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„Am Ende des Monats schauen wir, dass jede*r die Hälfte gezahlt hat“

Fotos: Privat

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Ob Miete, Lebensmittel, Restaurantbesuche, der gemeinsame Urlaub oder die Mate vom Kiosk: Wer eine Beziehung führt, kommt um das Thema Geld nicht herum. Das fängt bei der Frage „Zusammen oder getrennt?“ an und hört beim Führen des gemeinsamen Haushaltes lange nicht auf. Doch welche Modelle gibt es überhaupt? Was können die leisten? Wo liegen ihre Vor- und Nachteile? Wir haben fünf Paaren nach ihrem Finanzkonzept gefragt und über Unabhängigkeiten und Abhängigkeiten, Staffelung und fifty-fifty, Spendierhosen und centgenaue Buchführung gesprochen.

Gerecht geteilt:

„Wir haben kein Problem damit, uns gegenseitig etwas auszulegen, schreiben das aber genau in der App auf“

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Sebastian (30) & Kauê (30)

Sebastian: „Wir haben zwei Konten. Jede*r verdient sein eigenes Geld, das auf das eigene Konto geht. Die Miete und andere Fixkosten gehen von meinem Konto ab, Kauê überweist mir dafür Anfang des Monats einen Grundbetrag. Alle anderen gemeinsamen Ausgaben tragen wir in der App ,Splitwise‘ ein, also Lebensmittel, Hygieneartikel und so weiter. Innerhalb der App kann man Gruppen erstellen und dort Menschen hinzufügen, mit denen man abrechnen möchte. Also Geld. Am Ende des Monats schauen wir, dass jede*r die Hälfte gezahlt hat. Private Ausgaben, die den anderen nicht betreffen, können so gut unabhängig von den gemeinsamen Finanzen verwaltet werden. Der einzige Nachteil an der App ist die Nachvollziehbarkeit dieser eigenen Ausgaben. Aber um das zu lösen, kann man eine Gruppe nur mit sich selbst anlegen.

Gerade verdienen wir ungefähr gleich viel, wir möchten das System aber auch beibehalten, wenn sich das ändern sollte  Wenn ich mit meiner Promotion fertig bin, werde ich bestimmt doppelt so viel wie Kauê verdienen. Wir wollen aber keine Abhängigkeiten schaffen. Ich habe meinen Freund zum Beispiel auch finanziell unterstützt, als er aus Brasilien zu mir gezogen ist und erstmal keinen Job hatte. Ich habe damals den gesamten Haushalt allein finanziert. Nachdem er Arbeit gefunden hatte, hat er mir seine Schulden monatlich abbezahlt. Geld war zu der Zeit ein sensibles Thema, wir haben aber immer offen miteinander kommuniziert. Ich denke, das ist der Schlüssel dafür, dass Geld in der Beziehung nicht zum Streitthema wird.“

 

Alles gleich:

 

„Es geht darum, dass jede*r gleich viel hat“

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Hannes (29) & Patze (26)

Hannes: „Wir haben drei Konten: ein gemeinsames und jede*r noch ein privates. Auf das gemeinsame Konto gehen die Gehälter und weitere Geldeingänge der Partner*innen rauf, davon werden dann die gesamten Gemeinschaftsausgaben bezahlt, also Miete, Nebenkosten, Essen, Urlaube. Das Geld, das übrig bleibt, wird 50:50 geteilt, unabhängig davon, was wer eingezahlt hat. Es geht darum, dass jede*r gleich viel hat“

Patze: „Das Schöne ist, dass jede*r mit ihrem*seinem Geld machen kann, was er oder sie möchte. Dadurch haben wir am Ende die gleichen Möglichkeiten, selbst, wenn die*der eine sagt, dass er oder sie den Job wechseln möchte. Und wenn wir verzichten, verzichten wir beide gleich. Das löst Abhängigkeitsverhältnisse auf.“ 

Hannes: „Darüber hinaus kann man im längerfristigen Bereich auch bestimmte Dinge ausgleichen. Wenn jemand von uns aus dem Job geht, um zum Beispiel Care-Arbeit zu leisten, dann wird diese Arbeit gleichberechtigt wertgetschätzt. Das kann dieses Ein-Konto-Modell, was es bei unseren Eltern gab, nicht leisten. Da erscheint nur das Gehalt der einen verdienenden Person und damit wird die Arbeit, die der*die Andere leistet, entwertet. Bei uns geht das Gehalt aber auf ein Konto, von dem dann ein gleicher Betrag auf die Privatkonten überwiesen wird. Klar sieht man dann auch nur das eine Gehalt auf dem gemeinsamen Konto, aber wir haben beide gleich viel zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich mit dem System auch Laster ausgleichen lassen. Wenn ich zum Beispiel rauche oder ein teures Hobby betreibe, dann ist das (finanziell) mein Problem und meine Partnerin muss das nicht (finanziell) mittragen.“

Patze: „Um einen sinnvollen Betrag für das Taschengeld – also das nach den Fixkosten übrige Geld, das wir uns auf unsere Privatkonten überweisen –  zu ermitteln, haben wir geschaut, wie viel wir im Monat ungefähr ausgeben, wie viel wir uns also guten Gewissens auf unsere Konten überweisen können, ohne das Gemeinschaftskonto komplett leerzuräumen. Für Urlaub oder eine kaputte Waschmaschine muss bzw. möchte man immer vorsorgen. Das hat den Vorteil, dass wir auch planen können, wie viel wir für die individuellen Rücklagen zur Verfügung haben. Sollte es zu einer Trennung kommen, kann das Konto und der Hausstand easy aufgeteilt werden: Du nimmst einfach die Hälfte und gehst.“ 

Gestaffelt:

„Jede von uns hat Stärken und Schwächen. Geld ist davon nur ein Aspekt“

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Rachael (25) & Rebekka (27)

Rachael: „Meine Partnerin ist Studentin, ich arbeite in der Finanzbranche. Obwohl sie einen Nebenjob hat, verdiene ich ungefähr neunzig Prozent unseres Geldes. Mit einem so unterschiedlichen Finanzniveau sind Kommunikation und Transparenz zwischen uns sehr wichtig. Wir organisieren unsere Finanzen gemeinsam, das heißt, das Geld, das uns beiden jeweils zur Verfügung steht, betrachten wir als unser gemeinsames Gesamtvermögen. Es ist uns wichtig, dass wir beide das Gefühl haben, etwas beizusteuern. 

Wir staffeln Beträge kongruent zum Einkommensniveau, meine Partnerin zahlt also zehn Prozent unserer Ausgaben und ich neunzig Prozent. Wobei wir das auch nicht genau auflisten. Wenn meine Partnerin mich um Geld bittet, dann gebe ich ihr das, ohne etwas zurück zu verlangen. 

In meinem Job ist finanzielle Unabhängigkeit sehr wichtig. Ich finde es aber in Ordnung, sich in Abhängigkeiten zu begeben. Das gehört zu einer Partnerschaft dazu. Jede*r von uns hat Stärken und Schwächen und es ist okay, einander zu brauchen. Geld ist davon nur ein Aspekt. Wir geben uns in unserer Partnerschaft ja viel mehr als Geld, zum Beispiel Nähe oder Zeit.“

Prozentual:

 

„Ich würde jetzt nicht fragen, wenn ich eine Packung Aspirin kaufe“

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Jonas (36) & Anna (31)

Jonas: „Jede*r von uns bekommt das Gehalt auf das eigene Konto. Dann gibt’s  noch unser gemeinsames Konto, da zahlen wir Geld für gemeinsame Ausgaben ein. Ich bekomme ein regelmäßiges Gehalt, Anna ist freischaffend, sie hat mal mehr und mal weniger Aufträge. Damit wir das ausgleichen können, haben wir einen Prozentsatz vom monatlichen Einkommen festgelegt, den wir auf das gemeinsame Konto überweisen – bei mir ist der fest, bei Anna je nach ihrer finanziellen Lage. 

Vom gemeinsamen Konto zahlen wir alles, was uns beide betrifft. Ich würde Anna aber nicht extra fragen, wenn ich mir davon eine Packung Aspirin kaufe. Persönliche Ausgaben, wie Schmuck, Kleidung, Hobbys oder auch Urlaube mit Freund*innen und Geschäftsreisen zahlen wir von unseren eigenen Konten. Wir haben dafür inzwischen ein ganz gutes Gefühl. Dazu gehört auch, sich gegenseitig zu unterstützen und die Arbeit des*der Anderen wertzuschätzen. Weil ich weiß, dass Anna hart arbeitet, ist es nicht schlimm für mich, wenn sie zwei Monaten mal weniger einzahlt. Genauso, wenn ich mir zum Beispiel ein neues Fahrrad kaufe und deshalb knapper bei Kasse bin, dann überweise ich weniger auf das gemeinsame Konto. Wir bekommen bald ein Kind, da gilt das Gleiche: Wenn Anna oder ich zu Hause bleiben, arbeiten wir für die Familie, das heißt, wir bezahlen uns für diese Arbeit auch: Unser Gehalt überweisen wir uns dann von dem gemeinsamen Konto auf das jeweilige Privatkonto. 

Wir gehören nicht wirklich zu den Sparern, wir sind eher Genießer. Anna muss aber berufsbedingt in den Monaten, in denen sie mehr verdient, ein bisschen für die schlechteren Monate vorsorgen. Sie legt sich dafür Geld auf ihrem privaten Konto beiseite. Ansonsten sparen wir auch gemeinsam auf einem Tagesgeldkonto und einen Bausparvertrag. Wir wollen unsere eigenen Konten auch unbedingt beibehalten. Ich finde es unromantisch, wenn man nur ein gemeinsames Konto hat und Anna dann sieht, wieviel ich für ihr Weihnachtsgeschenk ausgebe.“

Nach Gefühl:

„Wir sind ein Paar, da kommt es nicht darauf an, wer zehn Euro mehr oder weniger bezahlt“

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Jan (22) & Nina (21)

Jan: „Wir haben jeweils ein eigenes Konto bei derselben Bank. Unsere Konten sind miteinander verknüpft, so konnten wir einen gemeinsamen Space einrichten, auf den wir beide zugreifen können. Darauf überweisen wir einfach die Restbeträge unserer Privatkonten am Ende des Monats. Das Geld ist dann für Urlaube, gemeinsame Anschaffungen oder Ausflüge. Ich verdiene mehr Geld als Nina und zahle deshalb auch meistens mehr ein. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. 

Im Alltag zahle dann mal ich, mal Nina. Das fühlt sich sehr natürlich und ungezwungen an. Wir sind ein Paar, da kommt es nicht darauf an, wer zehn Euro mehr oder weniger bezahlt. Wir leben ja auch gemeinsam. Im Alltag reden wir nicht wirklich oft über Geld, höchstens, wenn größere Anschaffungen gemacht werden müssen. 

Ich glaube, das System funktioniert vor allem, weil wir sehr ähnliche Vorstellungen haben, wie man mit Geld umgeht. Sowohl was das von uns gewählte System als auch die Dinge, die wir dann tatsächlich mit unserem gemeinsamen Geld bezahlen. Das sind oft gemeinsame Erlebnisse, wie Reisen oder dass wir zusammen Essen gehen.“

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