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Spontaner Schokokuchen und selbstgesammelte Himbeeren
Diese Woche hat sich jetzt-Userin ein_oxymoron die Mütze des Kosmoskochs aufgesetzt.
Montag:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Heute fängt offiziell meine freie Zeit zwischen Winter- und Sommersaison an. Bis Ende Mai werde ich jetzt keine Touristen mehr durch die Straßen und Museen führen oder im Bus begleiten und habe auch sonst gerade keinen Job. Das wollte ich eigentlich mit einem Kuchen und einem richtig schönen Abendessen feiern. Aber ich wollte auch schon anfangen, mich endlich wieder um mein Traumstudium zu kümmern, und als ich dann nach viel stirnrunzelndem Wikipedia-Gestöber die polaren Tiefdruckgebiete verstanden hatte, hatte ich schon zu viel Hunger für viel Brimborium (im Übrigen ein völlig zu Unrecht vernachlässigtes Wort). Deswegen gab es dann doch nur Spaghetti mit Zucchini, Oliven und viel Knoblauch. Als ich etwas Rosmarin zerstoßen wollte, fand ich noch einen Rest Gewürze für das letzte Reisgericht im Mörser, Cumin und Koriander und sowas, und mischte das auch mit rein. Dann dachte ich, wenn das schon einen Bastard aus italienischer und indischer Küche gibt, mache ich gleich noch eine Erdnuss-Soße dazu (einfach Erdnussbutter mit Wasser verruehren und ein bisschen mitköcheln). Schmeckte noch ein bisschen fad, deswegen kam ein Schuss Sojasoße drüber. Nach diesem Prinzip koche ich meistens: in der Pfanne anbraten, was gerade da ist oder worauf ich am meisten Lust habe, und wenns nicht so schmeckt - Sojasoße to the rescue. Fertig. Ach ja, und ein bisschen Salat von gestern gab es noch dazu.
Dienstag:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Nach einem recht chaotischen Tag brauche ich etwas Einfaches. Die rote Bete musste sowieso weg, deswegen schnippele ich sie zusammen mit Karotten, einer halben Kohlrübe und einer Zwiebel auf ein Blech, gebe großzügig zum Erhitzen geeignetes Rapsöl drüber und stecke es in den Ofen. Simpel, aber kunterbunt, alles ökologisch und einigermaßen lokal (im Spätsommer/Herbst könnte ich alles außer das Öl direkt auf dem Bauernmarkt kaufen). Nach einer Weile kommen noch wilde einheimische Gewürze dazu, die ich letztes Jahr gesammelt und getrocknet habe: Schafgarbenblätter und Samen einer wilden nordischen Schwester des Liebstöckels. Danach noch etwas Grün, das aus einer vergessenen Zwiebel wächst, und zugegebenermaßen belgisches Meersalz. Dauert ewig, aber lohnt sich. Heute brauche ich definitiv keine Sojasoße.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Und während der langen Wartezeit entstand dann doch noch der für gestern geplante Kuchen. Ich backe genauso spontan und intuitiv wie ich koche, was sogar meistens gutgeht. Dieses Mal wurde es ein Mandel-Schoko-Kuchen mit Zimt, Kardamon, Ingwer, Nelken und, wie mir später auffiel, sehr wenig Teig - deshalb entschädigungsweise noch ein paar Himbeeren aus der Tiefkühltruhe (selbstgesammelt; der Husky-Mann hat mir eine Stelle verraten, wo viele wild wachsen) obendrauf.
Mittwoch:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Kontrastprogramm! Im Supermarkt habe ich nämlich seltenerweise eine wunderbar weiche gelb-rote Mango gefunden. Eigentlich vertrage ich Mango nicht so gut. Oder Kokos. Oder beides. Aber ich liebe das, was im Westen so "Curry" heisst, und am allerliebsten mit Mango und Kokosmilch, Cashews, frischem Ingwer und vielen tollen Gewürzen, und deswegen gibt es das heute. Das obendrauf ist übrigens Petersilie und kein frischer Koriander, den verabscheue ich nämlich zutiefst.
Donnerstag:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Menno. Ich wollte heute einen riesigen tollen Salat machen, aber die Salatsituation hier oben ist mal wieder prekär. Feldsalat (den ich sehr liebe) ist fast nie aufzutreiben, die lächerlichen Rucola-Plastikpäckchen sahen nicht mehr vertrauenserweckend aus, und "normalen" Salat finde ich öde. Es wird Zeit, dass ich endlich wieder draußen Kräuter rupfen kann (Tipp für die Landbewohner: Baldrian ist eng mit dem Feldsalat verwandt, und die Blätter lassen sich auch so verwenden!). Bis dahin gibt es lieblos dahingebratenen Broccoli mit frevlerisch gemikrowellten Süßkartoffeln, Kidney-Bohnen und dem restlichen Reis von gestern, mit Knoblauch, Gemüsebrühe und Kräutern der Provence. Und so sehr ich mich auch bemühe, mich gesund zu ernähren: Der Broccoli muss ordentlich verkocht sein und wird erst mit viel Sojasoße perfekt.
Freitag:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Endlich! Ich konnte einigermaßen frischen Rucola auftreiben und kann damit das Veganer-Klischee bedienen: Ich esse nur Salat. Aber einen, der es in sich hat. Und mit "es" meine ich Kichererbsen, getrocknete Tomaten, Oliven, Avocado (das habe ich vom Husky-Mann gelernt), Walnüsse, geröstete Sonnenblumenkerne und ein von der Lieblingsfranzösin gelerntes Dressing aus Senf, Balsamico, Öl, Kräutern und Pfeffer. Und was es dazu gibt? Mehr davon!
Samstag:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Es gibt Linsensuppe. Oder Eintopf. Oder Wasauchimmer. Ich behaupte jetzt einfach mal, das war so geplant und liegt nicht etwa daran, dass ich beim Abschätzen der Wassermenge beim Linsenkochen zerstreut war. Die Wüfel im Suppeneintopf sind Sellerie und Karotte, dazu gibt es extralang angebratene Zwiebeln und frische Gurke. Und vor allem verstreue ich meinen halben Gewürzschrank über den Linsen, in dem verzweifelten Versuch, die auch nur annähernd so gut hinzukriegen wie dieses phantastische mittelalterliche Restaurant in Tallinn (falls irgendwer hier mal nach Tallinn kommt: "Old Hansa"). Nelken waren da ganz sicher drin, die geben einen besonderen Geschmack, aber es wird nie so gut wie im Old Hansa. Irgendwann werde ich zurück nach Tallinn fahren und die anflehen, mir ihr Rezept zu geben.
Sonntag:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ja ja, das ist fast das Gleiche wie am Donnerstag, aber ich hatte eben Lust drauf. Und dieses Mal ist es mit mehr Liebe gemacht. Mein Beitrag zur Süßkartoffeldiskussion, die es hier kürzlich gab: Die gehören in Kokosöl gebraten, am besten fast frittiert. Dazu esse ich auch gerne in ganz dünne Scheiben geschnittene und in sehr wenig Wasser gekochte/gebratene Champignons, aber der restliche Broccoli vom Donnerstag musste weg. Die Bohnen mag ich, glaube ich, vor allem wegen der Farbkombination dazu. Ich liebe buntes Essen!
Auf der nächsten Seite liest du den Kosmoskoch-Fragebogen von jetzt-Userin ein_oxymoron.
Welchen Stellenwert hat Essen in deinem Leben?
Als ich vor etwas mehr als sechs Jahren nach langem Dahinsiechen feststellen musste, dass ich kein Gluten vertrage, wurde Essen zu einer Art Hobby für mich. Ich erkannte auch nach und nach, wie viel Einfluss unser Essen darauf hat, wie wir uns körperlich und geistig fühlen. Ich fühle mich am besten, wenn ich vegan und ökologisch esse (was nicht heißt, dass ich mich immer 100-prozentig danach richte). Wie viel davon Placebo ist, ist mir eigentlich egal - nichts gegen einen guten Placebo-Effekt!
Was ist dir beim Essen und Einkaufen besonders wichtig?
Dass ich einen persönlichen Bezug dazu habe. Mich mit der Herkunft, der Verarbeitung und der Welt im Allgemeinen verbunden fühle. Es sollte so natürlich wie möglich sein und so wenig Schaden wie möglich verursachen. Das heißt, ich würde prinzipiell - wenn ich Fleisch nicht seit frühester Kindheit ekelhaft finden würde - lieber ein frisch auf dem Markt gekauftes Walsteak essen als einen Joghurt, für den gerade-so-lebendige Kühe gequält, Bauern unterbezahlt, Chemikalien produziert und Rohstoffe durch die halbe Welt transportiert werden. Ich schaffe es also mühelos, sowohl Fleischesser als auch Vegetarier und selbsternannte Tierfreunde gleichermaßen gegen mich aufzubringen. Dabei rede ich nie jemandem in die eigenen Essgewohnheiten rein. Die Sache mit dem Einkaufen ist in der Praxis, in der ich leider nicht alles selbst anbauen, wild sammeln oder auf dem Markt kaufen kann, natürlich kompliziert und mit vielen Kompromissen verbunden. Den Lauch lieber öko aus Holland oder konventionell aus dem eigenen Land? Die Schokolade lieber öko oder fairtrade? Was ist schlimmer, Pestizide oder Plastikfolie? Verbraucht die heimische Lagerung mehr Energie als das Schiff von weither? Da kann man gut verrückt werden. Oder man kann sich halt informieren, soweit man gerade Energie hat. Natürlich kann man nicht ethisch perfekt essen - aber das heißt noch lange nicht, dass man es gleich komplett lassen sollte.
Erinnerst du dich, wann du zum ersten Mal für dich selbst gekocht hast und wer dir das Kochen beigebracht hat?
Hm, nein? Was heißt "Kochen"? Ich werde wohl irgendwann mit meiner Mutter Grießbrei gekocht haben... Später dann Quinoa aus dem Eine-Welt-Laden. Das durfte ich nur kochen, wenn beide Eltern arbeiten waren, weil "das Zeug stinkt!". Da war ich vielleicht 13. Ich war schon immer komisch.
Was war dein Lieblingsessen als Kind?
Grießbrei. Spezialitäten meiner Oma: Kartoffelpuffer mit Apfelmus, Apfelküchlein mit dicker Gemüsesuppe (!)... Zwiebelsuppe. Kohlrabi mit Sahnesoße. Und Maggi!
Was ist dein aktuelles Lieblingsessen?
Puh, inzwischen ist mein kulinarischer Horizont zu weit, um mich da festlegen zu können. Hängt sehr von meiner Laune ab. Das Mango-Curry? Ofengemüse? Falafeln? Guacamole? Kürbissuppe? Irgendwas mit gut gewürzter sämiger Soße?
Was magst du gar nicht?
Alles, was mit Fleisch zu tun hat, danach schmeckt oder sich so anfühlt (d.h. Ersatzprodukte oder auch nur Austernpilze sind auch ekelhaft). Dazu zählt auch Fisch, wobei der etwas weniger schlimm ist. Danach kommen gleich frische Korianderblätter, keine Ahnung, wieso. Mit allem anderen kann ich mich arrangieren.
Mittags warm und abends kalt oder andersrum?
Mittags gerne die (auch mal kalten) Reste des Vortags, abends meistens warm.
Wo isst du am liebsten, am Tisch oder auf dem Sofa?
Am liebsten am Fenster mit Meerblick. Oder am Lagerfeuer! Am häufigsten leider am Computer.
Was trinkst du zum Essen?
Wasser oder Tee, in Gesellschaft manchmal Wein.
Wie oft gehst du auswärts essen und hast du ein Lieblingsrestaurant?
Einmal im Monat bis mehrmals pro Woche in meinem veganen Hippie-Café. Das ist aber nicht so richtig "auswärts essen", gefühlt eher ein WG-Wohnzimmer mit Öffnungszeiten.
Was isst du, wenn es schnell gehen muss?
Tiefkühl-Falafeln mit Salsa-Soße und/oder Broccoli, Salat mit Bohnen/Kichererbsen aus dem Tetrapak, (glutenfreies) Brot mit Pesto, Avocado, Erdnussbutter oder Sonnenblumenaufstrich, Nüsse... Oder auch mal eine Tüte Chips.
Was war das aufwändigste Gericht deines Lebens?
Keine Ahnung, ich koche eigentlich nie sehr aufwändig. Letzten Advent stand ich allerdings stundenlang in der Küche, um zum ersten Mal glutenfreie, vegane und fast zuckerfreie Lebkuchen zu backen - die wurden mir von "normalen" Leuten fast buchstäblich aus den Händen gerissen und sogar abgekauft.
Hast du ein Standard-Gericht, wenn Eltern oder Freunde zu Besuch kommen?
Freunde: Curry mit Reis. Ist simpel, aber macht was her und alle mögen es. Bei meinen Eltern ist nichts zu machen, die mögen mein Essen sowieso nicht...
Welchen jetzt-User oder -Redakteur möchtest du als Kosmoskoch sehen?
Oh puh, ich hab keinen Überblick darüber, wer schon alles dran war. Aber ich glaube, ich weiß noch nicht, was die cosmashiva eigentlich isst.