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Peter Fox im Interview: "Arbeit muss Spaß machen"
In Stellenanzeigen wird von Bewerbern so einiges verlangt: Teamfähig sollen sie sein, flexibel und zuverlässig. Doch wie wichtig sind Schlüsselqualifikationen im Job wirklich? Wir haben bekannte Persönlichkeiten gefragt. Folge 1: Peter Fox über Teamfähigkeit. jetzt.de: Nach den Erfolgen mit Seeed machst du gerade eine noch triumphalere Solokarriere. Wobei hast du mehr Spaß: Bei der Teamarbeit oder auf dem Egotrip? Peter Fox: Mein Soloprojekt ist eigentlich gar kein Egotrip, weil ja auch ein großes Team dran beteiligt ist. Der einzige Unterschied ist, dass ich die endgültige Entscheidungsgewalt habe. Teamarbeit macht auch viel mehr Spaß. Andererseits ist es schon erholsam, wenn man Entscheidungen mal allein treffen kann und mehr Raum hat anstatt immer demokratisch abzustimmen. Bei Seeed herrscht also Demokratie? Wir haben das irgendwann eingeführt, ja. Aber natürlich gibt es wie immer einerseits die Wortführer mit starken Meinungen und andererseits diejenigen, die sich gerne überzeugen lassen. Es ist also nicht immer so, dass alle Elf um eine Meinung kämpfen. Trotzdem ist Demokratie manchmal schwierig. Es gibt eben noch keine bessere Gesellschaftsform, die auch funktioniert. Vermisst du deine Bandkollegen während der Solotour? Auf jeden Fall. Am Ende meines Lebens werde ich bestimmt mehr Bandprojekte als Soloplatten gemacht haben. „Stadtaffe“ wird wohl das erste und letzte Soloalbum bleiben. Die große öffentliche Aufmerksamkeit, die sich auf mich konzentriert, finde ich eher störend. In einer Band verteilt sich das viel mehr. Ich stehe zwar bei Konzerten auch auf Spektakel, vor allem dann, wenn nicht immer nur eine Person im Mittelpunkt steht. Auf meiner Tour gibt es deswegen auch die cold steel drummer, die mir immer wieder die Show stehlen - das ist gut so.
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Hat das Soloprojekt denn gar keine Vorzüge? Ja, doch. Bei Seeed wird mehr geraucht. Ich bin Nichtraucher, deshalb nervt mich das immer ganz doll. In der Jobwelt heißt es oft, Teamarbeit führe zu mehr Kreativität und besseren Leistungen. Wenn eine Idee gut ist und die Egoismen in einem Team nicht zu groß sind, dann setzt sich die gute Idee sowieso durch. Ob der Einzelne in einer Gruppe kreativer wird, weiß ich nicht. Einerseits addieren sich die kreativen Energien, wenn mehr Leute ihren Input bringen. Andererseits leidet bei der Teamarbeit oft die Konsequenz. Zumindest in der Kunst besteht die Gefahr. Zum Beispiel beim Songwriting. Bei Seeed ist ein Song aufgrund der drei Sänger immer ein bisschen mehr patchwork als bei meiner Soloplatte. Das kann man aber auch als besonderes Merkmal positiv sehen. Mit Blick auf deinen Soloerfolg könnte man argumentieren, dass zuviel Teamgeist auch eine Karrierebremse sein kann. Das finde ich überhaupt nicht. Zum einen ist auch Seeed sehr erfolgreich und andererseits habe ich mit dieser Band auch viel gelernt. Hast du Angst davor, dass dein Soloerfolg dem Teamgeist bei Seeed schaden könnte? Nein, da hab ich keine Angst. Wenn ich großkotzig auftrumpfen würde, dann wäre das sicher für den Teamgeist schädlich. Aber da es keinen Grund dazu gibt, werde ich es vermeiden. Außerdem finden die anderen ja gut, was ich mache und sind sich nicht zu schade, das auch zu zeigen. Im Berufsleben werden oft Ellbogen-Typen gefordert, gleichzeitig gilt Teamfähigkeit als wichtige Schlüsselqualifikation. Wie beurteilst du diesen Widerspruch? Die Ellbogen-Mentalität finde ich natürlich schlecht. Aber es ist schon wichtig, eine klare Meinung zu haben. Das braucht man auch in einem Team unbedingt. Und wenn jemand mal keine klare Meinung hat, kann er sich von den anderen Teammitgliedern überzeugen lassen. Das verstehe ich unter Teamfähigkeit. Da gehört natürlich auch Empathie dazu. Man muss seine Meinung so vertreten können, dass sie die Leute mitnimmt anstatt sie vor den Kopf zu stoßen. Welche Eigenschaften außer Teamfähigkeit hältst du im Job für besonders wichtig? Vor allem muss man Spaß an seiner Arbeit haben und gleichzeitig auch Spaß daran haben, die Arbeit gut zu machen. Warst du auch mit Spaß bei der Arbeit, als du noch nicht als Musiker erfolgreich warst? Klar, ich habe früher jahrelang in einem Plattenladen gearbeitet oder auf dem Bau gejobbt. Und ich habe in einem Berliner Biergarten Würstchen gebraten. Seitdem habe ich großen Respekt vor Leuten, die eine aus gesellschaftlicher Sicht niedere Arbeit machen, aber trotzdem so oft es geht mit Spaß und Überzeugung dabei sind. Da gehört natürlich dazu, dass man auch mal eine Bestätigung erlebt. Diese Bestätigung bekommt man als Musiker leichter als fürs Würstchenbraten. Logisch. Trotzdem bin ich voll genervt, wenn jemand bei allen Arten von Dienstleistungen immer aus allen Poren ausstrahlt, dass er hasst, was er da tut. Dann denke ich mir: Lass es bitte sein! Wenn ich aber merke, dass jemand seine Arbeit gerne macht, dann freue ich mich und lege auch Wert darauf, ihm das zu zeigen. Fotos: Eric Weiss und Felix Broede