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Leserpost. Heute: Zwischen Sexchat und Spurensuche - aus dem Kummerkasten der Community
„Ich,will,einen,sexchat,mit,jungen,sexgeilen,boys,haben! Jetztsofort!“ Ja, das Leben eines Community-Managers ist deftig und abwechslungsreich. Obige Botschaft fischte unser Sebastian Mraczny diese Woche aus seinem Mailaccount – und die lässige Art mit der er davon erzählte, lässt vermuten, dass solche Post keineswegs die Ausnahme ist. Noch viel öfter aber als amouröse Hilferufe tauchen Probleme digitaler Forensik bei Sebastian auf. Wer freiwillig aus seinem jetzt.de-Leben ausgeschieden ist, möchte den Leichnam möglichst keimfrei beseitigen, das ist klar. Die Jetztpage und sämtliche Jetztpage-Inhalte werden also gelöscht und wer den Usernamen fortan sucht, bekommt die Nachricht: „Diesen Namen gab es früher auf jetzt.de.“ Aber schon hier fangen für manche die Probleme an. Wir möchten doch bitte auch noch diese letzte Information verschleiern, bat ein ehemaliger User. Da wird es für uns schwierig, denn diese RIP-Nachricht schützt den gelöschten User quasi noch posthum vor Zombies, die seinen Namen reaktivieren und Schandtaten anstellen könnten – also bleibt ein Username für immer blockiert, was man wiederum irgendwie erklären muss.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ein anderer Aspekt, der viele Ehemalige zu Nachfragen veranlasst, ist der Umstand, dass mit der Löschung ihres jetzt.de-Accounts natürlich nicht der ganze Kosmos von ihren Aktivitäten bereinigt ist. Wir möchten bitte alle Gästebuch- und Forumsbeiträge löschen, die sie im Laufe ihres jetzt.de-Lebens hinterlassen haben, das hören wir von manchen Ausgeschiedenen. Eine gelegentlich verständliche, andererseits unmögliche Forderung. Zum einen wäre der reine Aufwand absurd, zum anderen ist es die Idee, dass wir in den Gästebüchern von aktiven Usern irgendwelche Löschungen vornehmen. Niemals! Das gleiche Niemals! gilt auch für die umgekehrte Bitte. Einmal vom User gelöschte Texte können wir nicht wieder herstellen. Man lebt schon so lange im Netz und jeder kennt das: Vor Jahren hat man sich irgendwo angemeldet, ist aber weitergezogen und nur ein Newsletter oder ein Google-Treffer zeugen von der früheren Verbindung. Wie kriegt man diese Jugendsünde los? Am logischsten wäre eine Deaktivierung des Accounts, völlig klar. Nur dumm, dass man das Passwort von damals nicht mehr weiß. Zum Glück gibt’s ja die Passwort-Hilfe, die ein Ersatz-Wort sendet - an die Email-Adresse von damals. Tja und diese Email-Adresse ist in gar nicht wenigen Fällen leider auch nicht mehr in Benutzung. Eine dumme, kleine Sache. Wie sollen wir nun verifizieren, dass Tölpel82, der in einer Mail um Erlösung und Löschung bittet, wirklich der User Tölpel82 ist? Und nicht ein missgünstiger Nebenbuhler, der schnell den Account seines Erzfeindes löschen lassen möchte. Nun, wir können es nicht verifizieren und damit bleibt Tölpel82 erstmal im großen Suppentopf. Ist das gemein von uns? Ich finde nicht. In allen anderen Lebenslagen erwartet man auch eine gewisse Eigenverantwortung und wer es schafft, sich irgendwo ordnungsgemäß anzumelden, sollte auch selber dafür Sorge tragen, dass er die Abmeldung bewerkstelligt - oder mit der einen oder anderen Spur im Netz lebt. Letztere ist gerade bei jetzt.de auch nicht so verräterisch wie bei facebook und Co. Denn jetzt.de ist ein Pseudonym-Kosmos, der von den wildesten Avataren belebt und in dem keiner nach dem echten Namen gefragt wird. Kein Personalchef erkennt in einem jetzt.de-User per Mausklick sein Vorstellungsgespräch-Opfer. Vorrausgesetzt natürlich, es hat nicht seinen echten Namen und sonstige Hinweise in jetzt.de gestreut. Aber dafür ist eben doch wieder jeder selbst verantwortlich.