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Soll ich in eine WG ziehen oder lieber alleine wohnen?

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Ich habe immer gedacht, ich sei eigentlich nicht so der WG-Typ. Ich brauche viel Zeit für mich und spreche ungern Probleme an. Trotzdem bin ich zum Studienbeginn in eine WG gezogen und gerne geblieben. Mit der Zeit und wechselnden Mitbewohnern habe ich gemerkt: Es geht meistens nicht darum, ob man WG-geeignet ist, sondern ob die WG sich für dich eignet. Man muss nicht ähnliche Vorstellungen vom Leben haben, wohl aber vom Zusammenwohnen: Kocht man abends zusammen? Gibt es regelmäßige WG-Aktivitäten? Wie sauber ist sauber?  

"Man sollte sich immer fragen: Was erwarte ich von einer WG?", meint WG-Mediator Ludger Büter vom Kölner Studentenwerk. Denn wenn es bei den oft unausgesprochenen Erwartungen nicht passt, würde am Ende fast jeder lieber alleine wohnen. Denn nichts ist anstrengender als Mitbewohner zu mehr Ordnung und Sauberkeit zu erziehen. Nichts trauriger als eine Konstellation, in der sich der eine Familienersatz und der andere Unabhängigkeit wünscht.  

Die meisten können gut in einer WG wohnen, wenn sie die für sich richtige Ausprägung irgendwo zwischen Zweck- und Lebensgemeinschaft finden. Aber auch dann braucht man fürs Zusammenleben viel Toleranz. Wer sich eine Wohnung teilt, merkt bald: Auch die nettesten Menschen haben seltsamste Macken. Wer darüber nicht hinwegsehen kann oder mag, sollte lieber alleine wohnen. WG-Leben ist anstrengend.  

Dafür gibt es auch viel zurück: Lange Nächte am Küchentisch mit Spaghetti, billigem Wein und guten Gesprächen. Jemanden, der einen nach der verbockten Klausur oder dem Streit mit dem Freund erstmal auffängt. Und gerade wenn man von zu Hause auszieht, ist eine WG zudem der sanfte Weg in die Unabhängigkeit. Sobald das erste Mal etwas kaputt geht oder die Heizung streikt, ist man froh, das nicht alleine meistern zu müssen.

Ob man alleine wohnt oder in eine WG zieht, sollte keine Frage des Geldes sein. Zwar ist es meistens billiger, sich ein Zimmer zu suchen und dann Küche, Bad sowie Kosten für Internet und Telefon zu teilen. Doch wer sich eine Wohngemeinschaft nicht für sich vorstellen kann, der sollte den vielleicht 50 oder 100 Euro, die man für eine kleine Einzimmerwohnung zusätzlich zahlt, nicht nachweinen. Sie sind dann gut investiert.  

Juliane Frisse, 28 Jahre, hat jahrelang gerne in WGs gewohnt - bis es dann doch Zeit für eine eigene kleine Wohnung wurde, in der sie sehr glücklich ist.  

Fünf Tipps, die bei der Entscheidungsfindung helfen:

1. Wer noch nicht weiß, ob er lieber allein oder in einer WG wohnen möchte, kann sich ein Zimmer oder eine Wohnung zur Zwischenmiete suchen und beide Optionen erstmal antesten.

2. In einer großen Wohngemeinschaft hat man mitunter mehr Privatsphäre als zu zweit, weil man sich eher mal aus dem WG-Leben ausklinken kann. Lauter ist es allerdings schon.

3. Wer sich noch nicht sicher ist, ob das WG-Leben etwas für ihn ist, sollte es vielleicht nicht gleich zusammen mit Freunden versuchen. Wenn es klappt, ist es toll, aber es sind schon viele Freundschaften am Streit über den Putzplan zerbrochen.

4. Eine gewisse Zeit in einer WG verbracht zu haben, ist das beste vorstellbare Soft-Skill-Seminar.

5. Wer alleine wohnt, wird dafür wirklich selbständig.

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