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Die jetzt-Kettengeschichte, Teil 13

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Was bisher geschah: Anna bekommt an ihrem öden Arbeitsplatz, der Tankstelle, seltsamen Besuch und haut anschließend mitten in der Nachtschicht einfach ab. Ihr Ziel: Das Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort wird Anna gefangengenommen - Gerwin und eine Fee namens Tinkerbell, die sich später als die alte Tankstellenstammkundin Liesel Maier entpuppt, sperren sie auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Was haben sie vor? Annas letzte Hoffnung: ihr Chef Paul, der den Dachboden unbemerkt erreicht und sich ein Bild von der Lage gemacht hat. Aber Paul hat eine dunkle Vergangenheit und auf einmal muss sich Anna fragen, ob es ein Fehler oder Schicksal war, dass sie für Gerwin ihr BWL-Studium geschmissen und den Job an der Tanke angenommen hat...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 13 von jetzt-Userin canettinchen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Anna tobt. Innerlich.
Sie hört kaum, dass Gerwin sie angesprochen hat, so weit weg ist sie mit ihren Gedanken. Zum Glück scheint er gar nicht auf Antwort von ihr zu warten, Paul und er sind so auf sich selbst konzentriert, dass sie kaum einen Blick für sie übrig haben, sie wenden sich ab, als sei sie das unwichtigste überhaupt. Selbst die Liesel Maier beachtet sie überhaupt nicht. Nichts ist übrig geblieben von der netten alten Frau, die ihr immer so viel Trinkgeld gibt, weil sie doch die alte Kegelschwester von Annas Lieblingsoma ist. Sie giftet und schreit genauso herum wie die Männer.

Es geht um Bilder, um Kunst, Beutekunst, Polizei, verschwundene Hehler, Rockerbanden, bestochene Politiker, Sachverständige, es fallen Namen, und immer wieder "die muss beseitigt werden".
„Die? Wer? Ich?“, denkt Anna. Sie stöhnt, ihr Kopf platzt fast vor all den Bildern darin, unzusammenhängende, sich überlappende... der Traktor, die Fee, Gerwin... ach Gerwin... und immer wieder Paul, Preußen-Paule, Herr Wisselmann, Paulchen, Pauli.

Anna heult, ohne Tränen. Sie denkt an ihre Oma und an deren Worte als Anna zugab, das Studium schmeißen zu wollen. "Kind, watt denn? Hömma, wie du gehs getz nache Tanke hin, zum malochen? Watt soll datt denn, anne Tanke... wennze wenichstens wie Pasullkes Ella watt Ordentliches machen tätst... die is' Frisöse und lecht die beste Dauerwelle vonne ganze Siedlung und bald tut se nach Brasilien hinfahren, und daaf auffe Ehrentribüne, weilse dem einen da von Schalke immer so schön die Haar fönen tut! Aber du nache Tanke hin - und dat auch noch bei dem dicken Wisselmann - der issen ganz Komischen, sacht immer die Lissbett Maier, und die muss datt ja wissen, wo die doch mit die dicke Karre von ihrem Alten da tanken tut! Kind, nee, tu dich dat noch ma übalegen tun."

Anna blickt verwirrt hoch, ihr ist, als sei die Oma im Raum, so laut und lebensecht hört sie ihre Worte und erstmals die Warnung darin. Warum ist ihr das damals nicht aufgefallen? Anna stöhnt wieder, leise und vorsichtig, mehr denn je zuvor will sie weg, von allem hier. Der Job an der Tankstelle sollte doch nur vorübergehend sein, sie hatte doch ganz andere Ziele, bei denen allerdings weniger Paul, als mehr Gerwin eine tragenden Rolle spielte – oder besser „spielen sollte“.

Dass dieser Paul Wisselmann nichts von Betriebswirtschaft versteht, wusste sie schon nach der ersten Woche. Er hat alle ihre Vorschläge, die Tankstelle wirtschaftlicher und gewinnträchtiger zu führen, zwar dankend angenommen, aber dann in der Schublade unterm Tresen verstauben lassen. Und sie, Anna, die Dumme, die Naive, glaubte seinen schönen Worten, gab sich der Hoffnung hin, nicht nur endlich einen sicheren Nachtschalter zu bekommen, sondern letztlich mehr als nur finanziell zu profitieren, wenn er ihr Konzept schließlich erfolgreich umgesetzt hätte. Denn sie hätte ja nicht umsonst fast ein BWL-Studium mit Bestnote absolviert, wenn nicht auf einmal Gerwin ihren Weg gekreuzt hätte.

Ach Gerwin... es schien so einfach zu sein, so nah war sie ihm schon. Und Paul, dessen Zuneigung zu ihr sie womöglich falsch eingeschätzt hatte, und wie groß die Erleichterung dann war, als er kam, ihr lieber Pauli. Und jetzt das alles. Anna kneift die Augen zusammen, beißt sich auf die Lippen und... HEUL NICHT, ANNA!!! Du willst doch raus, also los, du schaffst das, du kannst das.

Sie robbt weiter, ist schon fast an der rettenden Türe, als ihr dummes langes Kleid ein Bild mitreißt. Sie kann es gerade noch auffangen, verliert ihre Klamotten, rafft sie wieder zusammen, erstarrt vor Angst, weil sie wieder ihren Namen hört im immer lauter und heftiger werdenden Streitgespräch der Männer und der Alten.

Aber sie sind so aufeinander konzentriert, dass sie scheinbar nichts anderes mitbekommen. „Welch ein Glück“, denkt Anna. "Weiter! Halt durch, Anna! Da, endlich die Türe. Drück die Klinke, Anna,... ganz leise, und öffne die Türe vorsichtig, dann bist du weg... fast... jetzt." Alles scheint zu klappen, sie wagt kaum zu atmen, nicht zu denken, dass sie es wirklich geschafft hat.

Aber - was ist denn das???


Text: jetzt-redaktion - Illustration: Yinfinity

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