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Wie gehe ich gut mit Eifersucht um?

Foto: complize / photocase.de

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Als unsere Beziehung am Ende war, dachte ich, dass sie mich nie wieder verlassen würde: die Eifersucht. Sie war über die Zeit gewachsen und ein fester Bestandteil unserer Partnerschaft geworden. Meine Freundin las die Nachrichten auf meinem Handy. Ich wurde wütend, wenn sie zu viel von irgendwelchen Bekannten redete. Wir gingen uns gegenseitig auf die Nerven mit unserer Eifersucht, die all das Vertrauen zerstörte, das wir einmal ineinander gehabt hatten.  

Und das obwohl alles ganz klein angefangen und zu Beginn sogar positive Veränderungen in unserer Beziehung mit sich gebracht hatte: Es wurmte mich ein wenig, wenn ich sah, dass sie andere Jungen attraktiv fand, deswegen ging ich endlich wieder zum Sport. Sie wollte, dass ich mehr Zeit mit ihr verbringe als mit meinen Freunden, sagte mir das und von da an gab es häufiger Abende nur für uns beide. Noch kamen wir mit der Situation klar. Noch waren wir nur ein bisschen eifersüchtig.

Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut, Buchautor und Experte in Sachen Eifersucht, nennt diese leichte Form der Eifersucht ein Frühwarnsystem. „Ich merke rechtzeitig, dass etwas die Beziehung gefährden könnte, und kann noch ein Stoppsignal setzen. Wenn ich nicht eifersüchtig bin, bekomme ich die leisen Bedrohungen möglicherweise gar nicht mit“, sagt er. Wer seine Eifersucht verdrängt - wie es laut Dr. Krüger besonders oft Männer machen – „entdeckt sie spätestens dann, wenn er feststellt, dass die Freundin fremdgegangen ist.“  

Eifersucht gibt einem die Möglichkeit, seine Beziehung zu verbessern, gelassen mit dem Partner über Probleme und Ängste zu reden. „Nicht selten wird es auch als Kompliment aufgefasst, wenn man seiner Freundin nach dem Feiern sagt, dass man es nicht gut fand, wie eng sie mit einem anderen getanzt hat. Gleichzeitig steigert es auch die Attraktivität, wenn man sieht, dass der eigene Partner begehrt wird.“  

Zudem hat Eifersucht auch einen positiven Effekt auf einen selbst. Sie hilft zu erkennen, dass man seine eigene Attraktivität wieder steigern sollte, indem man seine schlechten Angewohnheiten ändert. Natürlich wäre es schöner, wenn man durch positive Gefühle motiviert genug wäre, sich und seine Beziehung zu verbessern; aber der Mensch handelt eben meist nur, wenn Leidensdruck besteht. Und Eifersucht lässt uns leiden. „Das ist wie mit dem Alkohol: Man trinkt ganz gerne mal ein Bier, aber wenn man dann im Sommer merkt, dass man nicht mehr gut in seine Badehose kommt, hört man damit auf“, erklärt Dr. Krüger.  

Dieses Leiden, das uns helfen soll, unsere Beziehungen zu verbessern, hat aber auch abseits der praktischen Vorteile eine Existenzberechtigung. „Man möchte in jeder Partnerschaft eine gewisse Sicherheit haben und dass der andere sexuell treu ist. Das sind durchaus berechtigte Wünsche“, sagt Dr. Krüger. Die Eifersucht versucht, uns Intimität und Geborgenheit in einer Beziehung zu bewahren, indem sie uns wachrüttelt und zum Handeln bewegt.  

Aber häufig bleibt es nicht bei der leichten Eifersucht. Sie wird stärker und plötzlich steckt man all seine Energie in den Versuch, seinen Partner zu halten, weil man fürchtet, verlassen zu werden. Ein normales Leben, eines außerhalb der Beziehung, findet nicht mehr statt. „Spätestens dann sollte man aktiv mit der Eifersucht Schluss machen“, rät Dr. Krüger. „Man muss sich um sich selber kümmern. Man muss anfangen, wieder mehr Selbstständigkeit zu bekommen und sich fragen: Wo sind meine eigenen Lebensprojekte? Wo sind Freundschaften, eigene Beziehungen? Was vernachlässigt man?“  

All diese Fragen kamen mir erst in den Sinn, als die Beziehung bereits beendet war und ich merkte, dass ich praktisch keinen Kontakt mehr zu meinen Freunden hatte, keine Hobbys und auch keine größeren Projekte. Die nächsten Wochen arbeitete ich hart daran, mir all das zurück zu holen. Aber immer, wenn ich meine Exfreundin sah, war sie wieder da: die Eifersucht. Trotz neuem Selbstvertrauen, neuen Erfahrungen und neuen Beziehungen. Die Eifersucht blieb. Der Grund dafür sind die sogenannten „Bindungsspuren“. Dr. Krüger hat aber auch dafür einen ganz einfachen Rat: „Am hilfreichsten ist es in solchen Fällen, eine neue Beziehung zu haben, sich daran zu erinnern, wie schwierig die alte Beziehung war und sich dann zu sagen: ‚Ein Glück, dass ich mich getrennt habe! Die Nächste ist im Grunde viel besser.’“  

Johannes Drosdowski, 24, ist heute nur noch eifersüchtig, wenn Freunde ihn versetzen, weil sie gerade Beziehungs-Stress haben. Und auf diesen einen Bekannten seiner neuen Freundin...

Fünf Tipps für einen guten Umgang mit Eifersucht:

  • Erkenne deine Eifersucht. Manche Menschen sagen, sie wären nie eifersüchtig, verdrängen das Gefühl aber lediglich. Wer seine Eifersucht nicht kennt, ahnt allerdings auch nicht, dass es in seiner Beziehung Probleme gibt.
  • Schäme dich nicht. Oft wird gesagt, Eifersucht sei der Besitzanspruch auf einen Menschen. Diese Einstellung stammt noch aus der Studentenbewegung der 60er Jahre und wird von Experten stark kritisiert. Eifersucht ist die Angst, die Geborgenheit und Bindung einer Beziehung zu verlieren. Sie macht niemanden zu einem Objekt.
  • Wenn die Eifersucht zu schlimm wird, tu etwas dagegen. Versuche, deinen Partner positiv an dich zu binden, indem du ihm dein Vertrauen und Loyalität schenkst. Sperr ihn nicht vor lauter Angst ein. Und mach dich unabhängig! Frage dich, wo deine Interessen und Freunde sind. Musst du nicht auf diese eine wichtige Prüfung lernen? Wieso nicht mal wieder zu einer Jam-Session gehen? Oder anfangen zu joggen?
  • Versuche niemals, deinen Partner eifersüchtig zu machen, damit er dir mehr Aufmerksamkeit schenkt. Davor warnt Dr. Krüger ganz besonders. „Es ist, als ob man Benzin in einen Grill gießt, der nicht richtig läuft: normalerweise haut es einem den um die Ohren.“
  • Bist gar nicht du der Eifersüchtige in der Beziehung? Versuche herauszufinden, warum dein Partner eifersüchtig ist. Falls es sich um eine berechtigte und leichte Eifersucht handelt, kannst du einiges daran ändern. Beweise ihm, dass er sich auf dich verlassen kann und ihr eine starke Bindung habt. Wenn er trotzdem eifersüchtig bleibt, stecke nicht zurück. Erkläre, was dich nervt und sage deinem Partner, dass er sich nur selbst helfen kann, indem er die wirklichen Gründe seiner Gefühle aufarbeitet.

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