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Ich wurde bestohlen - und jetzt? 582012
Meistens ist es nur eine Sache von Sekunden: Eben noch lag dein Portemonnaie zum Bezahlen auf dem Tisch, kurz geknutscht und schwupps - ist es weg. Oder du hängst deine Handtasche sonst eigentlich nie über die Stuhllehne, aber dieses eine Mal, als ihr euch zu fünft an den Zweier-Tisch quetschen musstest, hast du nicht drüber nachgedacht und zack - futsch ist sie.
Es dann immer noch einen fünfsekundigen Schockzustand, bis man sich eingestehen muss: Dieses Mal liegen Portemonnaie oder Tasche nicht unterm Tisch und du hast sie auch nicht in der Jacke vergessen. Und in diesem Moment beginnt es im Kopf zu rasen: "Scheiße, die Kreditkarte! Scheiße, der Personalausweis! Scheiße, das Handy!" Aber womit anfangen?
Damian Kania, Mitarbeiter des Polizeipräsidiums München, rät auf jeden Fall zur Polizei zu gehen und dort Strafanzeige zu erstatten: "So kann die Polizei zum einen direkt die Ermittlungen einleiten, zum anderen hilft sie weiter mit den entsprechenden Telefonnummern, bei denen dann die entwendeten Karten gesperrt werden können." Bei Erstatten der Anzeige ist es natürlich prinzipiell gut, sich ausweisen zu können und möglichst viele Kartennummern, wie beispielsweise die der EC- und Kreditkarte oder die IMEI-Nummer dabei zu haben. Bei letzterem handelt es sich um die Gerätenummer deines Handys, die oft auch auf der Originalverpackung noch abgedruckt ist.
Wenn allerdings alle Dokumente gestohlen wurden und man keine einzige Kartennummer mehr im Kopf hat, geht es auch ohne. Die Nummern sollten dann allerdings bei der Polizei nachgereicht werden. "Erst durch die Anzeige werden die gestohlenen Gegenstände auch im Fahndungscomputer aufgelistet. Wenn dann zehn Kilometer weiter beispielsweise jemand Verdächtiges aufgegriffen wird und die IMEI-Nummer von dessen Handy in den Computer eingegeben wird, ist direkt klar, ob das Gerät als Gestohlen gemeldet wurde." Die Polizei stellt einem auf Wunsch übrigens auch ein Dokument aus, in dem genau aufgelistet ist, was alles geklaut wurde. Das kann später bei Neubeantragung von Personalausweis und Führerschein sehr hilfreich sein, denn dort als Nachweis eine eidesstattliche Versicherung über den Diebstahl auszufüllen, kostet extra.
Für diejenigen, die aus Zeit- oder Mobilitätsgründen erstmal nicht zur Polizei gehen können, gibt es natürlich auch andere Möglichkeiten, gestohlene Dokumente zu sperren. Unter der Sperr-Notruf Nummer 116 116 kann man rund um die Uhr Kredit-, EC- und Mobilfunkkarten sperren, die Mitarbeiter verbinden einen dafür mit der entsprechenden Stelle. Dabei ist es gut, zumindest noch den Namen der eigenen Bank zu kennen. Bankleitzahl und Kreditkartennummer sind für die Sperrung nicht zwangsweise erforderlich, aber natürlich hilfreich. Die Karten werden durch die Sperrung beim Versuch Geld abzuheben direkt eingezogen, auch beim Zahlen mit der PIN wird die Karte als ungültig angezeigt. Tückischer wird es, wenn nur eine Unterschrift zum Bezahlen erforderlich ist: Nicht alle Geschäfte prüfen dabei automatisch, ob die Karte als gesperrt gemeldet wurde, sie kann also noch weiter missbraucht werden. Hierfür kann es sich lohnen, doch zur Polizei zu gehen und ein KUNO-Abkommen zu unterschreiben. Dabei handelt es sich um ein zentrales polizeiliches Melderegister, das automatisch an den Einzelhandelsverband die Kartensperrung weiterleitet, so dass alle dort registrierten Unternehmen die Karte zukünftig ablehnen.
Wenn als Sahnehäubchen auch das Handy gestohlen wurde, ist das Ausmaß der zuvor getroffenen Sicherheitsmaßnahmen gegen Diebstahl natürlich essentiell. Die SIM-Karte kann man problemlos beim jeweiligen Mobilfunk-Anbieter sperren lassen, aber an der sind die Diebe meist gar nicht interessiert. Wer Angst um seine Daten hat, muss vor dem Diebstahl eine Fernlöschungs- und Ortungsapp installieren. Nach dem Diebstahl wird es schwierig bis unmöglich, die Daten noch zu retten. Dann hilft nur noch: weinen.
Charlotte Haunhorst, 25, wurden in den letzten drei Monaten zweimal der Geldbeutel und einmal das Handy gestohlen. Allerdings in Berlin und in München - an dem Vorurteil Berlin sei groß und böse und München warm und lieb, ist also nichts dran. Wobei die Polizei in München den Diebstahl weitaus aufregender fand als die in Berlin.
Fünf Tipps, wenn dir etwas geklaut wurde:
- Zur Polizei gehen ist immer eine gute Idee.
- Sich von der Polizei schriftlich auflisten lassen, was genau gestohlen wurde, ist ebenfalls sehr hilfreich. Allein schon, wenn man nach dem Diebstahl ohne Geld und Ausweise noch Bahn fahren muss.
- Wenn's schnell gehen muss: Den Sperr-Notruf unter 116 116 anrufen. Das stoppt zumindest erst einmal den Missbrauch der gestohlenen EC- und Kreditkarte.
- Um das Handy zu schützen, sollte man Ortungs- und/oder Fernlöschungs-Apps vor dem Diebstahl installieren. Ohne entsprechende Programme wird eine nachträgliche Löschung schwierig.
- Wenn alles erledigt ist: Sich von Freunden auf einen Schnaps einladen lassen. Das hilft gegen den Weltschmerz in Anbetracht der fiesen Diebe.