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Soll ich meine Träume aufschreiben?

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Jahrelang kehrte ein Traum immer wieder: Ich muss eine Aufgabe erfüllen und habe keine Chance, das Ziel zu erreichen. Als ich noch zur Schule ging, träumte ich regelmäßig, dass plötzlich eine Schulaufgabe ansteht, von der ich nichts weiß und für die ich deshalb auch nicht gelernt habe. Während des Studiums sitze ich im Traum auf einmal in einer horrorschweren Mathematikprüfung, obwohl ich aus gutem Grund ein geisteswissenschaftliches Fach gewählt hatte. Oder ich träumte davon, dass plötzlich die gesamte Kneipe, in der ich neben der Uni mein Geld verdiente, voller hungriger und durstiger Gäste ist, ich aber weder die Kasse noch die Bar, noch die Küche finden und deshalb auch niemanden bedienen kann. Grausam waren diese Träume! Und ich wachte jedes Mal mit vor Angst klopfendem Herzen auf.

„Unsere Träume handeln von Dingen, die uns auch im Wachzustand beschäftigen", sagt Traumforscher Michael Schredl, wissenschaftlicher Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim. „Wenn wir unsere Träume aufschreiben, setzten wir uns aktiv mit ihnen auseinander und können so möglicherweise Lösungen für Probleme des täglichen Lebens finden." Von alphabetischen Lexika, die Traumsymbole deuten, hält Michael Schredl nichts. Stattdessen empfiehlt er, Träumen mit Fragen zu begegnen. Was erlebe ich im Traum? Wie handle ich? Und wie fühle ich mich dabei? „Letztlich geht es darum, wiederkehrende Gefühle und Handlungsmuster zu erkennen", sagt Schredl.

In meinem Fall war das also die Angst zu versagen, weil ich auf eine bestimmte Situation nicht ausreichend vorbereitet war. Und tatsächlich: Wenn ich zurück denke, habe ich immer dann eine Niederlage erlebt, wenn ich mir zuvor dachte: „Ach, das passt schon! Das kann ich auch aus dem Stegreif." Nach der Analyse, so Traumforscher Schredl, gehe es darum, den Traum als Ausgangspunkt für die gewünschte Veränderung zu nehmen. Sich also zu fragen: Was hätte ich gerne anders gemacht? Angesichts der Angstzustände in meinem Traum ist die Lösung einfach: Ich hätte auf die Schulaufgabe und die Matheprüfung gelernt und mich im Restaurant erst mal nach der Küche umgesehen, bevor meine Schicht beginnt.

Schredl empfiehlt, diese Ideen und Anregungen auf das Leben im Wachzustand zu übertragen. In meinem Fall hieße dass: Alle Aufgaben gründlich vorbereiten, dann geht auch nichts schief. Eine banale Erkenntnis. Und dennoch hat sie mich schon häufiger davor bewahrt, Wichtiges allzu locker zu nehmen.Bleibt nur noch die Frage: Muss ich meine Träume wirklich aufschreiben, damit ich von ihnen profitieren kann? „Ja", sagt Traumforscher Schredl, „denn die Erinnerung an Träume kann man schulen." Alle Träume eignen sich dazu, unser Wachleben besser zu verstehen, sowohl die Verworrenen, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben, also auch die Glasklaren, die uns noch den halben Tag begleiten. Wer seine Träume gleich nach dem Aufstehen aufschreibt, oder den Traum in Gedanken noch mal durchgeht, um ihn später aufzuschreiben, kann sich nach und nach an immer mehr nächtliche Bilder erinnern.

Die Antwort von Marlene, 33 Jahre, hat nun schon lange nicht mehr vom Versagen geträumt.
Fünf Tipps wie Träume das tägliche Leben bereichern können:

1. Am Abend, vor dem Einschlafen vornehmen, dass man sich an den Traum erinnern will. Etwas zu Schreiben zu Recht legen.

2. Traum am nächsten Morgen gleich aufschreiben, oder zumindest in Gedanken nacherzählen und ihn dann später aufschreiben.

3. Traum auf wiederkehrende Gefühle und Handlungsmuster analysieren. Traum mit den Erlebnissen im Wachzustand abgleichen.

4. Lösungsmöglichkeiten oder passendere Handlungsweisen überlegen. Sich selbst die Frage stellen: Was hätte ich gerne anders gemacht?

5. Lösungen im realen Leben anwenden. 

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