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Horror-Date: Der Mann mit dem blutgeilen Rottweiler

Illustration: jetzt/British Library

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Dating-Situation: Abendlicher Spaziergang durch den Park

Geschlecht und Alter des Dates: männlich, 34 Jahre alt

Horror-Stufe: 6 von 10

In irgendwelchen Bars rumhängen kann jeder. Darum freute ich mich umso mehr, als Arvid* mir für unser erstes Date einen Spaziergang durch den Park vorschlug. „Dann kannst du gleich Fiete* kennenlernen“, hatte er geschrieben. Fiete war sein Hund. Nun kann ich von mir nicht behaupten, eine große Tierfreundin zu sein. Zwar habe ich nichts gegen Tiere – ich esse sie noch nicht mal besonders gerne –, sie sollen mich halt nur in Ruhe lassen. Darüber hinaus sind mir Menschen, die mit Tieren just for fun zusammenleben, normalerweise höchst suspekt. Doch Arvid war mir bisher sehr sympathisch erschienen. Und hey, vielleicht würde er mir sogar irgendwie verklickern können, was so geil an einem sabbernden Tier war, für das man drei Mal am Tag vor die Tür muss. Ich war also durchaus willens, mich weiterzuentwickeln.

Jedenfalls war ich das, bis ich die beiden am Parktor identifizierte. Zu meiner Überraschung waren sie ungefähr gleich groß. Nicht, dass ich in Arvid einen Riesen vermutet hätte. Aber dass Fiete ein gigantischer Rottweiler sein würde, hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Neben ihm wirkte sein Herrchen winzig. Und irgendwie hilflos. Aus der Ferne sah ich, wie viel Mühe es ihn kostete, Fiete zurückzuhalten, wenn ein anderer Hund ihn passierte. Na super, dachte ich.

"So krass wie bei dir hat Fiete bisher noch nie reagiert. Vielleicht riecht dein Blut ja besonders intensiv“

Doch zum Umkehren war es zu spät, Arvid und Hund kamen mir bereits entgegen. Der eine lächelnd, der andere sabbernd. Zur Begrüßung wollte ich Arvid umarmen. Doch bevor ich das tun konnte, schmiss sich mir der Hund mit voller Wucht auf seinen Hinterpfoten entgegen. Ich konnte seinen muffigen Atem riechen. Todesangst durchzuckte mich.

„Fiete, aus!“, schimpfte Arvid. Der Hund ließ tatsächlich von mir ab und kam wieder runter auf alle Viere. Aber nur, um augenblicklich seine Schnauze in meinen Schritt zu stecken. Ich sprang zurück, er sprang hinterher. „Fiete, aus!“, rief Arvid. Fiete gehorchte. Aber nur kurz. Dreißig Sekunden später bohrte er sich wieder zwischen meine Beine. Und dann wieder. Mein Geschlechtsorgan schien eine unwiderstehliche Wirkung auf ihn zu haben. „Hast du vielleicht deine Tage?“, fragte Arvid. Ich bejahte, wenn auch widerwillig. Normalerweise habe ich kein Problem damit, mich in stundenlangen Gesprächen über meine Ausscheidungen zu verlieren. Aber bitte nicht beim ersten Date. Und erst recht nicht mit einer Hundeschnauze zwischen den Beinen. „Das mit deiner Menstruation erklärt einiges“, sagte Arvid. „Obwohl, so krass wie bei dir hat Fiete bisher noch nie reagiert. Vielleicht riecht dein Blut ja besonders intensiv.“ Toll. Genau das will man hören an einem lauen Sommerabend, den man in seiner Vorstellung unter „möglicherweise romantisch“ verbucht hatte: dass man zu sehr riecht untenrum.

Arvid wollte mich trotzdem gern kennenlernen. Zumindest versuchte er das. Während unserer kleinen Runde durch den Park fragte er mich nach Herkunft und Studienfächern, und ich gab mir wirklich Mühe, ihm zu antworten. Doch Fietes Schnauze und das darauffolgende „Aus!“ durchtrennte unseren Gesprächsfaden mit penetranter Regelmäßigkeit. Nach einer halben Stunde Ausweichmanöver begriff ich, dass sich in Wirklichkeit niemand von uns weiterzuentwickeln bereit war. Weder Fiete, der nix gegen seine Natur konnte. Noch Arvid, der es nicht hinbekam, sich gegen seinen Hund durchzusetzen. Noch ich. Arvids Vorschlag, noch ein Bier vorm Späti zu trinken, lehnte ich dankend ab. Zu Hause musste mein Mitbewohner erstmal den Schnüffeltest machen. „Rieche ich irgendwie zwischen den Beinen?“, fragte ich. Er ging auf die Knie. „Ja“, sagte er. „Nach Hund“.

*Alle Namen geändert

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