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Woher bekomme ich Geld für meine Band?
In einer Band zu spielen ist kein günstiges Hobby. Gerade als Mitglied einer aufstrebenden Band, die nicht mehr nur der Geheimtipp in Pinneberg ist, aber auch noch keine Größe in Hamburg. Die Einnahmen sind oft überschaubar, die Ausgaben horrend. Bands dieser Art spielen Konzerte meist gegen einen Kasten Bier oder für Peanuts, bürokratisch-frech „Aufwandsentschädigung" genannt. Hat die Band kein Label, werden die Kontos der Mitglieder geplündert: Der Mietbulli will bezahlt werden, genauso der Dauerauftrag mit dem Betreff „Proberaum", der Studioaufenthalt, die Gitarrenreparatur, der Satz Saiten und die Rolle Gaffertape.
Woher das Geld nehmen, um all das zu bezahlen und nicht knietief im Disposchlamm zu versinken? Erste Idee beim „Band sucht Geld"-Brainstorming: Wer Geld braucht, geht zur Bank und bemüht sich um einen Kredit, den man in Raten abbezahlen kann. Nils Kolonko, Bandcoach und Autor des Buches „Bandologie — Wie man als Musiker seine Band zum Erfolg führt", rät uns im Gespräch von dieser Lösung ab: „Ich halte Bankkredite für das falsche Mittel, um eine Band nach vorne zu bringen." Zu einem Kredit bei der Bank gehören nämlich auch Zinsen. Nils empfiehlt stattdessen, nach Kreditwilligen im persönlichen Umfeld der Band zu schauen. Oft sind es die Verwandten, die Geld auch ohne Zinsen borgen, sich auf flexiblere Ratenzahlungen einlassen und so die „kleine Anschubgeldspritze" bereitstellen: „Zum Beispiel wurde das erste Album von Kettcar mit einem Kredit der Mutter des Bassisten finanziert."
Doch nicht jeder hat betuchte Eltern, die bereit sind, Geld in die rappende Tochter oder den dubsteppenden Sohn zu stecken. Dann können Kulturförderungen helfen. „Die meisten Förderungen laufen so, dass man entweder Vergünstigungen erhält oder selbst Geld investiert, das dann aufgestockt wird", erklärt Nils. Solche Förderungen gibt es von Kommunal- bis EU-Ebene, für Klassik wie auch für Popmusik.
Um die passende Förderung für deine Band zu finden, verweist Nils auf spezielle Suchseiten wie die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft oder die Suchmaske des Deutschen Informationszentrums Kulturförderung. Die bekannteste Fördereinrichtung für den deutschen Popnachwuchs ist die Initiative Musik. Diese Initiative der Bundesregierung bezuschusst Projekte wie zum Beispiel die Aufnahme des Debütalbums oder eine Kurztour durch die Staaten. Bands wie Boy, Turbostaat oder Whitest Boy Alive haben davon bereits profitiert. Bewerben dürfen sich nur Künstler, die nicht mehr als zwei Alben veröffentlicht haben. „Im Idealfall sollte man Nachwuchsband oder ein in der Musikbranche tätiges Unternehmen aus Deutschland sein und Bandmitglieder beziehungsweise Mitarbeiter mit Migrationshintergrund haben", so Nils, „das sind die Schwerpunkte dieser Förderung." Der Haken an der Initiative: Sie fördert nur Projekte, die einen Eigenanteil von mindestens 15.000 Euro zur Verfügung haben. 15.000 Euro, die hat man im Normalfall nicht so schnell zusammen. Es sei denn, die Bausparverträge aller Bandmitglieder werden zweckentfremdet.
Ein anderer Weg, die nötige Startsumme für die Initiative Musik zu sammeln, ist Crowdfunding: Eine Band bittet öffentlich um Geld für ein bestimmtes Ziel wie die Finanzierung eines Musikvideos, die Unterstützer dieses Projekts kriegen im Gegenzug ein Geschenk von der Band. Je nach Höhe des frei wählbaren Unterstützungsbetrags kann das ein Gästelistenplatz für das nächste Konzert der Band sein oder sogar ein Auftritt im Wohnzimmer des Supporters. In den letzten Jahren haben sich verschiedene Crowdfunding-Seiten etabliert wie Kickstarter, Startnext oder, nur für Musik, Pledgemusic.
Es muss aber nicht über eine der bekannten Plattformen laufen, sagt Nils. Auch die DIY-Variante kann klappen: „Konto eröffnen, eure Aktion erklären, Aufruf an die Fans starten. Das geht dann zu euren Bedingungen – unabhängig von einem externen Anbieter." Crowdfunding klappt besser, wenn man sich als Band schon eine stabile Fanbase erspielt hat. Je bekannter deine Band ist, desto leichter ist es außerdem, an ein Endorsement zu kommen. Endorsements sind Werbeverträge, die ein Künstler mit einem Instrumentenhersteller abschließt. Nils bezeichnet das Prinzip als „Tauschgeschäft": Wenn ein Trompetenanbieter mehr Geld dadurch einnimmt, dass du das Gesicht hinter der Trompete bist, lohnt es sich für ihn, dir einen Rabatt auf deinen nächsten Trompetenkauf zu geben oder Ständer, Mundstücke und Pflegemittel kostenlos bereitzustellen. Um herauszufinden, ob dein Lieblingshersteller sich auf ein Endorsement einlässt, kontaktierst du ihn am besten einfach. „Falls das Endorsement noch nicht möglich sein sollte, erfrag die Bedingungen des Herstellers und setz dir diesen Deal als eines deiner Ziele", so Nils' Tipp.
Ziele sind wichtig für das Vorankommen mit deiner Band, aber Geld ist, wie so oft im Leben, auch hier nicht alles. In Nils' Worten: „Ein hohes Startkapital ist keineswegs eine Garantie dafür, dass aus einer Band mehr wird als aus einem Musiker, der sich mit einem Laptop in eine Ecke setzt und mit viel weniger Geld ein geniales Album erstellt." Konstantin Gropper von Get Well Soon hat es so gemacht. Er war nicht in einem teuren Studio, sondern in seinem Schlafzimmer. Dort hat er für wenig Geld sein Debüt eingespielt, das später durch die Feuilletons der Republik geisterte. Die Miete für den Bulli ist heute wahrscheinlich kein Problem mehr für ihn.
Jurek Skrobala, 27, hat den Überblick verloren, wer in seiner Band wem noch was schuldet.
Fünf Tipps für mehr Geld in der Band:
1. Wenn du dir einen Kredit besorgst, dann am besten nicht bei der Bank. Probier's mal mit der reichen Tante.
2. Kulturförderungen wie die "Initiative Musik" gibt es zuhauf. Informier dich vorher gut, welche Voraussetzungen du dafür erfüllen musst.
3. Crowdfunding heißt das Ding der Stunde. Klappt besser, wenn deine Band schon bekannter ist.
4. Bekanntheit hilft auch im Falle von Endorsements, also Werbeverträgen mit Instrumentenherstellern. Deinen Lieblingshersteller einfach mal anzufragen, kostet aber nichts.
5. Geld ist nicht alles. Inhaltlich überzeugende Musik, Texte und Attitüde der Band sind erheblich wichtiger für die Erfolgsaussichten deiner Band als die Wahl der Finanzierung.
Text: jurek-skrobala - Cover: Maria Vaorin / photocase.com