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Wie kann man sich dauerhaft zum Sport motivieren?
„Es bringt überhaupt gar nichts, zum Joggen zu gehen, weil das besonders gesund ist“, sagt der Sportpsychologe Ralf Brand von der Universität Potsdam. „Das ist zum Scheitern verurteilt.“
Psychologen sprechen auch von dem Unterschied zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation. Wie wohl auch jede andere Sportkrücke weiß, motiviert etwa das Ziel schwindender Hüftspeck nur mittelmäßig erfolgreich. Wer nicht mit preußischer Disziplin gesegnet ist, wird das rein ergebnisorientierte Turnen bald wieder aufgeben. Viel besser klappt es mit dem regelmäßigen Sporteln, wenn man etwas findet, das einem wirklich Spaß macht, also intrinsisch motiviert. „Man sollte sich nicht sofort festlegen, sondern verschiedene Sportarten ausprobieren“ rät Ralf Brand daher. Der eine braucht einen Ball, der andere Musik, der nächste ein Wettbewerbselement, um Spaß zu haben.
Diesen Zusammenhang kenne auch ich aus meiner Grundschulzeit. Damals bin ich regelmäßig zum karnevalistischen Gardetanzen gegangen. Ich hatte eine Aktivität gefunden, die mir in so ziemlich jeder Hinsicht Spaß machte. Denn ich mag tanzen und ich mag verkleiden. Folglich fand ich Beine schmeißen in Uniform zu Hummtata-Musik gut. Irgendwann war leider der Trainingstermin nicht mehr mit meiner Grundschüler-Agenda vereinbar.
Auch, dass ich dort mit meiner besten Freundin zusammen hingegangen bin, ist laut Ralf Brand ein guter Trick – „solange man kein Problem damit hat, dass einen die Freunde verschwitzt und in Sportklamotten sehen“. Auf den sozialen Faktor kann man auch anderes setzen: „Wer Freunde einweiht, dass er einen ernsthaften Sportversuch startet, wird sich eher aufraffen, weil er sich verpflichtet fühlt“, meint Sportpsychologe Brand. „Man kann sie auch bitten, dass sie einem einen ernsthaften Einlauf verpassen, wenn man sein Sportprogramm schleifen lässt.“
Noch einen anderen Trick von Ralf Brand habe ich in einer anderen Phase von Lebensabschnittssportlichkeit unbewusst angewandt: „verbindliche Planung“. Während meiner Zeit an der Journalistenschule hatte ich einen Mitschüler und eine Mitschülerin, mit denen ich die Isar rauf und runter gerannt bin. Mit beiden hatte ich feste Lauftermine, die wir fast immer eingehalten haben. Und das, obwohl ich eigentlich gar nicht gern Laufen gehe.
Die Antwort von Juliane Frisse, 24 Jahre, hat nach ihrer inzwischen dritten Auszeit gerade wieder mit dem Laufen begonnen, dummerweise extrinsisch motiviert.
Fünf Tipps, sich dauerhaft zum Sport zu motivieren:
1. Teure Fitnessstudioverträge funktionieren als Motivator leider schlecht. Ich kenne niemandem, bei dem die Methode schlechtes Gewissen – „Jetzt zahle ich schon so viele Euros für meinen Vertrag, da werde ich wohl auch regelmäßig zum Sport gehen“ – funktioniert hätte. Das spricht aber nicht gegen Fitnessstudios an sich: Die Belohnung, nach dem Bauch-Beine-Po-Kurs in die Studio-Sauna zu gehen, motiviert wesentlich besser.
2. Wer Probleme hat, sich zu motivieren, sollte sich fürs Sporteln ohne zeitliche Vorgaben entscheiden. Laufen gehen oder 30 Liegestütze machen kann man immer auch noch eine Stunde später. Der Sportkurs an der Volkshochschule ist dann leider schon wieder zu Ende.
3. Nicht zu ambitioniert sein: Wer zu hohe Erwartungen an sich richtet, schmeißt die Turnschuhe schnell wieder in die Ecke. Niemand muss dreimal die Woche die große Runde durch den Park joggen und Gewichte stemmen. Immer daran denken, dass einmal Sport pro Woche besser ist als keinmal.
4. Shoppen! In hübscher Trainingsklamotte macht's mehr Spaß als im ausgeleierten „BacABI – 13 Jahre Rum“-Shirt.
5. Wenn man sich mal gar nicht aufraffen kann: Mit dem Fahrrad zur Schule, Uni, Arbeit fahren. Wer in Regenjacke und -hose investiert, ist genauso gut gegen faule Ausreden wie für den nächsten Schauer gerüstet.