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"Das Schlimmste sind Leute, die nicht ins Kino gehen"

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In Stellenanzeigen wird von Bewerbern einiges verlangt: Teamfähig sollen sie sein, flexibel und zuverlässig. Doch wie wichtig sind Schlüsselqualifikationen im Job wirklich? Wir fragen bekannte Persönlichkeiten. Folge 25: Matthias Schweighöfer über Vielseitigkeit. jetzt.de: Matthias, die Öffentlichkeit nimmt dich in erster Linie als Schauspieler wahr. Dabei zeigst du abseits des Sets Vielseitigkeit, produzierst zum Beispiel selbst. Wie viel Prozent Schauspieler und wie viel Prozent Filmemacher stecken in dir? Matthias Schweighöfer: Auch wenn sowohl das eine als auch das andere sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, kriegen natürlich beide Seiten jeweils 100 Prozent meiner Aufmerksamkeit. Ich habe ja kürzlich mit einem Partner eine eigene Produktionsfirma gegründet und es sind schon ein paar Stoffe in der Entwicklung. Das freut mich sehr und ich bin wahnsinnig gespannt, was da noch alles auf uns zukommt. Werden wir dich in Zukunft also nicht mehr so häufig auf der Leinwand sehen? Nein, das wird sich weiterhin die Waage halten. Ich würde es viel zu sehr vermissen, wenn ich nicht mehr selbst spielen würde. Aber das Filmemachen hat insofern einen großen Reiz, als ich meine eigenen Sachen kreieren kann; dass ich nicht nur einen Teil zu einem Film beitrage, sondern ihn als Ganzes erfunden habe. Dein Talent zur Vielseitigkeit brauchst du gewiss auch als Vater deiner Tochter Greta. Hast du in dieser neuen Rolle neue Seiten an dir kennengelernt? Na ja, in erster Linie bedeutet das natürlich Verantwortung. Aber vor allem habe ich auch gemerkt, wie kindisch ich plötzlich wieder sein kann. Und ich habe gelernt, wie relativ manche Sachen plötzlich sind, wenn meine Tochter mal krank ist.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Matthias Schweighöfer, 28, ist Sohn eines Schauspielerehepaares und sammelte früh Theatererfahrung. Das Studium an der Ernst-Busch-Schauspielschule brach er nach einem Jahr ab. Trotzdem trat Schweighöfer danach in vielen nationalen und internationalen Produktionen auf, er spielte unter anderen Rainer Langhans, Marcel Reich-Ranicki und Friedrich Schiller. Er lebt mit seiner Freundin auf einem Bauernhof bei Berlin und ist seit 2009 Vater einer kleinen Tochter. Derzeit ist er in "Zweiohrküken" zu sehen, ab Donnerstag läuft "Zwölf Meter ohne Kopf" im Kino, am 14. Januar 2010 ist Start von "Friendship". Deine schauspielerischen Fähigkeiten machen deiner Tochter bestimmt großen Spaß. Klar machen wir viel Quatsch miteinander, albern rum und geben lustige Töne von uns. Aber das tun viele andere Väter in diesem Land doch auch. Für mich ist es vor allem wichtig, dass ich mir viel Zeit für meine Tochter nehme. Die wahre Vielseitigkeit eines Menschen zeigt sich ohnehin oft abseits des Berufs. Was würde von deinem Leben übrig bleiben, wenn du morgen all deine Jobs verlieren würdest? Freunde. Und unser kleiner Bauernhof, auf dem ich mit meiner Familie lebe. Und all die Menschen, die dort mit uns leben, uns unterstützen. Das ist schon sehr viel, finde ich. Wie sieht dein Leben auf dem Bauernhof aus? Na ja, es gibt eben viele Bäume dort. Da machen wir dann schon mal Saft oder Marmelade. Das klingt nach einem sehr inspirierenden Leben. Schreibst du eigentlich noch immer eigene Gedichte? Die Zeit ist vorbei. Als ich Gedichte geschrieben habe, war ich noch sehr jung, musste mich noch finden, mich selbst erörtern. Deinen Überschuss an Kreativität scheinst du inzwischen eher für das Label "German Garment" einzusetzen, das du mit Freunden gegründet hast. Warum ausgerechnet Mode? Bei "German Garment" bin ich ja nur für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Es war zwar eine gemeinsame Idee von mir und meinen Freunden, aber die kreative Arbeit mache ich dort nicht. Das Projekt ist weniger Ausdruck meiner Vielseitigkeit, es steckt eher der Wunsch dahinter, etwas gemeinsam mit meinen Freunden zu machen. Ich wollte ihnen Starthilfe geben, damit das Ding auf die Füße kommt. Mehr Zeit hätte ich auch gar nicht. Hast du einen Terminkalender oder führst du To-Do-Listen? Ja, klar. Seit ein paar Jahren geht das nicht mehr anders. Sonst wird man unprofessionell und lässt andere ständig warten. Wie kommst du mit all den Terminen und den hohen Erwartungen klar? Ich versuche bescheiden zu sein, die Normalität an mich heranzulassen. Ohne diese Normalität hätte ich ja im Leben gar nichts mehr zu erzählen. Wie sieht deine Normalität aus? Ganz normal eben: Knoblauchbrot, Chips, Bier, Kino, ins Museum gehen, Fußball, Freunde treffen. Auch "Friendship", einer deiner neuen Filme, dreht sich um Freundschaft. Es scheint ein Thema zu sein, das dich sehr bewegt. Dabei lassen deine vielseitigen Verpflichtungen doch kaum Raum für Freunde, oder? Doch, doch. Das lasse ich mir nicht nehmen. Ich habe schon früh für meine Freundschaften gekämpft und das wird sich auch nie ändern. Meine Freunde sind einfach großartig. Es heißt immer, dich verbinde eine besondere Männerfreundschaft mit Til Schweiger. Ist das tatsächlich so? Ja, das stimmt. Wir sind beide vielbeschäftigt, aber wenn wir uns sehen, dann nehmen wir uns Zeit füreinander. Manche sagen, dass es im Job gar keine echten Freundschaften geben könne. Das finde ich albern. Friedrich Mücke zum Beispiel, mit dem ich in "Friendship" spiele, ist ein sehr guter Freund geworden. Manchmal gibt es solche Zufälle im Leben und es entsteht gerade deshalb eine tolle Freundschaft, weil man sich im Beruf sehr nahe kommt und viel Zeit miteinander verbringt. Über deinen Freund Til Schweiger heißt es häufig, er spiele den immergleichen Charakter und könne gar nichts anderes spielen. Ist es für einen Schauspieler nicht das Schlimmste, wenn ihm jemand seine Vielseitigkeit abspricht? Das Schlimmste, das einem Schauspieler passieren kann, sind Leute, die nicht ins Kino gehen. Und Til ist derjenige, der in Deutschland die meisten Leute ins Kino zieht. Das kann er. Til kann aber auch viele Rollen spielen, was er zum Beispiel gerade in "Zweiohrküken" zeigt, ist einfach super. Ich habe mir immer ein Beispiel an ihm genommen, weil er an seine Ideen und Visionen glaubt. Das finde ich großartig. Achtest du bei deiner eigenen Rollenauswahl darauf, möglichst unterschiedliche Typen zu spielen, um nicht selbst irgendwann auf eine Rolle abgestempelt zu werden? Ich suche mir jedenfalls bewusst diejenigen Charaktere aus, die mich selbst interessieren. Ob man tatsächlich typisiert wird, wenn man häufig ähnliche Rollen spielt? Ich weiß es nicht. Für mich persönlich ist es einfach wichtig, immer wieder andere Charaktere zu spielen, damit es nicht langweilig wird. Haben dir deine Eltern stets die Freiheit gelassen, verschiedene Seiten an dir auszuprobieren? Meine Eltern haben da eigentlich gar nicht so viel damit zu tun. Im Gegenteil: Sie sind ja selbst Schauspieler und haben manchmal versucht, mich vor diesem Beruf zu schützen. So gesehen war es schon immer mein ganz eigenes Interesse, mich auszuprobieren, all meine Energie ins Schauspiel reinzuhauen und meine Sache gut zu machen. Meine Eltern waren immer für mich da, aber heute führt jeder sein eigenes Leben. Abgesehen von der Vielseitigkeit: Was ist wichtig, um im Job erfolgreich und zufrieden zu sein? Man muss Ziele haben und bescheiden sein. Und man sollte immer etwas zu erzählen haben. Wenn man irgendwann mal nichts mehr zu erzählen hat, dann wird es albern. *** Alle bisher veröffentlichten Folgen der Jobkolumne findest du hier.

Text: andreas-glas - Foto: Sony Pictures

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