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Wie bereite ich mich richtig aufs Festival vor?

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Jedes Jahr dasselbe: Wenn ich überhaupt noch eines kriege, kaufe ich mein Festivalticket in der letzten Minute, zahle viel zu viel Geld dafür, hole am Abreisetag im Supermarkt hastig Dosenbier, Dosenravioli und eine Tube Rei, kratze grob die Schlammbrocken aus dem Vorjahr vom Zelt und muss dann auch schon los. Jedes Mal ärgere ich mich über diese mangelhafte Vorbereitung.

Wie es anders geht, weiß Christine Neder. Die 27-Jährige hat 40 Festivals in 40 Wochen besucht und die Ergebnisse ihres Selbstversuchs in einem Buch festgehalten. Christines wichtigster Tipp betrifft die Monate vor dem Festivaltermin: „Rechtzeitig Tickets kaufen. Festivals werden immer beliebter und die Tickets sind oft schon monatelang vorher ausverkauft.“ Am besten greift man also schon einmal zum Kalender des kommenden Jahres, streicht sich die Vorverkaufstage rot an und versucht, günstige Frühbucherkarten abzugreifen. Wer noch nie auf einem Festival war, der sollte es laut Christine nicht unbedingt sofort mit „Rock am Ring“ versuchen: „Für Festivalneulinge empfehle ich erst einmal ein kleines Festival mit bis zu 4.000 Gästen, um sich einzugrooven.“ Je nach Musikvorlieben sind zum Beispiel das „Appletree Garden Festival“, „Nachtdigital“ oder „Rocken am Brocken“ gute Festivals für Einsteiger.

Wenn möglich, sollte man mit einem Auto anreisen. Das erleichtert den Gepäcktransport und man hat einen Platz, an den man bei strömendem Regen für einige Stunden oder auch eine ganze Nacht fliehen kann. Außerdem bietet das Auto einen einigermaßen sicheren Ort für Wertsachen. „Ich würde Teures und Wichtiges auf keinen Fall im Zelt lassen“, lautet Christines Rat. Wer aufs Festival will, sollte sich gut überlegen, ob das neue iPad mini und die Ray Ban-Brille für 160 Euro unbedingt mit müssen. Hier gilt es, nur das Nötigste einzustecken und mit dem Personalausweis und genügend Bargeld vorlieb zu nehmen. „Diese zwei Sachen sollte man sich dann in einen Brustbeutel stecken, wie damals in der vierten Klasse. Oder, was auch funktioniert: an die Fußsohle kleben, wenn man ohne Tasche vor die Bühne möchte.“

Manche organisieren sich bei einem Festival einen Schlafplatz außerhalb, doch die meisten bleiben auch nachts auf dem Gelände. Christine hat auf allen 40 Festivals gezeltet. Das passende Zelt dafür muss nicht besonders teuer sein, sagt sie. Ein Zelt vom Discounter sei vollkommen ausreichend. Ob man sich sein Zelt mit Freunden teilt, sollte man sich ihrer Meinung nach aber gut überlegen: Zwei Personen seien noch in Ordnung, ab drei Menschen könne es anstrengend werden – auch in einem größeren Zelt. „Wenn man viel Liebe machen möchte, ist das Einzelzelt besser“, rät Christine außerdem.

Ein kurzer Blick in das Zeltinnere: Hier sollte unbedingt ein Schlafsack liegen. „Nachts kann es nämlich ganz schön kalt werden“, weiß Christine. Das Kopfkissen hingegen kann im heimischen Bett bleiben und auf dem Festival aus Handtüchern zusammengerollt werden. Was aber nicht fehlen darf, ist die Isomatte. Weil man sich auf Festivals häufig nicht die beste Stelle ohne Unebenheiten auf dem Wiesenboden aussucht, kann das Polster einer Isomatte die Rettung sein.

Zelt, Schlafsack und Isomatte ergeben zusammen schon viel Gepäck, das man tragen muss. Alle weiteren Gegenstände, die man auf einem Festival braucht, sollten deshalb nicht in einem Koffer oder einer Reisetasche verstaut werden, für die man eine dritte Hand bräuchte. Auch Rollkoffer sind für Festivals ungeeignet, sagt Christine: „Meistens sind die Wege mit Kies bestreut und der Koffer überlebt keine zehn Meter.“ Stattdessen empfiehlt sie einen Outdoor-Rucksack für Backpacker. Darin kann man bequem alle wichtigen Festivalutensilien unterbringen und außen noch Geschirr und Töpfe dranhängen.

Drei Accessoires, die aus Christines Sicht in keinem Festivalrucksack fehlen dürfen, sind Taschenlampe, Sonnencreme und Gummistiefel. Letztere auch, wenn das Thermometer bei Abreise 32 Grad zeigt. Unerwartete Wetterumschwünge sind hierzulande schließlich nichts Außergewöhnliches. Die richtigen Schuhe sind ohnehin ein wichtiger Bestandteil des Festivalgepäcks. Christine rät zu festem Schuhwerk, „die Füße werden sonst tot getrampelt“. Turnschuhe eignen sich darum fürs Festivalgelände. Auf dem Zelplatz und bei Hitze reichen Flip-Flops. 

Überhaupt wichtig auf Festivals: die richtige Kleidung. Um für jede Wetterlage gewappnet zu sein, empfiehlt Christine die Klamotten nach dem Zwiebelprinzip übereinander zu ziehen. Außerdem rät sie, eine Regenjacke einzupacken. „Regenschirme werden meistens am Eingang abgenommen“, weiß sie aus Erfahrung. Wer seine Regenjacke vergessen hat, kann oft vor Ort noch ein Regencape kaufen. Zur Not kann auch ein Müllsack, in den man ein paar Löcher für Arme und Kopf schneidet, davor schützen, komplett durchnässt zu sein.

Die perfekte Festivalgarderobe sollte aber nicht nur aufgrund praktischer Erwägungen zusammengestellt werden. Die alte Jogginghose mit abtrennbaren Hosenbeinen und die Multifunktionsweste, Modell „Reinhold Messner“, sollten daheim bleiben. „Festivals werden immer stylischer. Da schaut man nicht nur, was praktisch ist, sondern auch was cool aussieht“, sagt Christine. Ihr persönliches „Best Festival Outfit“ besteht aus Stoffschuhen, einer kurzen Hose und einem Top mit einer leicht transparenten Bluse darüber. Und natürlich der Sonnenbrille auf der Nase. Wer auf dem Festival richtig hip aussehen will, packt zum Beispiel noch Glitzerstaub für das Gesicht oder ein paar bunte Federn für die Haare ein. Dass Style bei Festivals nicht zu kurz kommt, zeigt sich auch an den Festivalkollektionen einiger Mode-Labels. Wer total ratlos ist, was er auf dem Festival anziehen soll, kann sich hier Inspiration holen.

Neben Klamotten gehören Lebensmittel in den Festivalrucksack. Auf dem Einkaufszettel müssen nicht unbedingt Dosenravioli stehen, erklärt Christine. Klar: Auf schnell verderbliche Lebensmittel wie die Wurst vom Metzger ums Eck oder den geruchsstarken Lieblingskäse sollte man lieber verzichten. Ansonsten kann man einfach mitnehmen, was schmeckt und in der feuchten Hitze eines Zeltes einigermaßen haltbar ist. „Ich hatte immer nur einige Flaschen Wasser dabei, Brot mit Nutella zum Frühstück, Kekse und Obst“, zählt Christine auf. „Und natürlich Alkohol.“ Bier und Schnaps auf einem Festival lediglich an Buden zu kaufen, wird nicht nur teuer, sondern je nachdem wie weit das Zelt von der Fressmeile entfernt ist, auch nervig. Man will ja nicht für jedes Zeltlagerbier hin- und herrennen. Zu beachten ist hier allerdings, dass kaum ein Festival Glasflaschen auf dem Gelände erlaubt. Deshalb immer zu Plastikbehältern oder Dosen greifen.

Wer viel Alkohol trinkt, sollte im Zelt auch eine Packung Aspirin liegen haben. „Für die Elektrolyte“ nimmt Christine sich außerdem Salzstangen mit. Ein weiterer zentraler Bestandteil der Festivalreiseapotheke sind Pflaster: „Für die wundgetanzten Füße.“ Gegen den Dixi-Klo-Super-GAU, der öfter eintritt als man annehmen möchte, hat Christine ebenfalls ein Rezept entwickelt: „Wenn die Klos nach zwei Tagen schon nicht mehr betretbar sind, würde ich vorsichtshalber eine Kohletablette einwerfen, um erst wieder am vierten Tag das stille Örtchen aufsuchen zu müssen.“ Da Hygiene bei Festivals in der Regel eher klein geschrieben wird und die wenigen vorhandenen Duschen oft maßlos überfüllt sind, hat Christine immer Feuchttücher dabei, Trockenshampoo gegen den fettigen Haaransatz und einen Kanister Wasser zum Zähneputzen. In die Badewanne hüpfen kann man ja zu Hause wieder.

Jurek Skrobala, 27, baut ungern Zelte auf und hat sich deshalb eines gekauft, dass nach wenigen Sekunden, schwupps, selbst aufspringt – auch, nachdem man schon fünf Bier getrunken hat.

Fünf Tipps für die richtige Festivalvorbereitung: 

1. Wer früh bucht, spart zuerst. Zu lange warten kostet viel Geld - oder gleich den ganzen Festivalbesuch.

2. Nimm nicht zu viele Wertsachen mit. Wenn du mit einem Auto anreist, kannst du sie dort lagern. Wenn nicht, solltest du sie nicht unbeaufsichtigt im Zelt liegen lassen.

3. Pack keine leicht verderblichen Lebensmittel ein. Statt Ravioli aus der Dose kann es z.B. auch Brot mit haltbaren Aufstrichen, Knabbergebäck und Obst sein.

4. In die Reiseapotheke gehören Aspirin, Pflaster und Kohletabletten – damit das Dixi-Klo so selten wie möglich aufgesucht werden muss.

5. Am besten, du machst eine Festivalpackliste. So kannst du gut prüfen, ob du auch alles Wichtige eingesteckt hast. Christine Neder hat auf ihrer Seite ein Beispiel erstellt.

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