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Was ist das Humane Papillom Virus und was muss ich darüber wissen?
Zu den eher unangenehmeren Alleinstellungsmerkmalen des Frauseins gehört, dass wir im Gegensatz zu Männern von der Pubertät an bis ins Grab mindestens einmal jährlich beim Frauenarzt vorstellig werden und uns dort im Intimbereich untersuchen lassen müssen. Es könnte ja etwas sein. Dieses „Etwas“, wenn es dann tatsächlich ist, ist in den allermeisten Fällen eine Zellveränderung in der Gebärmutterschleimhaut, die bei einem sogenannten Pap-Test, einem Zellabstrich in der Scheide diagnostiziert werden kann. Das Ergebnis eines Pap-Tests wird in römischen Zahlen ausgedrückt von I wie völlig unauffällig bis V, dem Nachweis von Krebszellen. Wenn dein Frauenarzt bei einem Abstrich eine Zellveränderung feststellt, dann hast du sehr wahrscheinlich den Befund III, das heißt, der Befund ist kontrollbedürftig und muss genauer angeschaut werden.
Eine Zellveränderung der Gebärmutterschleimhaut wird durch eine HPV-Infektion hervorgerufen. Infektionen mit dem Humanen Papillom Virus (HPV) sind ausgesprochen häufig und bleiben fast immer unbemerkt – in 98 Prozent der Fälle wird eine Infektion erfolgreich vom körpereigenen Immunsystem bekämpft. Manchmal aber auch nicht, dann kommt es zu Zellveränderungen und aus denen kann sich wiederum in seltenen Fällen Gebärmutterhalskrebs entwickeln. Im Durchschnitt dauert es zehn Jahre, bis aus einer HPV-Infektion eine Zellveränderung entsteht und weitere zehn Jahre, bis daraus ein bösartiger Tumor wird. HP-Viren werden durch Geschlechtsverkehr übertragen und die – das klingt jetzt furchtbar, ist aber der offizielle Ausdruck –„Durchseuchung der Gesellschaft“ ist so hoch, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, sich damit anzustecken. Und natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung, je häufiger man seine Bettgenossen austauscht. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass eine HPV-Ansteckung ein Indiz für Promiskuität des Erkrankten ist. Dr. Eva Kalbheim ist Pressesprecherin der deutschen Krebshilfe, sie erklärt, was so ein Befund bedeutet: „Bis heute wurden gut 100 verschiedene HPV-Typen entdeckt. Nach dem aktuellen Forschungsstand geht man momentan davon aus, dass ungefähr 70 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen durch die beiden HPV-Typen 16 und 18 hervorgerufen werden.“
Der wirksamste Schutz ist die Verwendung von Kondomen beim Sex. Und es gibt seit einigen Jahren eine HPV-Impfung, die allerdings nicht unumstritten ist. Dr. Kalbheim erläutert die offizielle Haltung der deutschen Behörden zu dem Thema: „Die deutsche Impfkommission empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen zwischen zwölf und 17, bevor sie zum ersten Mal Sex hatten. Durch die Impfung soll die Zahl der Neuerkrankungen gesenkt werden. Die beiden zugelassenen Impfstoffe sind gegen die Virustypen 16 und 18 gerichtet – und Studien haben gezeigt, dass durch die Impfung die Häufigkeit von Zellveränderungen, bei deinen nur die HPV-Typen 16 und 18 nachgewiesen wurden, um 98 Prozent gesenkt werden konnte. Ob durch die Impfung auch die Zahl der Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs verringert wird, ist derzeit offen.“ Das heißt: auch wer geimpft ist, sollte sich nicht nur darauf verlassen, sondern weiterhin Kondome verwenden und einmal jährlich einen Pap-Abstrich beim Frauenarzt machen lassen.
Die Antwort von Christina Waechter, 33 Jahre, die es trotz langjähriger Frauenarzt-Erfahrungen immer noch unfair findet, dass es für Männer kein Pendant gibt.
Fünf Tipps für die bessere Wappnung gegen HPV:
1. Man kann sich, entgegen anderslautender Gerüchte, gegen eine HPV-Infektion durch die Verwendung von Kondomen schützen, allerdings ist ein hundertprozentiger Schutz nicht nachgewiesen.
2. Auch für Männer kann eine Ansteckung mit HPV gefährlich sein – die kann bei ihnen zu einem Peniskarzinom führen, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch: Laut dem Robert-Koch-Institut erkranken pro Jahr 5 500 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs und 600 Männer an einem Peniskarzinom.
3. In Deutschland übernehmen alle Krankenkassen die Kosten für eine HPV-Impfung bei jungen Mädchen und für die jährliche Krebsvorsorge beim Frauenarzt.
4. Klar ist: Man schämt sich vielleicht eher für eine sexuell übertragene Krankheit, als für eine Grippe. Aber eine HPV-Infektion ist wirklich sehr wahrscheinlich, schon alleine deshalb darfst du diese Diagnose nicht persönlich nehmen! Aber selbst wenn du der einzige Mensch in Deutschland mit dieser Diagnose wärst, wäre es kein Grund zur Scham. Und ein guter Arzt wird dir alle Angst nehmen, die du vielleicht empfindest.
5. Wie gut sich dein Körper gegen eine HPV-Ansteckung wehren kann, hängt unter anderem auch vom Zustand deines Immunsystems ab – und das ist zum Beispiel bei starken Rauchern schwächer als bei Nichtrauchern.