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Neues Gadget: Aufklappbare Handyhülle als Schatulle für den Verlobungsring
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Schon das Teaservideo ist so schrecklich abgedroschen: Der blasse Typ mit den zurückgegelten Haaren, geht – wie es sich für einen Mann gehört – vor seiner Angebeteten auf die Knie. Aber anstatt der klassischen Ringschatulle zieht er sein Handy hervor. Dann klappt er die Hülle auf und zum Vorschein kommt ein Ringständer mit einem schillernden Verlobungsring. Der Moment wird perfekt aufgenommen: Man sieht im unteren Teil des Videos den Ring und im oberen Teil das freudestrahlende und völlig überraschte Gesicht der Auserwählten.
Das hat der Welt noch gefehlt: eine Handyhülle für den Heiratsantrag mit sofortiger Social-Media-Wirkung. Eine amerikanische Firma bringt dieses absolut unnötige neue Gadget auf den Markt.
Die Message ist klar: Jetzt kannst du deinem Angebeteten oder deiner Angebeteten (tatsächlich werden auf der Website nur Männer angesprochen) doppelt Freude bereiten, indem du ihr oder ihm nicht nur einen Heiratsantrag machst, sondern das Ganze gleichzeitig filmst, um es anschließend oder sogar währenddessen per Livestream auf Facebook oder Instagram zu teilen. Da stört es auch nicht weiter, dass du deinem geliebten Menschen dabei nicht mal mehr in die Augen sehen kannst: Du bist schließlich mit Filmen beschäftigt. Ihr könnt es euch aber ein Leben lang wieder und wieder anschauen und mit euch zusammen die ganze Welt. Was für ein Traum!
Oder ein Alptraum: Zumindest für Personen wie mich, die generell schon bei den Worten „Verlobungsring“ und „Kniefall“ das Gruseln bekommen. All das ist jedoch erträglich, solange man mir es nicht aufdrängt. Doch genau das droht jetzt zu passieren: Einer der wohl intimsten Momente zwischen zwei Menschen kann nun durch eine simple Handyhülle zum Massenspektakel werden. Zwar findet man schon jetzt zahlreiche Heiratsantragsvideos auf Youtube mit singenden und tanzenden Menschen, nur sind diese meistens nicht live. Bei diesem neuen Produkt wird jedoch explizit vom Hersteller dazu aufgerufen, den Heiratsantrag direkt live zu übertragen. Und im Gegensatz zu einem Flashmob-Video ist der Aufwand wesentlich geringer und die komische Hülle von jedem und überall nutzbar. So erreichen wir einen neuen Gipfel der Fremdscham.
Die Hersteller der Handyhülle wollen den Heiratsantrag damit an moderne Zeiten und an die Bedürfnisse einer Generationen anpassen, der das „Ja“ nur dann reicht, wenn es möglichst viele Menschen miterleben und anschließend kommentieren können. Sie setzen damit auf den bestehenden Trend, jeden Moment des Lebens, auch den instimsten, mit der Welt teilen zu wollen. Dass andere Menschen das vielleicht gar nicht sehen wollen, ist egal.
Dabei wird der Antrag durch das wegbereitende Gadget nicht gerade origineller. Dennoch werden es genug Leute kaufen. Denn seine privaten Liebesschwüre mit anderen zu teilen, scheint für viele nicht nur normal, sondern (leider!) ein Muss zu sein. Dann muss natürlich auch der Heiratsantrag dementsprechend aussehen: zurechtgelegte Worte und das topgestylte Gegenüber. Nur die echte Romantik fehlt. Denn was ist am Ende wichtiger: Dass der geliebte Mensch „Ja“ gesagt hat oder wie viele Likes man bekommt?
Dass die Hochzeitsindustrie ein kommerzielles Monster ist, ist schon länger klar. Doch das Ganze jetzt auf diese Weise zu vermarkten und noch mehr Geld daraus zu ziehen, treibt es auf die Spitze. Das schafft, was zuvor unzählige Flashmobs und selbstgedichtete Songs nicht erreicht haben: Dem Heiratsantrag die letzte, noch verbliebene Würde zu nehmen – und irgendjemand verdient dabei auch noch ordentlich Geld. Denn im Gegensatz zu den selbstgedrehten Flashmob-Videos kostet die Hülle 40 Dollar.
Die leise Hoffnung, dass das alles nur ein Gag ist, besteht noch. Doch wie gesagt: Selbstvermarktungstrend. Da wundert mich nichts mehr.
Das einzige, worauf ich mich jetzt noch freuen kann, sind zahlreiche Videos von abgelehnten Anträgen. Denn die Sache bei Livestreams ist, dass man sich vorher nicht ganz sicher sein kann, wie die Antwort ausfällt.