- • Startseite
- • kosmoshörer
-
•
Kosmoshörer (Folge 41)
Montag:
„Guten Morgen, liebe Sorgen.“ Mit diesen Worten starten viele Menschen in die Woche – mich eingeschlossen. Aber es ist auch nicht leicht, eine gute Stimmung beizubehalten, wenn sich alle Missgeschicke die während dem Rest der Woche ausbleiben, auf einen Wochentag komprimieren.
Meine erste Vorlesung verschlafe ich komplett, und als ich mich schließlich an die Bearbeitung meines ohnehin schon langwierigen Semesterprojekts mache, funktioniert die Software nicht so, wie ich es gern hätte. Das demotiviert nochmal zusätzlich und lässt mich grübeln, ob mein momentanes Studium überhaupt sinnvoll ist oder ich von Anfang an etwas anderes hätte machen sollen. Frei nach dem Motto: „Wir bedauern die Vergangenheit, haben Angst vor der Zukunft und vertrauen nie der Gegenwart.“
https://www.youtube.com/watch?v=id0Z4NMUV_c
Dienstag:
Heute wurde ich Zeuge, wie eine Mutter ihre Tochter schimpfte, weil ihr Kind den Wunsch äußerte, eines Tages als Kindergärtnerin zu arbeiten. Die Frau führte den geringen Verdienst und die nicht vorhandenen Aufstiegsmöglichkeiten als Gründe gegen diesen Job an und ergänzte ihre Aussage mit: „Werd' doch Model“.
Ich finde es erschreckend, wie früh den Kindern unserer Zeit Geld, Karriere und Äußerlichkeiten als oberster Stellenwert vermittelt werden. Da bleibt anscheinend kein Platz mehr für alternatives Denken und erst recht nicht für die Träume des eigenen Nachwuchses.
https://www.youtube.com/watch?v=mFsk9ZxrnQs
Mittwoch:
Da heute meine zweite Vorlesung ausfällt, finde ich seit langem mal wieder Zeit um in meiner momentanen Lektüre zu schmökern. „Selbstbetrachtungen“ von Marc Aurel nennt sich das Werk, welches das Leben des Kaisers und Philosophen Marc Aurel zusammenfasst und sein Hauptaugenmerk auf die Reise zum eigenen Selbst richtet.
Eine Hauptthese des Buchs ist, dass sich in jedem Augenblick, völlig egal wie schlecht er zu sein scheint, etwas Schönes verbirgt. Inspiriert von Aurels Werken probiere ich diesen Abend gänzlich im Moment zu verbringen und lausche den sanften Klängen von FloFilz.
https://www.youtube.com/watch?v=vxVgtrvf7n4
Donnerstag:
Noch ein letztes Mal für diese Woche setze ich mich vor den Computer und tüftle an meinem Projekt. Dank meiner Konzentration und ein paar glücklichen Zufällen erledige ich mein Tagespensum schneller als sonst, sodass am Nachmittag noch Zeit bleibt, um meine Freunde mit einem Spontanbesuch zu überraschen.
Diese werden immer seltener, was aber nicht so schlimm ist, denn „zwischen sinnvollen Gesetzen und behinderten Bestimmungen sind menschliche Beziehungen wie Internetverbindungen. Bei zu starker Belastung leidet die Stabilität. Wer ist bereit zu geben, ist die einzige Frage die zählt.“ Und da unsere Geben-Nehmen-Bilanz ausgeglichen ist bin ich optimistisch, dass unsere Netze in gegenseitigem Empfang bleiben.
https://www.youtube.com/watch?v=6bwkksCPoYI
Freitag:
Endlich Wochenende! Weg vom Unistress, den Hausarbeiten, Verpflichtungen und all den mies gelaunten Gesichtern der Großstadt! Es wäre mal wieder an der Zeit, Abstand von den Betonbauten zu bekommen, um stattdessen ein wenig frische Luft in der freien Natur zu atmen.
Deshalb packe ich kurzerhand meine Taschen, steige in den Zug und begebe mich in meinen ländlichen Heimatort. Dort angekommen, spaziere ich den kleinen Wasserberg hinauf und genieße den Sonnenuntergang, während ich in Kindheits- und Jugenderinnerungen schwelge. So einfach kann Glück sein.
https://www.youtube.com/watch?v=grhLEiEEo8g
Samstag:
Nachdem ich ausgiebig ausgeschlafen und das Frühstück in voller Länge genossen habe, mache ich mich erneut auf den Weg zum Bahnhof, um meiner Freundin einen Besuch abzustatten. Nach einer entspannten Zugfahrt freue ich mich schon sehr auf unser allwöchentliches Wiedersehen.
Als ich schließlich bei ihr ankomme, erblüht meine ohnehin schon gute Laune, und ich fühle mich komplett sorgenfrei. Anschließend gehe ich mit frisch getanktem Selbstbewusstsein auf eine WG-Party und zapfe mir ein paar Bier.
https://www.youtube.com/watch?v=i-eDfKFIgRc
Sonntag:
„Mir ist als war es letzte Nacht. Das Morgenrot hat mich ins Bett gebracht. In meinem Schädel klafft ein schwarzes Loch, doch drauf geschissen, denn ich atme noch!“ Ja, ich atme noch, aber recht viel mehr auch nicht. Die Party gestern wäre ein voller Erfolg gewesen, wenn sich Erfolg durch Promillewerte ausdrücken ließe. Da dies leider nicht der Fall ist, bleibe ich erfolglos in einer Zeit, die an der eigenen Leistung gemessen wird. Wegen meines gestrigen Dursts und der daraus resultierenden Geldausgaben kann ich mir aber in naher Zukunft nichts mehr leisten. Somit bin ich zeitlos und deswegen unsterblich.
https://www.youtube.com/watch?v=Oz6y-ocI-NA
Gute Musik – was ist das für dich?
Für mich persönlich waren Texte bei Musik schon immer sehr wichtig, weswegen ich auch schließlich bei Hip-Hop gelandet bin. Trotzdem gilt, völlig egal wie gut die Lyrics sind: Wenn mir die Melodie nicht gefällt, erfüllt der Song maximal die Hälfte meiner Ansprüche. Bei einem guten Song will ich von der Stimmung förmlich eingesogen werden und mich mit der Intention des Komponisten identifizieren können. Das gilt für alle Genres.
Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale?
Wenn ich unterwegs bin mit dem MP3-Player – auch, wenn nur ein Kopfhörer funktioniert (so wie momentan). Zuhause meistens vom Laptop, da ich dort eine große Musiksammlung gespeichert habe. Falls ich das Album jedoch auf Platte habe mit meinem Plattenspieler, weil die Qualität bekanntermaßen besser ist.
Wo hörst du Musik? Vor allem unterwegs, nur daheim, zum Einschlafen?
Eigentlich höre ich Musik immer dann, wenn sie meine Konzentration nicht stört. Wenn ich unterwegs bin, höre ich Musik oft nur als Hintergrunduntermalung. Ich persönlich benötige am Tag aber mindestens eine Stunde daheim, in der ich mich bewusst auf die gehörte Musik konzentriere – ohne jegliche Nebenbeschäftigung - und besonders aufmerksam den Texten lausche.
Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst?
Um genau zu sein, verfolge ich einige Interpreten bzw. Labels (2 Zimmer Gefüge, Die Funkverteidiger Sichtexot, Melting Pot Music, Entourage Business, etc.), bei denen ich zumindest versuche, jedes veröffentlichte Album einmal komplett zu hören. Mein absoluter Favorit ist allerdings Retrogott aka Kurt Hustle, der sich zusammen mit DJ Hulk Hodn zum Duo „Huss und Hodn“ formiert.
https://www.youtube.com/watch?v=eNutCyML0R4
Welche Musik magst du gar nicht und warum?
Da Musik für mich immer als eine Möglichkeit zur Abgrenzung von anderen Menschen fungiert, lege ich wenig Wert auf Musik, die der großen Masse gefällt. Deswegen kann ich mit Musik aus den Charts - gerne auch als „Mainstream“ betitelt - überhaupt nichts anfangen und meide auch (fast) alle Radiosender.
Was war deine erste eigene Platte – und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?
Meine erste eigene Platte war eigentlich eine CD, wobei ich nicht mehr zuordnen kann welche die allererste war. Mit Sicherheit weiß ich nur, dass es ein Soundtrack zu Digimon oder Dragonball Z gewesen sein muss. Danach fing ich an, Punk, Metal und New-Metal zu hören, bis ich durch die Rap-Einflüsse von Limp Bizkit schließlich bei Rap angelangt war. Meine erste richtige Platte war „Der Benman – L(e)' Asket“.
https://www.youtube.com/watch?v=yeJPeFHtU1U
Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Natürlich gehe ich gerne auf Konzerte. Ich will ja schließlich sehen was meine Idole live auf der Bühne drauf haben. Die letzte Veranstaltung die ich besuchte, war die „12 Years Anniversary“ von hhv.de auf der mehrere Interpreten auftraten. Mein persönliches Highlight war - neben MF DOOM - Pierre Sonality.
https://www.youtube.com/watch?v=fU1L3C3lp-U
Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung?
Meistens durchforste ich das Internet nach Neuerscheinungen, weil mir bei meinem Musikgeschmack gar keine andere Wahl bleibt, denn: „Real Hip Hop is not on the radio“.
Meine neueste Entdeckung ist nicht nur ein Song oder Album, sondern ein extrem begabter, 15-jähriger Beatproducer namens „Vertiqua“, der diesen smooth-relaxten Sound macht, dem ich mich momentan verschrieben habe.
https://www.youtube.com/watch?v=MreHMCmT4Lc
Verrate uns einen guten Song zum...
Aufwachen:
https://www.youtube.com/watch?v=O-a8kLtJSJ4
Tanzen:
https://www.youtube.com/watch?v=eYSbUOoq4Vg
Traurig sein:
https://www.youtube.com/watch?v=tIdIqbv7SPo
Sport treiben:
Für meine Lieblingssportart:
https://www.youtube.com/watch?v=COiIC3A0ROM
Als nächsten Kosmoshörer wünsche ich mir:
Einen Mann von Welt. Kann aber auch eine Frau oder eine Schaufensterpuppe sein.
Alle Kosmoshörer findet ihr wie immer gesammelt hier:
Kosmoshörer
Möchtest du auch Kosmoshörer werden und deine Musik-Gewohnheiten dokumentieren? Dann schreib eine jetzt-Botschaft an simon-hurtz oder eine Mail an simon.hurtz@sueddeutsche.de.