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Die jetzt-Kettengeschichte, Teil 22
Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein und setzen sie zeitweise unter Drogen. Annas Chef Paul taucht auf, um Anna zu retten. Er kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler - die drei haben gemeinsam Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben.
In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen den Roman "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten vor dem Chaos in die Tankstelle. Paul ahnt, dass etwas Schreckliches passieren wird, denn auf dem Dachboden hat er ein ägyptisches Totengott-Amulett entdeckt, mit dem Liesel und Gerwin viel Unheil anrichten können. Und tatsächlich: Auf einmal nähert sich eine Zombie-Armee der Tankstelle...
Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 22 von jetzt-Userin SarahHirschbuehl.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Eine Zombieinvasion?“ Anna muss trotz der zugegebenermaßen sehr bedenklichen Situation laut loslachen. „Bei all den Drogen, die wir heute bekommen haben, ist das ja noch direkt langweilig! Ich möchte lieber ein lila Einhorn sehen, das über der Tankstelle kreist.“ Demonstrativ sieht sie aus dem Fenster gen Himmel. Paul sieht sie erschrocken an „das ist kein Scherz, Anna!“, stammelt er, „Wir sind sozusagen direkt in einer Zombieapokalypse gelandet! Wir müssen etwas TUN!“
Doch Anna verzieht keine Miene. Obwohl sie in den letzten Stunden durch ein Wechselbad der Gefühle ging, jetzt bleibt sie ruhig. „Paul, du weißt schon, das es den ägyptischen Totengott nicht gab? Da gab es viele und die allermeisten waren nicht für“ – sie zeigt wieder aus dem Fenster – „Zombieinvasionen zuständig, sondern dafür, dass die Toten dort hinkamen, wo sie hinsollten. Das ist entweder eine weitere Halluzination oder einfach verkleidete Menschen – obwohl, Ersteres erscheint mir doch logischer.“ Paul, der inzwischen kreidebleich geworden ist und sie anstarrt wie ein lila Pferd, kämpft zusehends um seine Beherrschung. Er wedelt mit den Armen, als ob er Mücken vertreiben will, und atmet heftig. „Anna!“ seine Stimme kippt vor Panik „hast du mir gerade nicht zugehört? Diese Artefakte sind in falscher Hand unglaublich gefährlich! Wir werden gerade von Zombies eingekreist! Das sind nicht einfach ein paar billige Tricks!“
Doch Anna hat gerade beschlossen, dass sie sich nicht mehr einfach nur in der Geschichte herumschieben lassen will. Sie steht auf und geht mit energischen Schritten auf die Türe zu. „Anna!“ Kreischt Paul, doch es erscheint ihr weit weg. Sie öffnet die Türe, ein vertrautes Klingeln ist zu hören und schon steht sie vor der Tankstelle. Die Zombies gehen sehr langsam, aber trotzdem sind sie inzwischen schon unangenehm nahe gekommen. Sie kann jede Einzelheit erkennen. Höchstens noch zehn Meter trennen sie von der Meute. „Seltsam“ kommt es ihr in den Sinn „es riecht nach Lavendel“ sie schaut noch einmal in den Himmel und ruft so laut sie kann: „Ich warte auf mein lila Einhorn!“ Wieder ertönt die Türklingel und Preußen-Paule kommt herausgewankt, er sieht aus wie das wandelnde Elend und macht den Eindruck, als ob er nicht einmal mehr kreischen könnte, ohne sofort zusammenzubrechen. „Anna, das ist kein Spaß“, flüstert er so leise, dass sie es fast nicht verstehen kann.
Die Untoten haben inzwischen zwei weitere Meter zurückgelegt und beginnen, die Hände nach Anna und Paul auszustrecken, als der Lavendelgeruch plötzlich übermächtig wird. Es gibt einen Knall und ohne Vorwarnung steht plötzlich ein lila Einhorn vor den beiden. Interessanterweise hat es über das ganze Fell verteilt rosa Herzchen, genauso wie Anna es sich vorgestellt hat. Wieso es allerdings nach Lavendel riecht, ist ihr unklar. „Du hast dir aber ganz schön Zeit gelassen, Kleiner“, bemerkte sie spitz, und zu Paul gewandt: „Komm, wir fliegen einfach weg von hier, ich setze dich irgendwo ab und dann mache ich mich wieder auf die Suche nach Rana.“
Sie steigt auf das Tier und schafft es irgendwie, auch Paul hochzuziehen. Sofort steigt das Einhorn in die Luft und lässt die Zombies (die von oben gesehen höchstens aus zwei dutzend Gestalten bestehen) weit unter sich.
Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 23 der Kettengeschichte erscheint am 25. September.