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Justin Trudeau, der Inszenierungs-Künstler
Da ist er wieder, der schöne Justin. Der kanadische Premier flaniert mit Frankreichs neuem Präsidenten Macron durch einen prachtvollen Garten. Die beiden sehen dabei nicht aus, als befänden sie sich gerade inmitten harter politischer Arbeit beim Treffen der G7-Staatschefs, sondern auf ihrer eigenen Hochzeit. Als würde das Brautpaar ein paar ruhige Momente für sich genießen wollen an diesem großen Tag. Das Internet freute sich über die frisch Vermählten und diesen Beginn einer neuen Politiker-Bromance, Tweets dazu wurden tausendfach geteilt.
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Dieser Netzhype ist der neueste aus einer ganzen Reihe viraler Trudeau-Hits. Der Mann ist Stammgast in den Social-Media-Trends: Er tauchte schon vor einem Jahr als Photobomber einer Strandhochzeit auf (mit Surfbrett!), sein halb heruntergelassener Neoprenanzug gab den Blick auf seinen sportlichen Körper frei:
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Er posierte – ebenfalls oben ohne – mit einer kanadischen Familie, die ihn zufällig beim Wandern traf.
Sein Gesäß in Anzughose ließ weltweit Freunde männlicher Hintern ausrasten, und ehe sie sich von ihrem Dahinschmelzen gänzlich erholt hatten, tauchten auch noch Jugendfotos von ihm auf.
Das Interessante ist: Justin Trudeau hat aus diesen Ereignissen offenbar gelernt. Das zeigt ein Foto, das vergangene Woche weltweit Schlagzeilen machte (auch in der SZ):
Der Premier joggt an einer Gruppe kanadischer Teenager vorbei, knips, wieder ein schöner Viral-Trudeau, mit allen Zutaten, die es braucht: ein Setting in einer Alltagssituation („joggt da einfach so an der Promenade entlang, wie du und ich“), der Premier beim Sport („Hast du diese Oberschenkel gesehen?!“), Fröhlichkeit und Offenheit (die Teenies freuen sich, er freut sich, gibt sich menschennah winkend und unterbricht seine Trainingsrunde für ein Selfie). Die Schlagzeilen lauteten: "Jogging Justin Trudeau Photobombs Vancouver Prom Students"
Nur: So ungeplant war das Foto nicht. Aufgenommen wurde es von Trudeaus offiziellem Fotografen, und der wird sicher nicht zufällig neben ein paar Teenagern rumhängen, sein Kamerastativ so platzieren, dass er sie und ein bisschen hübsche Skyline im Bild hat und dann, – „Huch, da ist ja der Justin“ – genau in dem Moment abdrücken, in dem der Premier sich goldener-schnitt-mäßig genau an der richtigen Stelle im Bildausschnitt befindet.
In den Tagen nach den Schlagzeilen um das Foto riefen Journalisten in kanadischen, aber auch internationalen Medien, ihre Kollegen dazu auf, nicht länger auf Trudeaus PR-Maschine hereinzufallen. Trudeau sei „das politische Äquivalent zu einem Welpen-Video auf Youtube“, schrieb schon vor einem Jahr ein Autor im Guardian, und jetzt spätestens, so die Mahner, sei die Zeit gekommen, seine Welpenhaftigkeit zu ignorieren und sich auf seine nicht ganz so welpenhafte Politik zu konzentrieren.
Vermutlich haben diese Mahner recht. Man sollte, auch wenn das Foto ein nettes ist, nicht vergessen, dass viele Politiker-Bilder, die uns in die Timelines gespült werden, einen Absender mit einer Intention haben. In diesem Fall: das Bild vom coolen, hübschen, netten Trudeau zu verbreiten. Oder umgekehrt: das vom bösen, tölpelhaften Trump.
Und was Justin Trudeau angeht: Er könnte sich eigentlich Inszenierung wie die Joggingrunde mit Fotografen sparen. Denn – das haben die Bromance-Bilder gezeigt – selbst wenn er nur mit einem Kollegen durch einen Garten spaziert, wird er dafür im Netz gefeiert.