das aber noch nicht. Also hofft Norman weiter.

lath

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