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Wie halte ich ein gutes Referat?
Um unser Englisch zu schulen und uns die Angst vorm Referieren zu nehmen, führte meine Englischlehrerin in der 11. Klasse einen Referatsmarathon ein. Schließlich braucht man sicheres Auftreten, gutes Englisch und rhetorisches Geschick sein ganzes Leben lang. Jeden Tag erzählten zwei Schüler jeweils 10 Minuten lang etwas über ein Thema ihrer Wahl. Das lief alles ganz gut. Bis Paul an die Reihe kam. "Today I would like to tell you something about Magic." Pauls tiefe pubertäre Stimme brach am Ende des Satzes in ein hohes Mädchenfiepen ab. Es ging ein angespanntes Zittern durch die Klasse der Vorbote eines riesigen Gelächters. "Magic is a card game...", und Paul rannte heulend aus dem Klassenzimmer.
Dabei hat Paul gar nicht mal so viel falsch gemacht, wie Dr. Susanne Frölich-Steffen, freiberufliche Rhetorik- und Kommunikationsberaterin, erklärt. "Es ist wichtig, ein Thema zu finden, zu dem man selbst einen Zugang hat. Man kann sich das wie eine Kletterwand vorstellen: Man braucht irgendwo einen Punkt an dem man anfängt. In der Regel ist das dort, wo man sagt, was interessant und spannend an dem Thema ist." Und etwas, das die anderen Studenten auch interessiert.
Es wird wahrscheinlich an Pauls extrem schüchterner Natur liegen, dass er mit der Atmosphäre des Vortragens nicht klar gekommen ist. Wie bei allen Klausuren in der Uni kann man sich die Angst vor einem Referat generell mit einer guten Vorbereitung nehmen. Die sollte dann aber auch entgegen allem Studenten-Habitus früh genüg beginnen. Wer damit kurzfristig beginnt, ist man zwar gedanklich mitten in der Thematik, aber verliert den Blick für das "Ganze". Klar und gut durchstrukturiert kann man sich später von Punkt zu Punkt hangeln.
Dabei behält man auch die Zeit viel einfacher im Blick. Zu Hause sollte man den Vortrag schon mal laut nachspielen und sich dabei notieren, wie viel Zeit man für jeden Punkt gebraucht hat. Somit kann man sich in der echten Referats-Situation mit Hilfe einer Stoppuhr daran orientieren, ob man zu schnell oder zu langsam spricht. Es gibt dafür auch eine App, bei der sich nach einprogrammierten Zeitintervallen die Farbe des Handybildschirmes ändert.
Wichtig ist auch die Wahl des Mediums: Tafel, Folie oder Power Point? Die Antwort ist einfach: Wo man sich am wohlsten fühlt. Jeder wurde als Schüler durch zig Referate gejagt, und es soll auch eine Zeit gegeben haben, in der nicht jeder einen Laptop und Power Point hatte. Inhaltlich gilt dabei immer, dass Weniger mehr ist. Der Informations-Overload lenkt nur vom eigentlichen Mittelpunkt, nämlich der/die Referent/in, ab. Fortgeschrittene Referenten verwenden für die Power Point Präsentation zum Beispiel sogar nur Grafiken.
Nun kann es aber sein, dass man trotz guter Vorbereitung und perfekter Medien-Wahl immer noch riesigen Bammel hat. Dagegen hilft ein ganz einfaches Rezept: Bewegung und Sauerstoff. Heißt, am Tag des Referats mal eine Station früher aussteigen und den Rest zu Fuß laufen. Auch das in Äpfeln enthaltene Enzym Pektin senkt den Adrenalinspiegel.
Psychisch sollte man auf jeden Fall nicht versuchen, die Nervosität zu unterdrücken. "Es funktioniert ja auch nicht, wenn ich mir sage: Ich will nicht mehr so viel Schokolade essen. Lieber sage ich mir, ich will mehr Karotten und Paprika vor dem Fernseher essen! Dann klappt das eher." Also denkt man nicht an seine Nervosität, sondern konzentriert sich auf eine andere, positive Sache. Zum Beispiel kann man sich vornehmen, bei dem einen Referat das Publikum direkt anzublicken, oder bei einer Power Point Präsentation nicht auf die Wand, sondern nach vorne zu gucken. Von einem Witz zu Beginn, um die Stimmung aufzulockern, rät Dr. Frölich-Steffen ab. "Lieber eine Anekdote, oder ein Fun-Fact zum Thema. Nicht jeder hat denselben Humor. Witze können also schnell nach hinten losgehen."
Das Handout kann ein regelrechtes Seufzen durch den Kurs gehen lassen. Denn manche Studenten haben immer noch nicht verstanden, dass auf einem Handout nur das Wichtigste stehen soll. "Ein Handout, das identisch ist mit dem Vortrag, kann die Aufmerksamkeit erheblich reduzieren." Namen, Zahlen oder Fachwörter, die der Student während des Vortrages vielleicht in der Schnelle und Kürze der Zeit nicht mitbekommt, sollten ihren Platz auf dem Handout finden. Wichtig ist dabei, dass auf jeden Fall die Reihenfolge mit dem Vortrag abgestimmt wird, sonst kann dies zur Verwirrung führen. Wenn das Handout eher eine stichpunktartige Zusammenfassung des Vortrages ist, dann teilt man dieses erst nach dem Referat aus.
Ein Referat kann man schön mit einer Diskussion abschließen. Am einfachsten stellt man dem Kurs die Frage, inwiefern das Thema oder die vorgestellte Theorie heute noch wichtig ist. Am Schluss, als auch am Anfang des Referates gilt: Blickkontakt mit den Studenten herstellen, selbstbewusst auftreten und so die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen, ohne auf den Zettel oder Laptop zu gucken.
Andrea Wieczorek, 21, hat nach der Recherche zu diesem Text ihre Liebe zu Äpfeln und Referaten wiedergefunden.
Fünf Tipps, die dir helfen, ein Referat gut zu meistern:
1. Fange schon früh mit der Vorbereitung an. Eine klare Struktur wird dir helfen, den Überblick nicht zu verlieren und dich mit unwichtigen Details aufzuhalten.
2. Mach dir bei der Vorbereitung auch Gedanken darüber, was andere Studenten an dem Thema interessieren könnte, um entweder damit einen Einstieg zu finden, oder die Diskussionsrunde zu eröffnen.
3. Wähle nicht das Medium, das gerade am Coolsten ist, sondern das, mit dem du dich am Wohlsten fühlst. Egal ob Power Point Präsentation, Folie oder Tafelbild: Fasse dich kurz und verwende Stichpunkte, oder gar nur Bilder. Blicke während des Vortrages nicht an die Wand, sondern in das Publikum.
4. Bei Nervosität vor dem Referat hilft Sauerstoff und Bewegung, um den Adrenalinspiegel natürlich zu senken. Auch das im Apfel enthaltene Enzym Pektin hilft dir, deine Angst in den Griff zu kriegen. Benutze eher Anekdoten oder Fun-Facts um die Stimmung zu lockern - Witze können aufgrund unterschiedlichen Humors nach hinten losgehen.
5. Das Handout sollte nicht identisch mit dem Vortrag sein, denn das reduziert die Aufmerksamkeit deiner Mitstudenten. Wenn überhaupt, sollten sich dort wichtige Informationen kurz beschrieben finden. Falls es sich um eine stichpunktartige Zusammenfassung des Vortrags hält, teile das Handout erst nach dem Referat aus.