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Kinderlieder neu gehört: I've Been Looking For Freedom
Heute: Looking for Freedom Darum geht’s: Huhu, huhu, Freiheit, wo hast du dich versteckt? Los, komm schon raus. David Hasselhoffs größter Hit erzählt die Geschichte eines verwöhnten Sohns reicher Eltern. Eigentlich geht es dem Jungen gut: Eine Hausangestellte wäscht von Hand die Unterwäsche, die er im Bad immer auf den Boden schmeißt. Er darf eine teure Privatschule besuchen. Außerdem hat er mehr Playmobil, als er essen kann. Nur Freiheit, Freiheit, ist die einzige, die fehlt – und Playmobil without that special freedom flavor hat einen bitteren Beigeschmack. Darum begibt der Protagonist sich als junger Mann auf die lebenslange und wunderbare Suche nach der Freiheit.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Daniela Pass Produziert wurde das Liedchen vom Schlagger-Fuzzi Jack White. David Hasselhoff sang den Song zufällig ungefähr zur Zeit des Falls der Berliner Mauer. Angesichts des freiheitslüsternen Zeitgeists war „Looking for Freedom“ 1989 in Deutschland der meistverkaufte Single-Titel und acht Wochen auf Platz 1 der deutschen Hitparade. Deshalb findet David es auch voll fies, dass von ihm kein Foto im Museum am Checkpoint Charlie steht: obwohl die Wende doch wesentlich von ihm ausging. Hasselhoffs Argumentation ist plausibel – genauso plausibel wie die in Thomas Brussigs Roman Helden wie wir vertretene These, der gewissenhafte Stasi-Mitarbeiter Klaus Uhltzscht habe die Mauer allein mit seinem Schniedelwutz zu Fall gebracht. Warum wir dieses Lied gesungen haben: The Hoff war für uns der coolste Mensch der Welt. Denn der blauäugige, fast zwei Meter große Lockenschopf konnte doch tatsächlich mit seinem Auto sprechen, seinem vierrädrigen Kumpanen K.I.T.T. In der Serie „Knight Rider“ (fahrender Ritter) spielte David Hasselhoff den Helden Michael Knight, einen ehemaligen US-Elitekämpfer aus dem Vietnamkrieg. Michael Knight ist der Prototyp des einsamen Blech- und Pferdstärken-Boys, der auf seinem schwarzen Pontiac durch die Prärie reitet und dabei Omis vor Handtaschendieben und die Welt vor den Russen rettet. Lucky Luke verließ sich gegen die Daltons allein auf Jolly Jumper – Michael Knight verließ sich gegen das Böse der Welt allein auf K.I.T.T. Wer einen sprechenden Wagen mit Turbo Boost und Super Pursuit Mode fuhr, was immer das war, musste einfach grandios sein. Egal, was er anfasste oder in den Mund nahm. David Hasselhoff nahm viel in den Mund: wahrscheinlich, weil er sehr viel Geld dafür bekam. Er schämte sich nicht im Mindesten für die dumpf-dünnliche Liebeserklärung Crazy for you. Danach gab er den hammerharten Kerl mit Hands Up For Rock’n’Roll. Schließlich heiterte er – vermutlich selbst höchst angeheitert – Seniorenstift-Tanzpartys mit Do The Limbo Dance an: „Limbo cool, limbo fine. Everybody gets a chance. Clap your hands it's party time, do the limbo dance.” Für immer unvergessen bleibt auch David Hasselhoffs in gebrochenem Deutsch gesungene Version von Peter Maffays Hit Du. Heute wissen wir: Autos können nicht sprechen. Wer trotzdem mit ihnen redet, hat keine Freunde. Wahrscheinlich hat er es auch höllisch nötig, mal wieder so richtig einen geblasen zu bekommen. Der liebe Gott findet es unanständig, wenn wir Dinge nur wegen des Geldes in den Mund nehmen. Wenn Klaus Uhltzscht die Mauer mit seinem kleinen Pimmel kaputt gemacht hat, dann soll er sie gefälligst damit auch wieder aufbauen. David Hasselhoff kann ihm dabei gern helfen – dann hat er wenigstens keine Zeit mehr zu singen. Playmobil liegt schwer im Magen – und auch freedom flavor kann einen bitteren Beigeschmack haben. Selbst Roberto Blancos und Tony Marshalls Resi bring Bier ist besser als “Crazy For You”. Hasselhoff ist das beste Beispiel für einen so aalglatten Star, dass er sich sowohl sechsjährigen Kinder als auch zahnlosen Omis verkaufen lässt. In den Vereinigten Staaten war er nur als Schauspieler erfolgreich. Ganz Amerika lacht darüber, dass er in Deutschland auch als Sänger erfolgreich war. Jeder deutsche Austausch-Schüler in den USA kennt das, wenn er auf Partys angesprochen wird: „Oh my gosh, you’re from Germany. You’re that weird guys who followed that – what’s his name –, well that little guy with the moustache, and who love to listen to David Hasselhoff’s music, aren’t you?“ Text, der genauso gut zur Melodie passt: „Ich such meine Geldbörse. Ich such sie schon so lang. Ich such meine Geldbörse. Wo das Scheißteil sein kann.“