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Gutes aus dem Alu-Teller

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Montag:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Gleich zum Auftakt ein sehr typischer Abend, um meine Essgewohnheiten kennenzulernen: Ich bleibe wegen einer Abgabe bis halb acht in der Redaktion und komme dann, noch leicht angeschlagen vom Wochenende, auf dem Heimweg an meiner vietnamesischen Lieblingsgarküche vorbei. Eine unglaublich nussige Saté-Sauce mixen die da. Weil ich heute keine Pläne habe, gibt es als Amuse-Gueule das lässige Woody-Allen-Interview, für das ich am Sonntag keine Zeit mehr hatte. Ich muss immer wieder mit Reis im Mund kichern. Später merke ich: Die Kombi aus Überschrift und trostlosem Alu-Teller entbehrt nicht einer gewissen Komik.  

Dienstag:  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Freund V. ist zurück von seinem dreimonatigen Aufenthalt in Kalifornien, um den Hobby-Pilotenschein zu machen. Wir gehen Burger essen im neuen "Hans im Glück" am Isartor, gleich bei mir ums Eck. Bei dieser Frittenbudenkette schwankt meine Meinung ja immer zwischen irgendwie "Bäh" wegen unbequemer Loungigkeit und Sausalitos-Publikum - und hinterher meist doch guter Befriedigung und der Einsicht, dass die Birken-Deko schon ganz gemütlich ist. Heute jedenfalls: ein Spitzen-"Caesar"-Burger und dazu fabelhaft erzählte Episoden aus dem Leben eines Hobbypiloten in San Diego. Nur leider liegt mein Ipad zum Fotografieren daheim, ich muss hinterher zeichnen.  

Mittwoch:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Bin länger beim Sport geblieben, weil Freund D. in der Umkleide so viel zu erzählen hatte. Deshalb versemmle ich den Tengelmann-Ladenschluss, diesen ewigen Pickel auf der Münchner Lebensqualität. Finde zum Glück ein Putenschnitzel in der Tiefkühltruhe, das sich netterweise schnell tauen, zerhacken und braten lässt. Dazu schüttle ich dreierlei Pasta aus fast leeren Barilla-Kartons ins kochende Wasser und gieße Fertigpesto drüber (aufgeschäumt mit etwas Nudelwasser). Ich bin stolz wegen Restevernichtung und weil endlich wieder Platz im Nudelregal ist. Was da auf zehn Uhr aussieht wie ein Campino-Bonbon ist in Wahrheit ein Klecks Thomy Rot-Weiß. Zugegeben, das ist dort extra für den Kosmoskoch, weil schmecken tut das in der Kombination natürlich gar nicht.  

Donnerstag:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Krank, verflixt! Ich bin schon im Vollbesitz meiner Kräfte ein überaus leidenschaftsloser Koch, aber mit Fieber und Sandpapierhals macht die Küche noch weniger Spaß. Immerhin: Weil ich daheim bleibe, schaff ich's endlich mal wieder im Supermarkt einzukaufen, ohne mir von der Ladenschlussschlange meine Laune verderben zu lassen. Der effektivste Erstschlag gegen die Erkältung ist, natürlich, Buchstabensuppe.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Abends schaff ich es dann tatsächlich, eine ganz brühwürfelfreie Suppe zu machen: Mit sehr viel Suppengrün (was für ein tolles Wort!) und einem unförmigen Stück Ochsenschwanz. Beides auf Empfehlung der fürsorglichen Dame beim Vinzenzmurr, ohne die ich nie auf die Idee gekommen wäre, das Wort Ochsenschwanz auch nur in den Mund zu nehmen. Schmeckt aber wirklich astrein, solange man nicht versucht, das sog. Fleisch von diesem Knochen zu nagen.  

Freitag:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ein Tag zwischen Bett und Couch, schwitzend und schneuzend. Kulinarisch: Reste der Ochsenschwanzsuppe und eine neue Hühnersuppe mit Buchstabennudeln. Meine Wohnung riecht von der ganzen Aufkocherei wie eine Uni-Mensa. Abends kommt meine Schwester vorbei und bringt eine Wagenladung Taschentücher und Ingwer.  

Samstag:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Freund A. ist in der Stadt und lässt sich auch durch aggressive Warnschneuzer am Telefon nicht vom lange gefassten Plan abbringen, mich mit Bier zu besuchen. Immerhin trägt er vorsorglich einen Solidaritätsschal aus der Ströbele-Kollektion. Und: Er bringt ein teuflisch scharfes Curry von der vietnamesischen Lieblingsgarküche. Das Bier brennt so sehr in meinem entzündeten Rachen, dass er irgendwann Mitleid bekommt und dann doch selbst beide trinkt.  

Sonntag:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 
Allmählich bin ich wieder bei Kräften. Abends gehe ich mit Freundin E., Freund V.  und einer reizenden mitgebrachten Kuwaiterin (schon wieder ein Wort wie ein Gedicht!) Gözleme essen, diesen fantastischen türkischen Pfannkuchen 3.0. Wir bestellen eins mit Hackfleisch-Minze-Füllung und eines mit Süßkartoffel-Käse und teilen alles. Hackfleisch gewinnt klar nach Punkten, und ich denke leider nicht eine Sekunde daran, ein Foto zu machen.

Auf der nächsten Seite: Der ausgefüllte Fragebogen zu Jans Ess- und Kochgewohnheiten.




Welchen Stellenwert hat Essen in deinem Leben? 
Ich tue es gerne und tatsächlich auch regelmäßig, aber die Zubereitung ist mir, das muss ich so drastisch formulieren: zuwider. Das fängt beim Einkaufen in furchtbar überleuchteten Supermärkten an und hört beim Gemüseschneiden noch lange nicht auf. Mir fehlt es, seit ich selbst für meine Nährstoffversorgung zuständig bin, an Geduld und Muße, für ein Gericht mehr als 20 Minuten Making-of zu akzeptieren. Ich koche und esse also vor allem Nudeln. Mit Saucen, für die eine Pfanne und ein Schneidebrett als Requisiten reichen. Für alles Kompliziertere gehe ich gerne und oft und ab und zu sogar teuer essen.  

Was ist dir beim Essen und Einkaufen besonders wichtig? 
Dass es ohne größere Umstände vonstatten geht. Ein samstäglicher Ausritt in den Großmarkt, wie ihn mein heißgeliebter ehemaliger Mitbewohner regelmäßig unternahm, käme mir nie in den Sinn. Ich kaufe selten mit Plan, dafür aber schon eher gutes Zeug, gerne Bio, vor allem wenn Tiere in der Herstellung des Produkts eine Rolle spielen. Im Discounter bekomme ich noch schneller Ausschlag als im höherpreisigen Supermarkt, deshalb zahle ich gerne etwas mehr.  

Erinnerst du dich, wann du zum ersten Mal für dich selbst gekocht hast und wer dir das Kochen beigebracht hat? 
Nein, und meine Mutter. Ich nehme an, dass mein erstes selbst zubereitetes Essen ein Spiegelei oder eine Rostbratwurst war.

Was war dein Lieblingsessen als Kind? 
Aprikösenknödel überstreut mit angebratenen Semmelbröseln und versenkt in zerlassener Butter. Endlos gut, noch heute!    

Was ist dein aktuelles Lieblingsessen?
Lasagne aus dem Ofen meiner Mutter. Irgendwie immer saftiger und tomatiger und geiler als überall sonst.


Was magst du gar nicht?
Diese sauer-salzigen eingelegten Rüben-Dinger, die man gelegentlich im Schawarma bekommt. Zum Glück sind die meist pink, sodass man sie recht leger rauspulen kann.  

Mittags warm und abends kalt oder andersrum?
Meistens mittags und abends warm – aber wenn, dann auf jeden Fall abends kalt.    

Wo isst du am liebsten, am Tisch oder auf dem Sofa?
Am Tisch. Auf dem Sofa werde ich immer zu schnell satt, weil mein Magen in der buckligen Haltung vor dem Couchtisch halb zusammengefaltet ist.

Was trinkst du zum Essen?
Leitungswasser oder Pils. Seltener: Weißwein. Nur wenn es die Höflichkeit von mir verlangt: Helles.  

Wie oft gehst du auswärts essen und hast du ein Lieblingsrestaurant? 
Im Schnitt dreimal die Woche. Nein.  

Was isst du, wenn es schnell gehen muss?
Eine Banane und Kölln-Haferflocken mit Milch und Joghurt. Super Energielieferant vor dem Sport!    

Was war das aufwändigste Gericht deines Lebens? 
Eine Pasta mit Hühnerbrust-Rucola-Babytomaten-Sauce, die ich vor Jahren für ein Date kochen wollte. Das Rezept hatte ich in einem Kochbuch namens "1 Nudel, 100 Soßen" gefunden (sensationelles Geschenk, großer Tipp!). Es war darin eines der kompliziertesten. Und weil es für das Date gut werden musste, kochte ich das ganze Rezept zur Übung am Vorabend schonmal für mich alleine. Schmeckte dann auch astrein und wir haben danach sehr gutgelaunt geknutscht.

Hast du ein Standard-Gericht, wenn Eltern oder Freunde zu Besuch kommen? 
Nein.  

Welchen jetzt-User oder -Redakteur möchtest du als Kosmoskoch sehen?   
Tischnachbar Jakob Biazza – so leidenschaftlich, wie der seine Breze täglich während der Konferenz ins Nutella tunkt, will ich echt mal wissen, was der anstellt, wenn er eine Küche zur Hand hat!

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