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Horror-Date: Ringkampf im Bett
Dating-Situation: Spontaner Aufriss beim Rikscha-Fahren
Geschlecht und Alter des Dates: weiblich, Anfang 30
Vibe des Dates: Nahkampf in den eigenen vier Wänden
Horrorstufe: 7 von 10
Manche Dates sind schlimmer als andere, in dieser Serie erzählen wir davon. Diesmal geht es beim One-Night-Stand härter zu als unserem Autor lieb gewesen wäre. Daher hier eine Triggerwarnung: Es wird eine körperliche Auseinandersetzung szenisch beschrieben.
Und plötzlich stand sie vor mir. Es war ein Uhr morgens und ich hatte einen langen Arbeitstag hinter mir. Zu dieser Zeit arbeitete ich als Rikschafahrer auf dem Oktoberfest. Mein Job war es also, Besoffene nach Hause oder ins Hotel zu kutschieren und mir einen blöden Spruch oder auch mal einen Klaps auf den Hintern gefallen zu lassen. Jetzt hatte ich Feierabend und auf der Theresienwiese lagen nur noch Glasscherben, erbrochene Brezen und Bierleichen. Nicht gerade das ideale Setting für eine romantische Begegnung. Und romantisch sollte meine Nacht mit Christina, die eigentlich anders heißt, auch nicht werden.
Christina trug ein blau-weißes Dirndl und eine Spitzenbluse. Sie wirkte betrunken, aber das fiel an diesem Ort gar nicht weiter auf. „Fährst du mich nach Hause?” Erstmal keine ungewöhnliche Frage an einen Rikschafahrer. Aber Christina spielte dabei mit den Haaren und lächelte mich herausfordernd an. Es war ein Lächeln, das ein Gespräch über belanglose Dinge wie Geld oder das Fahrtziel völlig überflüssig erscheinen ließ. Ein Lächeln, das viel versprach und von mir nur eins verlangte: Dass ich zurück lächelte. „Klar, kann ich machen”, antwortete ich, bemüht dabei möglichst lässig zu wirken. Aber das musste ich gar nicht. Christina hatte sich schon in meine Rikscha gesetzt.
Wir lagen nackt aufeinander, als sie mir einen Befehl zurief: „Schlag mich!”
Wir fuhren an torkelnden Männern in Lederhosen vorbei und an Australierinnen mit Stoffhendl auf dem Kopf. Eine ganz normale Fahrt auf dem Oktoberfest eben. Nach wenigen Minuten spürte ich auf einmal wie Christinas Arme meine Hüfte umschlungen. Ich hielt am Straßenrand und wir küssten uns. Dann fuhr ich sie zu mir nach Hause.
So könnte diese Geschichte enden. Mit einem One-Night-Stand wie so viele andere: Routiniertes Knutschen, routiniertes Sich-die-Klamotten-vom-Leib-reißen, routinierter Sex. Eine flüchtige Wiesn-Begegnung halt. Aber diese Nacht verlief anders. Beim Küssen roch ich nicht nur das Bier, das Christina literweise getrunken hatte, sondern spürte auch einen Biss auf meine Unterlippe. Ich nahm ihn so hin. Aber was danach passierte, überforderte mich.
Wir lagen nackt aufeinander, als sie mir einen Befehl zurief: „Schlag mich!” Gut erzogen wie ich bin, gab ich ihr eine Ohrfeige, so hart, als würde ich ein Katzenbaby streicheln. „Härter!”Ich gehorchte. Aber Christina war gar nicht zufrieden mit meinem Job als „Domino“. Das zeigte sie mir, indem sie meine Brust mit einem Trommelfeuer von Schlägen traktierte. Ich starrte sie entgeistert an, sie schaute herausfordernd zurück. Wollte sie mich provozieren? Mich so dazu bringen, sie härter zu schlagen? Auf einmal spürte ich einen brennenden Schmerz in meiner linken Brustwarze. Christina hatte sie mit ihren Fingern wie einen Kreisel gedreht. Ich versuchte ihre Arme festzuhalten. Ich schrie sie an: „Hör auf damit!” Aus einem One-Night-Stand war ein Nahkampf im eigenen Bett geworden.
Schließlich schliefen wir miteinander, ganz ohne Ringkampf und Tränen
Nach einem nicht gerade olympiareifen Ringkampf gelang es mir, Christina mit beiden Armen auf mein Bett zu drücken. Sie wurde langsam ruhiger, die Lage schien sich zu entspannen. Aber dann passierte etwas, mit dem ich nicht rechnete. Christina fing an zu weinen. Warum sie weinte, sagte sie mir nicht. Ihre Tränen überforderten mich fast so sehr wie ihre Schläge. Ich nahm sie in den Arm und flüsterte ihr zu, dass alles gut sei. So lange, bis ihr Atem ruhiger wurde und sie einschlief. Auch ich schlief ein, aber mit dem Gefühl, eine tickende Zeitbombe in den Armen zu halten.
Am nächsten Morgen wachte ich neben einem neuen Menschen auf. Christinas Atem roch zwar immer noch nach Bier, aber sonst erkannte ich sie nicht wieder. Sie lächelte mich an, aber nicht mehr herausfordernd, sondern schüchtern. Leise fragte sie mich, was gestern passiert war. Ich sagte es ihr. Sie nickte. „Ja, das klingt nach mir.”
Wir wechselten das Thema und redeten über unsere Hobbys und Lieblingsfilme. Als hätten wir ein ganz normales Date. Wir verstanden uns so gut, dass ich ihr Verhalten von gestern fast schon wieder vergessen hatte. Schließlich schliefen wir miteinander, ganz ohne Ringkampf und Tränen. Unsere Klamotten hatten wir schließlich schon ausgezogen. Zum Abschied küssten wir uns auf den Mund. Trotzdem haben wir uns nie mehr wiedergesehen. Vielleicht war es dann doch zu viel Realität für die allererste Begegnung.