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Worauf muss ich beim Onlinedating achten?

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Im Grunde funktioniert Onlinedating genauso, wie Real-Life Dating: Man begegnet einem Menschen, findet ihn interessant, fühlt sich sogar angezogen von ihm, obwohl er ein Unbekannter ist. Das Prinzip ist in beiden Welten dasselbe - und das Problem auch: Der erste Kontakt muss auch beim anderen Interesse wecken.

„Die erste E-Mail sollte deshalb neugierig machen“, sagt Iris Aldenhoff von der Online-Partneragentur Parship. Für die erste Kontaktaufnahme reichen ein paar nette Zeilen vollkommen aus, sagt sie. „Schreib etwas über dich, stell dich vor - aber erzähle nicht gleich die gesamte Lebensgeschichte.“ Am besten aber, rät Aldenhoff, geht man auf den anderen ein, nimmt etwas aus dem Profil in die erste Mail auf. Der Lieblingsfilm des anderen ist auch deiner? Ein interessantes Foto, ein Zitat im Profil geht dir nicht mehr aus dem Kopf? Wichtig sei, dass man den anderen wahrnehme und Interesse an ihm zeige. Massenmails sind beim Onlinedating verboten. Man könne auch schreiben, warum man den anderen gerne kennenlernen möchte, erklärt Iris Aldenhoff. Gut sind auch Fragen: Der andere kann nicht anders, als zu antworten.

Eine andere Möglichkeit ist, Gemeinsamkeiten zu schaffen. Wer in derselben Stadt wohnt, kann auf die neu eröffnete Bar in der Fußgängerzone eingehen. Wer die gleiche Sportart ausübt, kann nach Wettkampf-Erfolgen fragen. Ob nach diesen ersten Mails ein ungezwungenes Gespräch entsteht, merken beide schnell.

Vorsicht aber vor Fakes: Im Internet ist es einfach, die wahre Identität zu verschleiern. Gezielte Fragen können helfen, Fakes die Tarnung zu nehmen, erklärt Felicitas Heyne, Autorin, Psychologin und Mitbegründerin der Initiative saferdating.de. „Kann der Mail-Partner beispielsweise spontan etwas über seine Stadt erzählen, was ein Auswärtiger eher nicht wüsste?“ Ein Zögern sollte stutzig machen, genauso wie nur ein einzelnes oder perfektes Foto, das er schickt. Oder die „Hinhalte-Taktik“. Der andere zögert ein Treffen hinaus oder schreibt auffallend viele SMS? Unter Umständen stecke ein Fake dahinter - oder ein „Profi-Chatter“, sagt Felicitas Heyne. „Das Prinzip hinter diesen Geschäftsmodellen: Sie sollen den anderen zu möglichst vielen Antworten animieren.“ Eine Antwort-SMS an die Nummer könne schnell 1,99 Euro kosten. Sind die ersten E-Mails viel versprechend, ist ein Telefonat der nächste Schritt. Danach erst ein persönliches Treffen - und zwar „so schnell wie möglich“, meint Parship-Sprecherin Iris Aldenhoff. Denn nur so könne man herausfinden, ob es tatsächlich funkt.

Je länger man in der virtuellen Welt „zusammenlebt“ ohne sich tatsächlich zu treffen - je besser man sich zu kennen scheint -, desto höher werden die Erwartungen an den anderen. „Nicht zögern“, sagt Aldenhoff, „bleib nicht beim E-Mail-Kontakt hängen“. Der Kopf beginnt, sich die Zukunft auszumalen, ein Bild des anderen zu entwerfen.

Für das erste Treffen schließlich empfiehlt sie unbedingt einen öffentlichen Ort - statt eines Kochabends zu zweit in der Wohnung. Felicitas Heyne rät außerdem, vorher jemanden aus dem Freundes- oder Familienkreis zu informieren. Hilfreich könne auch eine „Notausstiegs-Strategie“ im Kopf sein, erklärt Heyne: „Eine freundliche Entschuldigung und schnelle Verabschiedung sollten jederzeit möglich sein.“ „Für Singles ist der Einsatz von Onlinedating-Portalen so selbstverständlich wie der Gang in die nächste Kneipe.“ Das schreibt die europäische Singlebörse „be2“ als Fazit einer Studie. Vierzig Prozent aller Singles seien demnach im Internet auf Partnersuche. Rund 5,4 Millionen Deutsche gaben darin an, ihren Partner online gefunden zu haben - das entspricht knapp 19 Prozent der Internet-Nutzer zwischen 14 und 65 Jahren.

Die Anonymität im Internet ist ein Vorteil - und ein Nachteil. Einerseits fällt die Kontaktaufnahme leichter, andererseits aber auch das Verteilen von Körben. Schon das Leben ist hart, und Onlinedating ist hier knallhart. „Tot stellen“, einfach nicht zu reagieren, fällt leicht, wenn man einander nicht kennt. An der Bar würde man sich aber auch nicht einfach wegdrehen. Deshalb sollte auch online eine Absage höflich geschehen. Details („du bist mir zu dick“) sind dabei nicht wichtig. „Denk in diesem Zusammenhang auch darüber nach“, sagt Iris Aldenhoff, „ob die Auswahl nicht zu rigoros ist“. Ein zu enges Raster („1,80 Meter, blond, blauäugig“) führt zum Tunnelblick. Auf der Suche nach dem Ideal verliert man alles andere aus dem Blick. „Lass dir Zeit - und gib Begegnungen eine Chance.“

Benjamin Dürr, 22 Jahre, hat inzwischen einige Frauen im "Online-" und "Offline-Leben" kennengelernt - ist aber trotzdem Single.
Fünf Tipps für‘s Onlinedating:

1. Statt das Netz wahllos auszuwerfen, genau hinschauen: Massenmails sind beim Onlinedating verboten. Je persönlicher die Mail, desto eher schreibt der andere zurück. Ein Gespräch kann mit einer kurzen Vorstellung beginnen, mit einer Frage oder einem netten Kommentar über das Profil des anderen.

2. „Tot stellen“ ist nicht fair. Wer kein Interesse hat, sollte dies freundlich und bestimmt schreiben. Ein „Online-Korb“ fällt wegen der Anonymität im Internet leichter - trotzdem gehöre Mut und Taktgefühl dazu, sagt Iris Aldenhoff von Parship. Außerdem rät sie: Keine Details. Begründungen wie „du bist mir zu dick“ sind trotz Anonymität verletzend.

3. Vorsicht mit Anspielungen und Ironie: Im persönlichen Gespräch kann einem Seitenhieb leicht der Stachel genommen werden. Im Internet kann das aber zu Missverständnissen führen.

4. Nicht beim Mailen hängenbleiben: Wer einen Partner sucht, wird nie an einem persönlichen Treffen vorbeikommen. Je früher es stattfindet, desto besser, sagt Iris Aldenhoff. Das vermeidet Enttäuschungen.

5. Den Verstand nicht ausschalten: Trotz aller Gefühle die Situation aus einer gewissen Distanz betrachten. Dazu gehört auch, nicht zu schnell zu viele private Kontaktdaten oder Fotos herauszugeben.

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