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Wie finde ich eine Wohnung?

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Seit zwei Wochen bin ich waschechter Münchner. Meinem Umzug ging eine quälend lange Wohnungssuche voraus. Diese Odyssee wäre nicht nötig gewesen, wenn ich einige Dinge im Voraus gewusst hätte.

Vorgewarnt hätte ich ja eigentlich sein sollen: „München? Na dann viel Spaß beim Suchen!“ Allen Unkenrufen zum Trotz stürzte ich mich zuversichtlich ins Haifischbecken der Wohnungssuchenden und hatte sogar mehrere vermeintlichen Erfolg. Die Lage ein Traum, die Nachbarn nett, die Miete bezahlbar. Doch mündliche Zusagen und ausgefüllte Mietverträge sind wertlos, wenn dem Vermieter im letzten Moment einfällt, dass ihm eine WG irgendwie doch etwas suspekt sei. Und solche Vermieter gibt es leider zuhauf. Das Wort „Wohngemeinschaft“ löst bei ihnen Abwehrreflexe aus und wird zwangsläufig mit rauschenden Partys, wütenden Nachbarn und unzuverlässigen Mietzahlungen verknüpft.

Im Laufe der nächsten zwei Monate stand ich in etlichen schönen Wohnungen, dummerweise meist umgeben von einer hohen zweistelligen Zahl weiterer Interessenten. Und sobald ich auch nur im Ansatz auf die geplante WG zu sprechen kam, konnte ich mich gleich wieder verabschieden. Im Zweifel ist ein „seriöses, älteres Ehepaar“ eben immer die bevorzugte Alternative.

Ich begann Anschläge an schwarze Bretter zu pinnen, Inserate im Internet aufzugeben, die Immobilienseiten der Zeitungen zu durchforsten und Online-Wohnungsbörsen abzugrasen. Ich klagte Freunden und Bekannten mein Leid und bat um sofortige Benachrichtigung, falls jemandem „zufällig“ eine freiwerdende Wohnung über den Weg laufen sollte. Ich konnte die Floskeln am Telefon im Schlaf herbeten, hatte unzählige Anfragen per Mail verschickt und war trotzdem wohnungs- und zunehmend hoffnungslos.

Zwar hätte ich es dank der Masse an Besichtigungsterminen in Sachen Ortskenntnis mit jedem Münchner Taxler aufnehmen können, doch das war nur ein schwacher Trost. Zwischenzeitlich war ich kurz vor dem Verzweifeln und hatte schon damit begonnen, mich nach Ein-Personen-Appartements und Zimmern in bereits bestehenden WGs oder Studentenwohnheimen umzusehen. Aber diesen Text schreibe ich als glücklicher Neu-Münchner, sitzend an meinem eigenen Schreibtisch in meinem eigenen Zimmer, während mich mein Mitbewohner Ole mal wieder mit seinem Cello in den Wahnsinn treibt.

Warum es ausgerechnet bei dieser Wohnung geklappt hat, weiß ich auch nicht. Es gab über 150 Interessenten, ich habe alles haargenau so gemacht wie bei den erfolglosen Versuchen davor und doch war ich aus irgendwelchen Gründen der Glückliche. Und so kann ich dir nur mit auf den Weg geben: Hartnäckigkeit und eine gewisse Frustrationstoleranz vorausgesetzt, klappt es mit der Wohnungssuche.

Simon Hurtz, 21 Jahre alt, hätte sich wohl auch nicht vorstellen können, wg-gesucht.de mal zu seiner Startseite zu machen. Da ihn die Aussicht, zuhause wohnen zu bleiben, noch mehr schreckte, hat er es trotzdem getan.
Fünf Tipps für angehende WG-Gründer:

1. Verschaffe dir eine Übersicht des Wohnungsangebots der Stadt. Der Mietspiegel informiert dich schnell über die durchschnittlichen Quadratmeterpreise, das ist ein erster Anhaltspunkt. Überlege dir danach, welche Stadtviertel für dich in Frage kommen und versuche, ein Gefühl für die dortigen Mietpreise zu bekommen, indem du einige Angebote in der näheren Umgebung anschaust. Hierfür eignet sich immoscout24.de: Dort findest du zu jedem Inserat einen „Vergleichspreis Nachbarschaft“ und einen „Vergleichspreis Stadtviertel“ – ziemlich hilfreich für eine grobe Orientierung.

2. Handlungsanweisung: Sorge für Zettelflut am schwarzen Brett deiner Uni, rufe bei Hausverwaltungen und Wohnbaugesellschaften an, sichte die Immobilienmärkte in Tages- und Wochenzeitungen (früh aufstehen und ab 8:00 Uhr durchklingeln!) und werde zum Dauergast der Wohnungsbörsen im Internet. Wenn sowohl Telefonnummer und Mailadresse angegeben sind, dann greife immer zum Telefonhörer: Je verbindlicher und persönlicher der Kontakt, desto besser. Auch gilt: “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!” Oft sind interessante Wohnung nur wenige Minuten online zu sehen, weil entweder der erste halbwegs geeignete Anrufer bereits die Zusage bekommt oder aber direkt nach der Veröffentlichung ein derartiger Telefonterror einsetzt, dass der Inserent die Anzeige genervt wieder aus dem Netz nimmt. Ergo: weniger grübeln, mehr telefonieren!

3. Falls deine Eltern bereit sind, eine Bürgschaft zu übernehmen – also für die Miete aufkommen, wenn du nicht bezahlen kannst – dann biete das gleich am Anfang an, so baust du Vertrauen auf. Das Wort „Wohngemeinschaft“ sorgt häufig für Abwehrreflexe: Schlage lieber vor, dass du den Vertrag als Hauptmieter unterschreibst und die Wohnung dann gemeinsam mit einem oder mehreren Freunden nutzen wirst. Das ist vielen Vermietern lieber, als einen Mietervertrag mit drei Einzelpersonen abzuschließen. Schließe dann aber unbedingt einen schriftlichen Untermietvertrag mit deinen Mitbewohnern ab, selbst wenn du mit deinem besten Kumpel zusammenziehst. Das schadet niemandem und erspart dir im Zweifel jede Menge Ärger.

4. Je länger du in der Wohnung bleiben willst, desto eher lohnt es sich, eine Provision zu bezahlen – aber sofern du nicht sicher bist, ob du in einem Jahr noch dort wohnen wirst, fallen die üblichen 2,38 Monatsmieten einfach zu stark ins Gewicht. Damit schrumpft das Angebot natürlich noch einmal beträchtlich. Im Internet gibt es zahlreiche kostenpflichtige Seiten, die damit werben, exklusive provisionsfreie Wohnungsinserate anzubieten. Die Registrierungsgebühr (zwischen 50 und 100 Euro) kannst du dir getrost sparen: Du findest dort lediglich eine Zusammenstellung des provisionsfreien Mietmarkts aus Zeitungen und Internet. Wenn du also Zeit hast, um die unterschiedlichen Quellen selbst zu durchsuchen, dann lohnen sich diese Angebote nicht. Investiere lieber ein paar Euro für ein Mietgesuch in einer Zeitung, das bringt in den meisten Fällen mehr ein.

5. Immobilieninserate sind ein unerschöpflicher Quell euphemistischer Formulierungen: Eine „Dachgeschossloft mit Altbaucharme in zentraler Lage“ stellt sich dann als baufälliges, dringend sanierungsbedürftiges Speicherkabuff heraus, das direkt an der lautesten Straße der Stadt liegt. Aber nicht nur Worte können lügen, auch Fotos sind mit Vorsicht zu genießen: Geschickte Belichtung und ein Teleobjektiv machen aus kleinen Abstellkammern ansehnliche Wohnzimmer. Vertraue niemals einzig und alleine auf die Wohnungsanzeige, Besichtigungstermine sind Pflicht.

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