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Mirjam Weichselbraun: "Da ist mehr als nur das blonde Fernseh-Püppi"

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In Stellenanzeigen wird von Bewerbern einiges verlangt: Teamfähig sollen sie sein, flexibel und zuverlässig. Doch wie wichtig sind Schlüsselqualifikationen im Job wirklich? Wir fragen bekannte Persönlichkeiten. Folge 21: Moderatorin und Schauspielerin Mirjam Weichselbraun über Gepflegtes Erscheinungsbild. jetzt.de: Stellenanzeigen fordern ein "gepflegtes Erscheinungsbild", Bewerbungsfotos sind unerlässlich und fürs Vorstellungsgespräch gibt es strenge Kleiderordnungen. Warum ist gutes Aussehen im Beruf so wichtig? Mirjam Weichselbraun: Ich glaube, dass es vor allem mit Disziplin zu tun hat. Wer nicht auf das eigene Aussehen achtet und sich gehen lässt, dem trauen andere Menschen auch nicht zu, dass sie ihren Job diszipliniert erledigen. Hat der Faktor Aussehen auf deinem ganz persönlichen Berufsweg auch eine derart große Rolle gespielt? Naja, schon. Wobei ich glaube, dass die Zeiten vorbei sind, in denen schöne Frauen im Fernsehen höchstens die Buchstaben beim Glücksrad umdrehen durften. Es wird von einer Frau inzwischen sehr viel mehr erwartet, als nur gut auszusehen. Trotzdem ist es immer noch so, dass die großen Samstagabend-Shows meistens von Männern moderiert werden. Du hast jede Menge Casting-Erfahrung gesammelt - das ist ja auch eine Form des Vorstellungsgesprächs. Hattest du wegen deines guten Aussehens mehr Vorteile oder mehr Nachteile? Wenn man zu bestimmten Castings geht, kann es schon ein Nachteil sein, weil gut aussehenden Menschen gewisse Rollen erst gar nicht zugetraut werden. Ich persönlich habe solche Vorurteile auch während meiner Zeit beim Radio gemerkt. Obwohl es dort eigentlich nicht so wichtig ist, wie man ausschaut, wurde ich lange Zeit unterschätzt. Inwiefern? Ich durfte am Anfang nur Straßenumfragen machen, zu Pressekonferenzen hat man mich erst nach einem Jahr geschickt. Das hatte zwar bestimmt auch mit meinen Qualifikationen zu tun, in erster Linie lag es aber wohl daran, dass man diejenigen Leute bevorzugt hat, die Seriosität ausgestrahlt haben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mirjam Weichselbraun, 28, ist Fernsehmoderatorin und Schauspielerin. Ihre Karriere begann die Innsbruckerin 1998 beim Radiosender "Antenne Tirol", größere Bekanntheit erlangte sie durch die Wahl zum Bravo-Girl im Jahr 2000. Nach ihrem Durchbruch als Viva-Moderatorin (2001) wechselte Mirjam schließlich zu MTV, wo sie bis 2007 tätig war. Darüber hinaus war sie Co-Moderatorin von Thomas Gottschalk bei "Wetten, Dass?" (ZDF) und moderierte Show-Formate bei RTL und im ORF. Derzeit ist sie als Sugar Kane in der Theaterinszenierung "Manche mögen's heiß" zu sehen. Ist denn Seriosität und gutes Aussehen ein Widerspruch? Naja, viele Menschen denken eben immer noch, dass sich das Leben schöner Frauen nur um ihr Aussehen dreht. Bei dir ist das natürlich anders, stimmts? Das heißt nicht, dass es mir egal ist, welches Kleid ich in einer Fernsehshow trage. Im Grunde kennt das doch jeder: Wenn man sich wohl fühlt, strahlt man ganz anders und hat auch mehr Freude an seiner Arbeit. Es gibt Studien, wonach schöne Menschen zwar mit Kontaktfreude und Freundlichkeit assoziiert werden, aber nur selten mit Durchsetzungsstärke und Führungskompetenz. Ich glaube trotzdem, dass gutes Aussehen als Einstieg in den Beruf hilfreich sein kann. Aber danach gilt es zu beweisen, dass man mehr kann. Ich verstehe also nicht, warum einem schönen Menschen von vornherein keine Führungskompetenz zugetraut wird. Was sagt denn gutes Aussehen schon aus? Ja, was sagt es denn aus? Als ich letztes Jahr bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles war, habe ich so viele unfassbar schöne, unbekannte Frauen gesehen. Trotzdem ist mir keine von ihnen im Gedächtnis geblieben. Denn ohne den dazugehörigen Charakter, der einen Menschen so besonders macht, bringt man es selbst in Hollywood nicht weit. Findest du dich selbst schön? Ich stelle mir diese Frage zwar selten, aber ich mag mich so wie ich bin. Meistens zumindest. Deine Schönheit war mitentscheidend für deine spätere Karriere. Nachdem du zum Bravo-Girl des Jahres 2000 gewählt wurdest, ging es steil bergauf. Die Bravo-Wahl hat gar keine so große Rolle gespielt, wie man vielleicht denkt. Klar habe ich danach ein paar Interviews und Fotoshootings gemacht. Wer aber denkt, dass allein das die Grundlage war, der irrt. Im Grunde ist es wie mit den heutigen Castingshow-Siegern: So ein Titel ist nett und bringt schöne Erfahrungen mit sich, aber allein das reicht doch nicht. Da hast du recht, aber gerade bei einem Sender wie Viva hast du doch als Bravo-Girl perfekt ins Profil gepasst, oder? Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob die das gewusst haben, als ich damals in München in diesem Casting-Container stand. Ich bin da ja nicht rein und habe gleich gesagt: Hallo, ich bin das Bravo Girl! Außerdem habe ich ja auch keine klassische Bewerbung geschrieben. Diesen ersten Schritt habe ich also gemacht, ohne dass Viva von meinem Bravo-Girl-Titel wusste. Auf der nächsten Seite erzählt Mirjam Weichselbraun, wie es ist, die erotischste Österreicherin zu sein und warum Schönheit allein nicht ausreicht, um im Job Erfolg zu haben.


Nervt es dich, auf dein Aussehen angesprochen zu werden? Ich werde da eigentlich gar nicht so oft drauf angesprochen. Du wurdest 2006 zur erotischsten Österreicherin gewählt und wenn die FHM ihre Sexiest Women wählen lässt, bist du immer vorne mit dabei. Da wirst du doch drauf angesprochen, oder? Klar, meine Freunde sprechen mich da natürlich drauf an. Da bin ich dann das Witzobjekt schlechthin, weil meine Freunde mit meiner Person alles andere verbinden als Erotik. Diese ganzen Listen sind sowieso eine seltsame Sache. Das sind alles Frauen, die irgendwann mal im Fernsehen aufgetreten sind und die werden dann untereinander auf eine Liste geschrieben. Ganz so willkürlich ist es ja nicht. Immerhin wird die FHM-Liste von ihren Lesern gewählt. Trotzdem: Ich bin in Österreich zu einer Zeit zur erotischsten Frau gewählt worden, als ich durch eine Freitagabend-Show stark präsent war. Das reicht dann schon, um vorne zu landen. Außerdem stelle ich als Frau fest, dass auch die schönsten Männer meistens extrem glatt und langweilig sind. Für mich persönlich entscheiden eher Blicke und Humor, ob ich eine Person interessant oder sexy finde.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mirjam Weichselbraun am Set des Films "Hangtime - Kein leichtes Spiel", der am 15. Oktober in die Kinos kommt. Glaubst du, dass bei Männern andere Kriterien gelten? Ganz bestimmt sogar. Warum finden denn Frauen Günther Jauch so attraktiv? Nicht weil er ein Model ist, sondern weil man ihm Humor und Intelligenz nachsagt. Derzeit gibst du in den Kammerspielen der Wiener Josefstadt dein Theaterdebüt. Ist dieses Engagement ein Zeichen dafür, dass die Menschen mehr in dir sehen als nur deine Schönheit? Ich bin jedenfalls froh, wenn mir jemand die Chance gibt, mich zu beweisen. Es freut mich, dass man mir eine solche Rolle zutraut. Ich gehe schon allein deshalb so gerne zum Vorsprechen ans Theater, weil es mir großen Spaß macht, wenn ich beweisen kann, dass da mehr ist als das blonde Püppi aus dem Fernsehen. Wobei deine derzeitige Rolle ja auch einer Person nachempfunden ist, die ohne ihr Äußeres kaum so erfolgreich gewesen wäre: Du spielst Marylin Monroe. Genau genommen spiele ich ja nicht Marylin Monroe selbst, sondern die Rolle der Sugar Kane, die eben Marilyn Monroe in "Manche mögen's heiß" gespielt hat. Außerdem war das Schönheitsideal damals ganz anders als heute. Die Monroe war eine Vollfrau, sehr weiblich und sinnlich. Wenn man sich ihre Filme anschaut, sieht man sofort, dass sie die Menschen nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihr Schauspiel verzaubert hat. Drehen wir den Spieß mal um: Schüchtert es dich manchmal ein, wenn du selbst einem schönen Menschen für ein TV-Interview gegenüber sitzt? Ehrfurcht spüre ich erst, wenn derjenige neben seinem guten Aussehen noch etwas anderes hat, das ich interessant finde. Als ich beispielweise Beyonce Knowles interviewt habe, saß ich die ganze Zeit nur da und dachte mir: Diese Frau ist so unglaublich schön! Das lag aber auch daran, dass sie eine tolle Stimme hat und sehr interessante Dinge erzählt hat. Für "Wetten, Dass?" hast du auch Hugh Jackman interviewt. Ich weiß, du hältst nichts von solchen Listen, aber: Er wurde letztes Jahr zum Sexiest Man Alive gekürt. Hat dich sein Aussehen in irgendeiner Form beeindruckt? Bevor ich Hugh Jackman interviewt habe, fand ich ihn gar nicht so toll - im Gegensatz zu den meisten Frauen, die ihn ja unfassbar sexy finden. Beim Interview war er dann total witzig, hat einfach toll mitgemacht und plötzlich fand ich ihn auch sexy. Wie die meisten interessanten Männer geht auch Hugh Jackman total selbstverständlich mit seinem guten Aussehen um. Und diese Selbstverständlichkeit ist es, die einen Mann so anziehend macht. Jetzt haben wir so lange über Schönheit im Beruf geredet. Was aber ist das eigentliche Geheimnis, um im Job Erfolg zu haben? Leidenschaft. Wenn man für den Job nicht mehr brennt und nur noch aus dem Kopf heraus entscheidet, dann leidet die Arbeit darunter - und auch der Spaß daran. Schlimm ist es, wenn man satt und dauerhaft zufrieden ist. Wenn man im Beruf weiterkommen will, kann ein bisschen Unzufriedenheit nämlich gar nicht schlecht sein. *** Alle bisher veröffentlichten Folgen der Jobkolumne findest du hier.

Text: andreas-glas - Foto: Inge Prader

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