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Disneyfilme als Action-Blockbuster
Kaum eine Szene hat sich so in unser Gedächtnis gebrannt: Balu beugt sich zu Mogli, hebt mahnend seine Tatze und sagt: „Eins ist wichtig, mein kleiner Liebling. Wenn du überhaupt was tust, dann probier’s mal mit Gemütlichkeit...“ Und schon tappst der Bär im Takt der Musik. Mogli springt auf, greift nach seiner Hand und lässt sich das gemütliche Leben erklären. So kennen wir das Dschungelbuch.
Und so ist das Dschungelbuch 2016: Die Kamera irrt durch das Dickicht. Eine schaurige Stimme dringt aus dem Off: "Bist du ganz allein hier draußen? Was machst du so tief im Dschungel?... Armes, süßes, kleines Menschenkind. Ich halte dich fest." Mogli rast gehetzt duch den Dschungel, die Musik überschlägt sich fast. Schwarzer Bildschirm. Plötzlich springt ein riesen Tiger auf den Zuschauer zu. Und Mogli in den Abgrund. Wieder schwarzer Bildschirm.
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Am 14. April kommt das neue Dschungelbuch in die Kinos. Mit dem Kinder-Lieblingsfilm von Generationen hat es – siehe oben – nur noch wenig zu tun. Aus der Familienunterhaltung am Samstagnachmittag ist ein Action-Blockbuster in 3D geworden – mit großem Computer-Brimborium und noch größerer Besetzung. Die Altersfreigabe dürfte mindestens bei zwölf Jahren liegen. Und dann werden besorgte Eltern vermutlich noch fordern, sie auf 16 anzuheben. Vielleicht sogar zu Recht.
Was ist das also? Einfach nur Hollywoods immer weiter grasierender Automatismus, alte Stoffe zu recyceln? Egal wie? Oder gar ein Verrat am Kinderklassiker, wie einige im Netz bereits schimpfen?
Zunächst mal wohl ein verflucht kluger Schachzug. Und damit im Nachfassen ein Trend. Das Dschungelbuch hat schließlich eine beinahe magische Wirkung. Mehr als 23 Millionen Deutsche haben den Film im Kino gesehen. Und bestimmt noch viel mehr daheim. Genau darauf setzt Disney. Der Konzern nutzt unsere Kindheitsbegeisterung als Köder. Nur sind die Zuschauer inzwischen erwachsen geworden. Also muss das Dschungelbuch auch erwachsen werden.
In drei einfachen Schritten:
1. Disney hat sich Jon Favreau als Regisseur geholt, um die Vorlage in Erwachsenen-Ästhetik zu übersetzen. Der kann das. Wer Action-Filme mag, kennt (und schätzt) seinen Stil uner anderem aus "Iron Man".
2. Realismus statt Zeichentrick. Das Visual- Effects Team von "Avatar" schafft es, dass sich selbst Actionfans gruseln, wenn die Schlange Mogli umgarnt.
3. Was einst Balu war, ist heute? Genau, Bill Murray. Also ungefähr jedenfalls. Deshalb gibt es die Stars von heute, auf die sich fast so viele Menschen einigen können wie auf den Bären: Bill Murray spricht Balu, Christopher Walker den Affenkönig Louie. Und Scarlett Johanson die Schlange Kaa.
Alles perfekt austariert, damit, wer auch immer das "Dschungelbuch" liebt, inzwischen aber 20 Jahre älter ist, abgeholt wird. Sau klug.
Was zum Trend führt: Das Konzept hat nämlich schon bei „Schneewittchen" und „Peter Pan“ funktioniert. Am 21. Juli kommt außerdem eine neue Version von „Tarzan“ in die Kinos. Der Film von David Yates („Harry Potter und der Orden des Phoenix“) spielt zehn Jahre nach dem Klassiker: Tarzan lebt als John Clayton III. in London, bis er von Queen Victoria in den kongolesischen Dschungel geschickt wird. Dort soll er den Besitzer einer Diamantenmine stoppen.
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Das Prinzip ist dasselbe: ein erfolgreicher Disney-Film in 3D, mit jeder Menge Action und Stars. Alexander Skarsgård spielt Tarzan, Margot Robbie die inzwischen erwachsen gewordene Jane und Christoph Waltz schlüpft in die Rolle von Captain Leon Rom.
Noch ein Beispiel? Die Neuverfilmung von „Alice im Wunderland“ war 2010 ein mega Erfolg. Über eine Milliarde Euro hat der 3D-Fantasy-Film eingespielt. Klar, dass es jetzt eine Fortsetzung gibt. Am 26. Mai kommt „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ ins Kino. Jonny Depp spielt wieder den verrückten Hutmacher, der in Gefahr gerät. Aber Mia Wasikowska kommt als Alice zurück, um ihren alten Freund zu retten. Regie führt dieses Mal James Bobin („Muppets“).
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2016 kommt also unsere Kindheit ins Kino. Das Netz kann es kaum erwarten. Doch einige fürchten, dass die Magie der Disney-Klassiker im Effektfeuerwerk untergeht. Disney kann das egal sein – die Kinosäle werden mit Sicherheit voll sein. Sehr voll.