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Ich kann einfach nicht kochen – wie lerne ich es?

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Ich stand daneben und konnte es nicht fassen. „Ich kann nicht kochen“, sagte er, und ich fragte mich, wie dieser junge Mann sein Leben seit der Nestflucht hin bekommen hatte. Und tatsächlich, Spiegelei war drin, und Pesto aus dem Glas unter die Nudeln heben auch, darüber hinaus: ein unbenutzter Herd und Geschirr, das nie eine Mahlzeit gesehen hatte. „Wer lesen kann, kann auch kochen“, erklärte eine Freundin schnippisch, als ich ihr von dem für mich offensichtlichen Mangel erzählte. Irgendwie hatte sie Recht, auch wenn ich noch nie darüber nachgedacht hatte.

Meine Küchenkarriere fand ihren Anfang, als ich mir mit sieben beim Weltspartag in der Bank das Buch „Kochen für Kinder“ ans Herz gerissen hatte, statt mir eine glitzernde Spardose auszusuchen. Ich war überzeugt: Wer es will, kann es auch. Denn Kochen hat mit ausprobieren zu tun, mit Mut und  der Bereitschaft, Zeit und Mühe zu investieren. Und vor allem: mit Lust am Essen. Die hatte der junge Mann, ich hatte Hoffnung.  

Und so ging die Mission los: Das wichtigste ist die Idee, dass Kochen nicht Zweckbeschäftigung ist, sondern freudeerfüllte Umsetzung von etwas, das wir ohnehin tun müssen, vergleichbar, auch im Genussfaktor, mit Duschen oder Schlafen. Als zweites kämpfte ich gegen die Idee, dass es komisch ist, wenn es länger dauert, ein Gericht zuzubereiten, als es aufzuessen. Das ist normal, denn wir essen grundsätzlich sehr schnell.  Der dritte Schritt: das Anfänger-Kochbuch, davon gibt es in jedem Buchladen mehrere Regalmeter, für alle Stufen des Anfängerdaseins. Wer nicht weiß, wie man ein Messer hält, wird da genauso fündig wie jemand, der schon mal das Wort „blanchieren“ in einem Rezept gelesen hat.  

„Am besten fängt man an, indem man mit jemandem zusammen kocht, der das sehr gut kann“, sagt Sebastian Dickhaut, Küchenexperte und Autor des berühmten „Basic Cooking“. Deswegen haben der junge Mann und ich es so aufgeteilt, dass er den Reis kocht und ich das Thaicurry. „Man muss immer das Gefühl haben, dieses Gericht ist mein Ding, das liegt mir. Nicht jeder hat beispielsweise ein Händchen für Salat“, sagt Sebastian Dickhaut. Hat er nicht, der junge Mann, aber dafür für Pasta, das fanden wir schnell heraus. Nächster Schritt daher: Pesto selber machen. Und: einkaufen. Geht es nach Sebastian Dickhaut, sind die drei wichtigsten Dinge zu Hause: Brot, Käse, Ei. Alles einzeln und in den unterschiedlichsten Kombinationen viel Spaß. Der nächste Schritt: mit offenen Augen durch die Küche gehen. Was habe ich da? Was könnte wie zusammen passen? „Apfelsaft ist zum Beispiel super für Salatsoßen“, erklärt Sebastian Dickhaut.  

Und danach: ausprobieren. Am besten ohne Aufsicht. Zum Essen kam ich daher jetzt immer nicht schon in der Schnippelphase, sondern erst, wenn es ans Tischdecken ging.Und siehe da, die Offenbarung ist rot und lecker. Denn vor einigen Wochen gab es Mafiaspaghetti. Wenn man es gemein sagen will, Nudeln mit Tomatensoße und Fleischbällchen drin. Wenn man es liebevoll sagt die beste Freitagabendwohlfühlcouchmahlzeit, die ich in den letzten Jahren aß. Wir sind auf dem richtigen Weg. Und wenn nicht, können wir es immer noch sein lassen. Denn ehrlicherweise muss man auch eines einsehen und sich angesichts von Kochsendungen auf allen Kanälen nicht einschüchtern lassen: „Nicht jeder kann kochen. Es kann ja auch nicht jeder Auto fahren“, sagt Sebastian Dickhaut.  

Lea Hampel hat für diesen Text Mareike, 26, aus München protokolliert; sie kocht seit sie inklusive Hocker groß genug war, um am Herd zu stehen.
Fünf Hinweise für Kochanfänger: 

1. Such Dir ein Kochbuch aus, das Dir gefällt. Probiere fünf einfache Gerichte aus. Dann leg es weg und überlege, was Du gerne können würdest, weil Du es gerne isst und suche Dir auf kuechengoetter.de oder einem anderen Portal das Rezept raus.

2. Leg' Dir einen Grundstock an Dingen zu, die in jedem Haushalt da sein sollten, also: außer Klassikern wie Salz, Pfeffer, einige Gewürze und Gemüsebrühe, Zwiebeln und Knoblauch, Hefe und Backpulver, Mehl, Zucker, Nudeln, Reis, pürierte Tomaten, tiefgefrorenes Gemüse (z.B. Erbsen oder Champignons) und Obst (zum Beispiel Himbeeren) für Notfälle.

3. Wenn Du das erste Mal Größeres kochst, dann für gute Freunde, die Dir ehrlich sagen, wie es geschmeckt hat.

4. Wenn etwas nicht funktioniert hat, probiere ein anderes Gericht aus. Die alte Regel vom weiter reiten hilft bei Pferden, aber bei Essen demotiviert sie.

5. Koche nie mit Heißhunger.    

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