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Was hilft wirklich gegen Erkältung?

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Erkältungen haben etwas von nervigen Bekannten. Eigentlich will man nichts mit ihnen zu tun haben, aber sobald man nicht aufpasst, hat man sie sich eingefangen – und dann wird man sie so schnell nicht wieder los. Jeden Winter wieder beschert uns eine Erkältungswelle so den kollektiven Schnief. Zuverlässig laufen dann unsere Nasen, der Hals tut uns weh, wir husten, haben Fieber und Gliederschmerzen. Wir fühlen uns wie wunde Schleimbeutel und stecken uns gegenseitig an. Leider ist das schnell passiert.

„Erkältungen werden per Tröpfcheninfektion übertragen“, sagt Allgemeinärztin Dr. Barbara Eckstein. „Wir stecken uns also hauptsächlich dann an, wenn wir von jemand Erkältetem angehustet werden.“ Aber auch das Händeschütteln hat es in sich: Erkältete fassen schließlich vollgeschnäuzte Taschentücher an, vergessen dann oft, die Viren von ihren Händen zu waschen – und übertragen sie. Viren können so schnell auch an Türgriffe oder Haltestangen gelangen. Hier hilft nur, möglichst oft die Hände waschen und Abstand halten. „Näher als bis auf einen Meter sollte man Erkälteten nicht kommen“, empfiehlt Dr. Eckstein. Haben wir uns trotz allem angesteckt, müssen wir uns leider gedulden: „Erkältungen sind Virusinfektionen“, sagt Dr. Barbara Eckstein. „Viren dringen grundsätzlich in die Körperzellen ein und unser Immunsystem muss selbst mit ihnen fertig werden. Das dauert einfach ein bisschen.“

Dabei sind sieben Tage Erkältungsdurchschnitt, zehn bis zwölf Tage noch im Rahmen. Hält die Erkältung länger an oder haben wir mehr als drei Tage Fieber, sollten wir unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dann besteht nämlich die Gefahr einer zusätzlichen Bakterieninfektion. „Ist der Körper geschwächt, zieht man sich zum Beispiel leicht eine Bronchitis zu.“, meint Dr. Eckstein. Dies kann eine Behandlung mit Antibiotika nötig machen. Gegen den grippalen Infekt, wie die Erkältung medizinisch korrekt heißt, bringen Antibiotika allerdings nichts. Wie bei allen Virusinfektionen können nämlich nur die Symptome behandelt werden. „Wenn die Nase betroffen ist, empfiehlt sich ein aufsteigendes Fußbad, bei dem die Temperatur nach und nach erhöht wird“, meint Dr. Eckstein. Am besten stellt man sich einen Wasserkocher daneben und gießt alle paar Minuten heißes Wasser nach. „Wärme ist jetzt gut.“

Bei Husten und Schnupfen bietet sich zum Beispiel Inhalieren an. Haben wir Fieber, sollten wir vor allem Bettruhe halten, ansonsten eher raus an die frische Luft. Allgemein sollten wir jetzt viel trinken und vitaminreich essen. Medikamente auf natürlicher Basis können helfen, aber auch die altbewährte Hühner-Nudel-Suppe tut gute Dienste. Überhaupt hält Dr. Eckstein viel von Hausmittelchen. Sicher spiele da manchmal auch der Placebo-Effekt eine Rolle, aber: „Wenn der Placebo-Effekt hilft, dann hat er recht.“

Wer mutig ist, kann also auf eigene Gefahr all das ausprobieren, was sein Freundes- und Verwandtenkreis ihm so zuträgt. Sowieso finden sich im gesammelten Schwarmwissen eindeutig die schönsten – wenn auch nicht unbedingt fundiertesten – Erkältungstipps. Mir zum Beispiel wurden schon ayurvedische Nasenduschen, Kirschkernkissen und Kartoffelwickel nahegelegt. Abwechselnd wurde auf Rotbäcken-Saft, ein Aspirin vor dem Einschlafen, Blockmalz oder die afrikanische Wunderwurzel Umckaloabo geschworen. Deutsche Supermärkte wurden verflucht, weil sie das vor allem im englischen Sprachraum beliebte Lemsip nicht führen. Besonders Hartgesottene trinken warmes Weißbier, schlürfen Chili-Essenz oder würfeln Zwiebeln klein, mischen sie mit Honig und löffeln das dann.

Ob man tatsächliche rohe Eier essen und seine wunde Nase mit Olivenöl einreiben muss, weiß ich nicht so recht. Am allerbesten gefällt mir eh der Ansatz „Hätscheln und Verdrängen“. Ich lege mich dabei unter eine frisch bezogene Bettdecke und packe meinen Kopf auf mein Lieblingskissen oder den ausnahmsweise erlaubten Kuschelbär. Dann stelle ich sicher, dass genug Lutschbonbons bereit liegen, lasse mir Tee bringen und tue ab sofort alles, um mich möglichst effektiv von der Erkältung abzulenken: Ich stricke, gucke Trash-Fernsehen und lese endlich „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Wenn ich wieder etwas fitter bin, stehe ich auf und klebe mit Post-Its die „Nyan Cat“ im Fenster weiter. Für irgendetwas muss Erkältung ja gut sein.

„Über Wetter steh ich drüber“, glaubt Therese Meitinger (30) und zieht sich entsprechend an. Naheliegenderweise ist sie viel erkältet.

Fünf Erkältungstipps:
1. Zieh dich, auch wenn es sehr kalt ist, nicht zu dick an. Sonst schwitzt du und kühlst beim Ausziehen schnell aus. So fängst du dir im Handumdrehen eine Erkältung ein. Erkältungssicherer ist ein Zwiebellook mit mehreren Pulli- und Jackenlagen.

2. Leg dir in den einschlägigen Monaten ein kleines Erste-Hilfe-Depot für aufziehende Erkältungen zu. Darin: dicke Socken, Salbeibonbons, richtig viele Taschentücher und Wundcreme. Und alles, was sonst noch so in eine Schreibtischschublade passt.

3. Gut bei Nebenhöhlenentzündungen: Beim Duschen heißes Wasser in den Nacken laufen lassen, das lindert den Schmerz.

4. Zieh lieber nicht den Rotz hoch. So lagerst du die Erkältungsviren nur unnötig lange ein und bringst sie in die Nähe der Nasennebenhöhlen. Schnäuzen ist aus medizinischer Sicht besser, am besten jedes Nasenloch einzeln.

5. Alkoholische Getränke können tatsächlich Halsschmerzen vorübergehend lindern, weil sie desinfizierend und abschwellend auf die Schleimhäute wirken. Für die Ausheilung ist das aber letztlich unergiebig.

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