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Wie finde ich einen guten Bandnamen?
Auch aus dem Unvermögen, sich einen guten Bandnamen zu überlegen, kann man Schlüsse für gute Bandnamen ableiten. So ist es in meinem Fall und ich erzähle dir jetzt meine Geschichte, die viel mit Bandnamen zu tun hat.
Meine erste Band gründe ich mit 11, obwohl ich da noch kein Instrument spielen kann. Die Band heißt The Horror Brothers und das ist wahrscheinlich der beste Name, der mir je für eine Band einfallen wird. Er ist unangestrengt, sinnfrei und bedient sich keiner abgespaceten Referenz. Henrik Roger, Namensgeber der Band Ghost of Tom Joad, meint dazu: „Von bedeutungsschwangeren Namen sollte man die Finger lassen. Auch kleine Wortspiele sind zu vermeiden. Das ist nur in ganz seltenen Fällen cool und erfordert einen guten Shitdetektor und Fingerspitzengefühl.“
Einige Jahre später spiele ich in der Schulband. Wir brauchen irgendwann einen Namen, der im Lokalteil des Wochenkuriers stehen kann. Damals ist die Herangehensweise so: Wir möchten geheimnisvoll wirkende Begriffe auswählen und es soll eine Anreihung von möglichst vielen Vokalen sein. Wir wälzen englische Wörterbücher, eines Tages wird der Name Ivory Aorta in den Proberaum geworfen und für gut befunden. Eine vokalorientierte Anlehnung an Guano Apes lässt sich leider nicht leugnen. Mittlerweile weiß ich, dass ein zu schwieriger Bandname die Leute nicht weiterbringt. Es sei denn, man macht Grindcore mit Karl Valentin-Texten.
Wieder Jahre später klaue ich den Namen für meine neue Band bei Bigo, einem guten Freund. Er sieht ein Schild in einer Kneipe. Dort steht „Videoclub 1987 e.V.“. Offenbar ist der Tisch für diesen Verein reserviert. Bigo meint: „Würde ich jetzt eine Band gründen, ich würde sie Videoclub nennen.“ So gesagt, so geklaut. Später fällt auf: Will man Videoclub googeln, bekommt man als ersten Treffer den „Film- und Videoclub Ahrweiler-Bad Neuenahr“, einen Verein von Amateurfilmern. Dennoch bleiben wir bei Videoclub.
Irgendwann spielen wir ein Konzert in Berlin, bei dem Thees Uhlmann von Tomte zugegen ist. Danach sprechen wir mit ihm. „Wie heißt eure Band? Videoclub? Aha.“ Thees fragt nach dem Namen unseres Sängers. „Elias? Das ist mal ein guter Bandname!“ Es kommt so, dass ich eine Zweitband gründe. Hier entscheiden wir uns aus einer grundlegenden Naivität heraus tatsächlich für Elias. Mit der Band spielen wir ein paar Auftritte, unter anderem in Detmold. Das Ganze ist sehr kurzlebig. Die Lehre hieraus ist schnell formuliert: Hör nicht auf die Thees Uhlmanns dieser Welt.
Hören wir dafür noch einmal auf Henrik von Ghost of Tom Joad: „Man muss sich überlegen, wie sich wohl eine coole, angesagte Band nennen würde und dann versuchen, genau das Gegenteil daraus zu machen.“ Erst mal schwierig, sich darunter etwas vorzustellen. Henrik nennt Beispiele: „Coole, angesagte Band: Razorlight. Viel coolere Gegenteilsversion: Schrappmesser.“ Oder: „Abgefahrene Band, auf die sich jeder beruft: Einstürzende Neubauten. Eigener und besserer Name: Aufbau West.“ Ghost of Tom Joad haben sich übrigens nach dem gleichnamigen Song der Band Junip benannt, die das von dem 1995er Springsteen-Album haben könnten, der es sicher aus John Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“ hat. Das Recyclen von popkulturellen Inhalten ist ein bewährtes Mittel zur Namensfindung.
Hierbei kann es auch zu ganz neuen und etwas wirren Kombination kommen, erklärt Henrik: „Wie bei der Band The Robocop Kraus – aus Robocop und Peter Kraus. Geile Band und geiler Name. Da gibt es nichts zu mäkeln.“
Die Antwort von Jurek Skrobala, 25, spielte in zehn Bands mit nicht so guten Namen und würde sein neues Projekt gerne Kanye Westfalen nennen
Fünf Tipps für den guten Bandnamen:
1. Nicht zu bemüht wirken. Sei nicht zu kryptisch und wühl nicht zu angestrengt in der Geschichte des Kunstsystems. Aufdringlich witzige Wortspiele fallen auch in diese Kategorie. Bei allem besteht die Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. Denk in einfachen Begriffen und sei spontan. Die Dinge brauchen nun mal einen Namen und jetzt ehrlich: The Beatles, The Smiths und The Band waren auch einfach unterwegs.
2. Such dir einen googletauglichen Name
3. Kill your Idols. Hör nicht auf die Thees Uhlmanns dieser Welt. Du und deine Band entscheidet, was der beste Name ist. Vermeidet Ratschläge (bis auf diese hier, versteht sich).
4. History Repeating. Bedien dich im Pop-Universum und mach dich auf die Suche nach neuen extravaganten Kombinationen. Kate Mosh und Sharon Stoned seien hier nur zwei kleine Eckpfeiler.
5. Mach gute Musik, dann ist der Name ohnehin nicht so wichtig.