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Fünf Indizien, dass deine Beziehung noch eine Chance verdient hat

Manchmal fällt es schwerer, sich nicht zu trennen.
Illustration: FDE

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Wir gehen immer und andauernd: Wenn die Bedienung schnoddrig ist oder das Konzert zu lahm. Wenn der Job nicht passt oder die Stadt. Wenn die Freundschaft weniger wird. Oder eben die Liebe. Klar, die Welt ist voller Möglichkeiten, und niemand ist zu etwas verpflichtet. Warum sollte man also bleiben?

Und doch gibt es immer wieder diese Trennungen im Leben, nach denen einem schmerzlich bewusst wird, wie kurzsichtig es war, abzuhauen. Weil es solche Menschen wie diesen einen eben nicht so oft gibt. Weil wir es hätten schaffen können. Weil die Liebe noch da war, nur irgendwo versteckt unter den schorfigen Krusten des Alltags, den Verletzungen, unter Langeweile oder Entfremdung.

Eins vorweg: Eine Beziehung ist kein Disney-Film. Der eine „Richtige“, mit dem alles nach Zuckerwatte schmeckt, ist ein Mythos. Das solltest du dir ein für alle Mal merken.

Wenn wir intim miteinander werden, triggern wir uns zwangsläufig früher oder später an unseren sensiblen Punkten. Wir fangen an, einander weh zu tun, zu klammern, uns zu streiten oder miteinander zu langweilen. Keine Beziehung läuft lebenslänglich so euphorisch ab wie in der ersten Verliebtheits-Phase – und Menschen, die einem das einreden wollen, sind unglaubliche Verdrängungskünstler. Zeiten, in denen sich das Leben so anfühlt, als würde jemand deinen Kopf ins Klo drücken, sind völlig normal, frag mal deine Oma. Sie gehören zum Zusammensein. Und ganz ehrlich: Geht es dir mit dir selbst nicht manchmal auch so?

Der natürliche Impuls an dieser Stelle ist: freistrampeln und abhauen. Durchatmen. Ein neues Leben anfangen. Leider gewinnst du dadurch nicht zwangsläufig etwas. Denn jede deiner nächsten Liebschaften wird irgendwann an den Punkt kommen, an dem du dich vom Schicksal verarscht fühlst und dich fragst: „Bitte, das soll alles gewesen sein?“

Die Wahrheit ist: Das war noch lange nicht alles. Jedenfalls nicht, wenn du es nicht so willst.

Du kannst dich dafür entscheiden, dranzubleiben. Dich für den anderen wirklich aufzumachen. Du kannst diesen Wahnsinn aushalten. Also, jedenfalls solange das geht, ohne, dass dich die Männer in den weißen Kitteln holen kommen müssen. Und für diese Fälle gibt es hier einige Anhaltspunkte um zu entscheiden, ob sich der ganze Aufriss doch noch lohnt:

1. Es ist Liebe

Ihr lebt geradewegs aneinander vorbei. Oder nervt euch gegenseitig kolossal. Der Alltag frisst euch auf. Gute Beziehung geht echt anders, das ist klar. Aber da sind diese Momente, in denen du ahnst, dass ihr zusammengehört. Wenn eure Körper nachts so perfekt zueinander finden. Wenn du unwillkürlich lächeln musst, sobald du Fotos von euch beiden siehst. Wenn du es nicht übers Herz bringst, mit seinem Kumpel zu schlafen (obwohl du es wahnsinnig gern tätest), weil du weißt, dass es ihn verletzen würde. Was auch immer das für anrührende Momente bei dir sind – sie sind Indizien dafür, dass da irgendwo, tief in deinem Herzen, Liebe im Spiel ist. Und Liebe ist ja wohl der beste Grund ever, um zusammenzubleiben. An eurer beschissenen Beziehung solltet ihr natürlich trotzdem arbeiten, nur so, by the way.

2. Du hast eine schlechte Zeit

Läuft es nicht für dich – der Geldautomat zeigt dir den Stinkefinger, vor deinem Vitamin-D-Mangel hast du Depressionen bekommen und die Pizza unter dem Bett fängt schon an zu krabbeln – ist es selbstverständlich, dass du deinen Partner unerträglich findest. Der Rest deiner miesen Existenz ist es schließlich ja auch. Da steht also dein Typ und wedelt mit seinen Geldscheinbündeln, seiner guten Laune und dieser extralangen Greifzange, mit der er die Pizza unter seinem Bett in nullkommanix herausgeholt hätte. Wir halten fest: Du hast Probleme. Aber sieh sie dir mal genauer an – trifft deinen Partner irgendeine Schuld daran? Falls er nicht derjenige ist, der dein letztes Geld am Wochenende versoffen hat, solltest du dir überlegen, ob du nicht endlich die Verantwortung für dein Leben übernehmen und es in Ordnung bringen willst. Denn selbst, wenn du gehst: Du nimmst dich immer mit, Amigo.

3. Es ist etwas passiert. Etwas Schlimmes

Manchmal machen wir dumme Dinge. Lassen uns in einer lauen Sommernacht dazu hinreißen, doch noch mit dem Kumpel unseres Freundes ins Bett zu steigen. Hauen das gemeinsame Ersparte unabgesprochen für ein neues Auto auf den Kopf. Oder setzen heimlich die Pille ab, weil wir sooo dringend ein Baby wollen. Das alles sind schlimme Vertrauensbrüche und wenn sie ans Licht kommen, fragt sich der Hintergangene zu Recht: „Kenne ich dieses Arschloch überhaupt?“ Die gute Nachricht ist: Das Arschloch kennt sich selbst nicht besonders gut, sonst hätte es nicht derart destruktiv gehandelt. Wenn es Reue zeigt und die Dinge zwischen euch ansonsten halbwegs gestimmt haben, wäre das hier eine großartige Gelegenheit, um einander besser kennenzulernen. So lange sich solche Heldentaten nicht wiederholen, ist Vergebung eine klasse Sache – und eine zweite Chance sollte für jeden drin sein.

4. Ihr befindet euch in der Friendzone

So richtig ausgesprochen habt ihr es nie, aber ihr seid mehr Brüderchen und Schwesterchen als Geliebte geworden: Lacht über die gleichen flachen Witze, rülpst euch gegenseitig die größten Hits der Neunziger vor und könnt ganze Nächte mit „Fargo“ rumnerden. Aber aufeinander Rumturnen ist nicht mehr drin? Dennoch: Das sind die besten Voraussetzungen für eine lange, glückliche Beziehung! All den Menschen, die nicht auf Alltag und Intimität klarkommen, habt ihr echt was voraus. Ihr habt gemeinsame Interessen und Spaß miteinander. Jetzt müsst ihr nur noch rausfinden, ob das im Bett noch mal was werden kann. Reden hilft. Immer. Frag nach. Sag, was du willst, was dir fehlt, wonach du dich sehnst. Wenn du merkst, dass dir deine Scham dabei im Weg steht, rede erstmal über die Scham. Sie wird davon weniger, versprochen!

5. Du hast dich verstellt

Grade am Anfang einer Beziehung wollen wir oft möglichst gut dastehen. Lauter kluges Zeug faseln, überromantische Dates arrangieren, einen Höhepunkt nach dem anderen liefern. Dummerweise verlieren wir uns dabei meist selbst aus den Augen und finden uns unversehens in irgendeiner Rolle wieder, die wir nie vor hatten zu spielen. Werden zum Big Spender, zum Party-Crasher oder zur Sex-Maschine, und wenn wir Pech haben, stecken wir da über Jahre drin fest. Irgendwann fragen wir uns, warum sich alles so bedrückend mit diesem Menschen anfühlt und was das alles überhaupt noch soll. Das Ding ist: Nur du bestimmst, ob du eine Maske trägst oder ob du dich zeigst. Werde wieder du selbst, so schwer sich das ab einem gewissen Punkt auch anfühlen mag. Denn das ist die einzige Art und Weise, wie echte Intimität entstehen kann.

Und jetzt?

Eine Garantie gibt es natürlich trotzdem für gar nix. Kann schon sein, dass du am Ende kostbare Lebenszeit verschwendet haben wirst, um festzustellen: Dieser Mensch war es wirklich nicht. Aber dann weißt du das wenigstens sicher, und musst dir nicht wie ich nach meiner ersten langen Beziehung über Jahre hinweg quälende Gedanken darüber machen, ob du vielleicht den größten Fehler deines Lebens bereits in deinen Zwanzigern begangen hast.

Hast du noch Fragen? So was hier zum Beispiel: „Was ist, wenn ich in einer wirklich beschissenen Beziehung stecke? Du meinst doch nicht im Ernst, dass ich mir das weiterhin geben sollte?“

Nö. Echt nicht. Sollte dich beim Anblick deines Pendants regelmäßig der Brechreiz überkommen (und er steht eindeutig nicht im Zusammenhang mit deinen Besuchen bei diesem zweifelhaften Taco-Laden), dein Freund deinen Körper/Intellekt/Kleiderschrank mit Schmähungen überhäufen, oder du weißt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass er einen Giftanschlag auf dich plant, dann: Nimm deine Beine in die Hand und lauf so schnell du kannst!

Dieser Text erschien erstmals am 14. Juli 2017 und wurde am 16. Dezember 2020 aktualisiert.

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