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Kinderlieder neu gehört: Wir haben's getan

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Heute: Wir haben's getan Darum geht’s: Alles sollte sich ändern, wenn sie groß sind, echt jetzt. Damit sich was ändert, muss man von kleinauf anfangen. Deshalb haben der Kimmi, der Kai, der Flo, der Puffi und der Gunnar aus Flensburg sich nicht damit zufrieden gegeben, Sandburgen zu bauen. Stattdessen haben sie - damit mal was passiert in diesem Land - für die Musikschule immer brav ihre Hausaufgaben gemacht. Dann haben sie die Band Echt gegründet. Dank der Kenntnis mehrerer Akkorde, einiger fremd geschriebener Texte und eines geschickten Managements starteten sie durch. Sie rockten über Bühnen, zogen sich splitternackt auf der Reeperbahn aus und brachten damit Mädchen zum Heulen. Doch das war noch nicht alles. Sie haben Es getan. Was bedeutet Es? Haben sie einen Ferarri kurzgeschlossen, sind damit gegen die Wand des Schulgebäudes gerast und haben es zum Einsturz gebracht? Haben sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt? Nachts unter der Bettdecke gelesen? Noch viel besser: Sie hatten Geschlechtsverkehr, zum allerersten Mal. Und jetzt, wo es passiert war, war es genauso, wie sie es sich immer erträumt hatten, in ihren wildesten Träumen. In ihren wildesten Träumen.

Warum wir dieses Lied gesungen haben: Heterojungs sangen das Lied vor allem dann, wenn sie Es noch nicht getan hatten. Nicht dass sie nicht hunderte Gelegenheiten gehabt hätten, aber es kam halt immer etwas dazwischen: die Englisch-Zwischenprüfung, ein ganz böser Schnupfen, eine verpasste Straßenbahn. In ihren Köpfen entstand eine schlüssige Argumentationskette: "Coole Jungs haben Es natürlich längst getan, wir haben Es noch nicht getan - aber nicht weil wir nicht cool sind. Einfach noch keine Zeit gehabt zu haben, Es zu tun, ist doch was anderes, als Es so richtig noch nicht getan zu haben. Eigentlich haben wir Es also schon getan: wenigstens, wenn Es fast getan zu haben auch zählt. Dass Es mit richtigen Mädchen gewesen sein muss, ist doch Erbsenzählerei. Deshalb singen wir besonders laut mit, damit wir annähernd so cool wirken, wie wir sind. Dann klappt es hoffentlich auch mit den richtigen Mädchen." Kleine Mädchen und schwule Jungs waren in Kim oder Flo verliebt und klebten mit ihren Augen verzückt an ihre Körpern und Lippen. Ältere Mädchen und ältere schwule Jungs fanden Echt blöd und trafen sich lieber mit Jungs aus der Oberstufe. Für lesbische Mädchen gab es auf dem Musikmarkt attraktivere Angebote. Heute wissen wir: Es ist beim ersten Mal nicht wie in unseren wildesten Träumen, sondern sehr viel schneller und kürzer. Es ist doch keine Erbsenzählerei, dass Es mit richtigen Mädchen oder Jungs sein muss. Es ist dumm gewesen, dass wir den Jungs aus Flensburg das mit den richtigen Mädchen so einfach geglaubt haben. Es ist uns heute peinlich, dass wir in Kim oder Flo verliebt waren. Es wäre ein besseres Leben, wenn wir die Jungs nicht nackt auf der Reeperbahn gesehen hätten. Es gibt Fehler, die wir nicht mehr rückgängig machen können. Es ist ein hässliches und unpersönliches Wort. Es lässt sich aber nicht immer vermeiden. Es wäre gerecht, wenn wir für diesen Aufsatz im Deutschunterricht eine Fünf bekämen. Es wäre wirklich nur gerecht. Es war gar kein Marketing-Gag: Puffi heißt tatsächlich Andreas Puffpaff. Es hat sich tatsächlich alles geändert, als Echt groß waren: Die Jungs aus Flensburg haben dann nämlich alle ihre Songs selbst geschrieben und viel zu wenige Platten verkauft. Es nützt nicht immer etwas, zu trinken, zu rauchen und beten. Es ist flussauf- und flussabwärts nicht immer etwas zu finden. Es ist vorbei, bye, bye, Junimond. Es ist vorbei. Bye, bye. Und außerdem ist es ist hochgradig unverschämt, dass Echt sich nicht nur an extra für die Band geschriebenen Teenie-Zuckerwatte-Popsongs vergriffen hat, sondern auch an Kunstwerken von Rio Reiser. Text, der genauso gut zur Melodie passt: Kim Franks neue Solo-Single: Ich hab mich vertan, ich bin gar kein Star. Ich hab mich vertan. ich bin gar kein Star. Ich hab mich vertan. ich bin gar kein Star. ... Doch ich dachte, dass ich's war.

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