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Kosmoshörer (Folge 8)

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Montag:  
Mein Home Office-Tag.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Allein daheim. Ich kann also hören, was ich will. Da fangen wir die Woche doch gleich mit was Erfrischendem an:



Dienstag:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Meine gute alte Freundin Denise ist umgezogen und hat mir zwei Handvoll ihrer alten New-Wave-LP's geschenkt. Alle schon recht mitgenommen, aber für mich war’s trotzdem wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Höre jede Woche eine davon an.
Heute Soft Cell. Ich fand die zwar eigentlich immer blöd, aber es war wohl nicht alles schlecht von ihnen:  


Mittwoch:  
Gehe in meine Eckkneipe, weil ich weiß, dass mein Lieblingsbarkeeper dort arbeitet, der auch mal härtere Sounds laufen lässt. Ich hab ihm mal was von Voivod mitgebracht, weil der arme, zu spät geborene Mensch die gar nicht kennt:  


Donnerstag:  
Mittags Zug. Kann mich nicht entschließen, klicke mich durch alles durch. Irgendwann mache ich ganz aus. Es gibt einfach auch Tage, wo ich nicht weiß, was ich will. Abends: Zugfahrt zurück, es ist wieder mal spät geworden in der Arbeit in der großen Stadt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ich sehe an mir im Dunkeln endlose Reihen von Neonlampen, Bürohäusern und Ampeln vorbeiziehen und denke mich in einen Science-Fiction-Film. Ich bin der Agent, der gerade glücklich aber ruhmlos einen Auftrag zu Ende gebracht hat. Ich kehre heim. Da passt ein Aufbruchs- oder Heimkehr-Soundtrack am besten.  

Filmmusik ist eh was Tolles.

Freitag:  
Auch wieder zuhause. Ich habe eingekauft, ein bisschen geputzt, das Auto aus der Werkstatt geholt, auf dem Herd köcheln Kartoffeln. Ich bin gut drauf, das Wochenende kann kommen. Jetzt gerne was Älteres, Moderat-Punkiges aus UK:  

Abends: Selber auflegen. 80er. Ich liebe dieses Jahrzehnt. Erstens war es meins, und zweitens mag ich die bittere Süße, das Schwarzbunte, das seiner Musik innewohnt.

Samstag:  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Tagsüber Kreativarbeit im Atelier. Mehr dazu im Fragenteil. Abends: Es geht auf einen Geburtstag. Die Musikauswahl wird grauenhaft, das weiß ich jetzt schon. Ich kenne die Leute, die sich der Anlage bemächtigen werden. Also noch schnell was hören, was man im Ohr behalten kann – als mentale Reserve. Was Manisches, Fiebriges passt gut zur beginnenden Nacht.  


Sonntag:  
Ein eher schlechter Tag für die Musik um der Musik willen. Ich schaue Filme. Nachmittags Komödien, abends was Ernstes. Daher sind eigentlich wieder Soundtracks bei mir die Sonntagsmusik.


"Gute Musik” - was ist das für dich?
Gute Musik ist gute Musik. Muss aber nicht das sein, was ich gerade hören will. Musik, die mir gefällt, passt entweder exakt zu dem, was ich fühle, oder sie bringt mich zum Staunen, fesselt mich, macht mich süchtig. Das kann auch total kranker Mist sein. Und ich mag gern Rhythmus. Melodie ist mir nicht so wichtig, ich finde auch interessante Samples besser als Gesang.

Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Auf Platte oder CD, unterwegs auf dem mp3-Player (wobei ich meinem Discman sehr hinterhertrauere, damals habe ich Alben noch der Reihe nach ganz durchgehört). Oder eben auswärts, im Nachtleben.

Wo hörst du Musik? Vor allem unterwegs, nur daheim, zum Einschlafen?
Zum Einschlafen geht leider nicht mehr, seit ich das Bett teilen muss.  Daheim im Wohnzimmer, in Kneipen, neben der Arbeit, im Zug. Ich gehöre allerdings nicht zu der Sorte, die, wo sie geht und steht, irgendwas laufen haben muss. Die Musik will schon wohldosiert sein.  

Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst?
Ich habe eine Handvoll alle flüchtigen Schwärmereien überdauernder Allzeit-Lieblingsbands. Die Einstürzenden Neubauten sind eine davon. Oder Sonic Youth. Die haben ein großartiges Ding nach dem anderen rausgehauen, aber auch die hatten ihre gelegentlichen Tiefpunkte, die auch ich nicht hören will. Und für die sie auch kein Geld von mir kriegen. Dafür allerdings schon:  


Welche Musik magst du gar nicht und warum?
Schwer zu sagen. Es gibt Musikrichtungen, da gefällt mir tendenziell sehr vieles, dazu gehören Punk, Noise Rock und einige Spielarten der Elektronik, und dann gibt es welche, da gefällt mir fast gar nichts, z.B. Reggae und Hiphop. Warum? Doofe Klamotten und blödes Gesicht, ich weiß nicht, mag ich einfach nicht. Aber: Keine Regel ohne Ausnahme.  

  
Was war deine erste eigene Platte - und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?
Da war ich zehn oder elf. Taschengeld war knapp bemessen, daher hat es lange gedauert, bis ich mir zum ersten Mal eine Platte selbst kaufen konnte. Was das dann war, weiß ich gar nicht mehr. Bei „Seven And The Ragged Tiger“ von Duran Duran streiten mein Bruder und ich bis heute, wer sie gekauft hat. Keiner will’s gewesen sein, trotzdem ist sie da.

Ich glaube, es war die Single „The Flyer/The Writing“ von Saga.  

Und das erste selbst gekaufte Album…? - eine Best Of von Deep Purple…? Bin mir nicht sicher. Der Weg des Musikgeschmacks war damit jedenfalls klar vorgezeichnet: druckvoll und gerne ein wenig abseitig. Egal ob elektrisch oder holzgemacht.  

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Je öfter desto lieber. Allein oder mit Freunden, wie es gerade kommt. Das letzte Konzert waren BirdPen in der Kranhalle, München. Eine Wucht. Und total mies besucht.  



Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung?  
Früher war ich gerne im Plattenladen im Viertel. Den gibt’s leider nicht mehr. Heute in  Kneipen, wo man Wert auf die Musikauswahl legt, im Austausch mit Freunden, oder ich gehe die anstehenden Konzerte auf munichx.de einzeln durch und höre mir vorab an, was die Bands jeweils so machen.


Verrate uns einen guten Song zum...
Aufwachen:  
Hm. Musik am Morgen ist ein bisschen schwierig. Ich hör ja ganz gern erst mal Nachrichten, ob die Welt noch steht. Und Gute-Laune-Musik zum künstlich Hochpushen mag ich auch nicht. Ich sag mal: Wenn die Sonne reinscheint: „Hey You“ von Pink Floyd. 
 


Tanzen:  
Ich kann nicht tanzen. Aber wenn ich’s könnte: Röyksopp – „Keyboard Milk“. Das steigert sich über sieben Minuten so lange, bis man sicher nur noch im Rausch besinnungslos dahinwirbeln will.  Und danach irgendwo umfallen.

 
Traurig Sein:  
Hehe, EINEN? Da kenn ich Hunderte! Ich grenz es mal - unter Qualen! - auf zwei ein: Godspeed You!Black Emperor – „Moya“   

Fabrizio de Andre – “Disamistade” – wunderschön! Gibt’s leider auf youtube nicht im Original, daher hier eine einigermaßen brauchbare Coverversion von The Walkabouts.

  
Sport:
Das wäre bei mir Radfahren oder Schwimmen, da hör ich keine Musik. Darf's auch etwas anderes sein? Malen und Zeichnen zum Beispiel. Da höre ich zurzeit gerne Kommando Sonne-nmilch mit den wunderbar abgefahrenen Texten von Jens Rachut.

oder eine Mail an teresa.fries@sueddeutsche.de!

Text: jetzt-redaktion - Fotos: o.H.

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