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Horror-Date, Folge 5: Der Frauen-Fütterer
Dating-Situation: Verkupplungsversuch einer Freundin
Geschlecht und Alter des Dating-Partners: männlich, 25 Jahre alt
Horror-Stufe: 7 von 10
Als ich zwanzig war, wollte mich meine Freundin Sabine mit dem großen Bruder ihres Freundes verkuppeln. Er war überhaupt nicht mein Typ. Trotzdem schleppte sie ihn jedes Mal an, wenn wir etwas unternahmen, und erzählte mir, wie toll er sei. Er hatte ein Lieblingsthema: die Langusten, die er im Kroatien Urlaub gegessen hatte.
Immer wieder schwärmte er davon, bis ich einmal im angetrunkenen Zustand sagte: „Oh die würde ich auch mal gern probieren“. Diesen Satz hätte ich mir verkneifen sollen, denn jetzt kam ich nicht mehr raus. Er war sofort Feuer und Flamme und buchte einen Tisch in einem teuren Delikatessen-Restaurant in München. „Na gut, einmal Essen gehen kann ja nicht so schlimm werden, er ist ja ganz nett“, dachte ich mir. Außerdem war ich noch nie in einem schicken Gourmet-Restaurant gewesen und ergriff die einmalige Gelegenheit.
Im Restaurant angekommen, empfahl er mir irgendwelche Krustentiere und ich entdeckte die Froschschenkel auf der Karte. Die fand ich lustig und wollte, dass er sie bestellte, was er umgehend machte.
Schon bevor das Essen kam, erzählte er permanent von seiner Ex-Freundin. Das störte mich zwar nicht, da ich nicht an ihm interessiert war, aber es langweilte mich. Als der Kellner das Essen brachte, konnte ich endlich mal Froschschenkel probieren. Ich fand sie eklig und freute mich über meine Languste. Er redete Froschschenkel kauend weiterhin über seine Ex. Von einer langweiligen Geschichte zur anderen wurde ich immer glücklicher, dass ich Single war. Irgendwann bestellte er die Rechnung. Fast hatte ich es geschafft.
Im Auto sah er mich mit strahlenden Augen an und sagte, dass er noch eine kleine Überraschung für mich hätte. Dazu müssten wir nur schnell zur Tankstelle und dann zu ihm nach Hause. Er verriet nicht, was er vorhatte, nur, dass es nicht lange dauern würde. Ich wollte nach Hause. Er sagte, dass es ihm sehr wichtig sei und ich es sicher ganz toll finden würde. Ich dachte: „Na gut. Das ist der Bruder von Sabines Freund, dann tu ich ihm halt noch den Gefallen. So schlimm wird es schon nicht werden.“
Wir fuhren also zur Tankstelle, ich blieb im Auto sitzen und er kaufte irgendetwas im Shop. Ein bisschen neugierig war ich jetzt schon. Und immerhin sprach er, seit ich eingewilligt hatte, nicht mehr von seiner Ex-Freundin.
Er kam mit einem Geschirrtuch aus der Küche und sagte, dass er mir jetzt die Augen verbinden würde
Wir kamen in seinem Einzimmer-Appartment an. Ich ahnungslos, er mit der Aral-Tüte in der Hand. Dann sollte ich mich auf die Couch setzen und warten, denn er würde „es“ nun vorbereiten. Zwischenzeitlich bekam ich Panik – kurz zuvor hatte ich „American Psycho“ angeschaut und meine Phantasie ging mit mir durch. Wieder dachte ich, dass er ja nur der Bruder von Sabines Freund war und außerdem wirklich nichts mit Patrick Bateman gemeinsam hatte.
Er kam mit einem Geschirrtuch in der Hand aus der Küche. Er sagte, dass er mir damit jetzt die Augen verbinden würde. Das überforderte mich komplett. Ich weiß im Nachhinein nicht, warum ich eigentlich mitgemacht habe. Das Geschirrtuch miefte. Mir wurde schlecht. Er sagte, ich solle den Mund öffnen. Das wollte ich nicht, aber als ich ihm das sagen wollte, steckte er mir einen riesigen Löffel mit Fruchtjoghurt in den Mund. Ich riss mir das benutzte Geschirrtuch vom Kopf und spuckte den Joghurt hinein. Dann schrie ich: „Ich hasse Joghurt!“
Mein Date schaute mich ganz enttäuscht an und sagte traurig: „Ich wollte doch nur mit dir füttern spielen. Das habe ich immer mit meiner Ex-Freundin gemacht. Und es war so schön.“ Er tat mir fast schon leid, aber mein Ärger überwog. Ich befahl ihm, mich sofort nach Hause zu bringen. Die Heimfahrt verlief schweigend.
Fruchtjoghurts mag ich jetzt noch weniger als vorher, aber vor allem lasse ich mich nicht mehr zu etwas zu überreden, das ich nicht will. Und wenn ich Männer mit Tankstellen-Tüten sehe, ergreife ich schlagartig die Flucht.
Die Autorin dieses Textes möchte lieber anonym bleiben. Sie ist der Redaktion aber bekannt.