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Mädchen, wie albern dürfen wir beim Sex sein?

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Eure Körper, liebe Mädchen, sind uns der liebste Spielplatz. Wir wissen in der Regel schon ganz gut, wie wir ihn fachgerecht bedienen, damit wir Spaß haben und ihr Spaß habt und sich niemand weh tut. Aber so, wie wir früher auf dem echten Spielplatz manchmal einfach so, einer spontanen Laune folgend, die Rutsche hinaufrannten, packt uns auch heute ab und zu die Lust, die Dinge kurz zweckzuentfremden. Mit unseren eigenen Körpern fällt uns da einiges ein, Stichwort Pimmelrotor, Stichwort Mangina.

Aber wenn wir nachdenken, was ihr in der Richtung je tätet, fällt uns nichts ein, abgesehen von einem seltenen Schnippsen an unseren Schniedel, wenn wir mal nackt einem sehr kühlen Bergsee entsteigen. Irgendwie scheint bei euch die Sache mit der Albernheit und dem Körper anders zu liegen als bei uns, und wir fragen uns warum.

Aktuelles Beispiel: Diesen Monat ist in den USA der „National Breast Cancer Awareness Month", was drei Jungs auf die Idee brachte, mit einer Kamera durch eine Innenstadt zu gehen und junge Frauen zu fragen, ob sie sie kurz „motorboaten" dürften. Zur Erklärung: „Motorboating" nennt man den Vorgang, wenn man ein Gesicht zwischen zwei Brüste steckt, den Kopf schnell nach links und rechts dreht und dabei laut prustet, als müsste man gerade sehr lachen. Die drei Jungs sind als Pick Up Artists auf Youtube ziemlich bekannt, sie geben dort Tipps, wie man schnell und effektiv Frauen anspricht. Für jedes Motorboating, versprachen sie, würden sie 20 Dollar an eine Brustkrebsorganisation spenden, „we're working to save some boobies". Klappte gut, am Ende überwiesen die drei Jungs tatsächlich 7.000 Dollar. Aber dann regte sich Protest, und die Organisation überwies das Geld zurück, man danke herzlich, könne das Geld aber „aus Respekt für die Sensibilität unserer Community" nicht annehmen.

So. Und obwohl wir diese Pick-Up-Trottel kreuzidiotisch finden, müssen wir nun doch mal kurz fragen: Kann es sein, dass ihr generell ein wenig humorlos seid, was Sex angeht? Warum fehlt euch der Witz, wenn es um nackte Körper geht? Jetzt mal Hand aufs Herz: Würdet ihr nicht insgeheim nach dem Beischlaf ab und zu gerne einen triumphierenden Tittenrotor hinlegen, einfach so? Oder sagt ihr: Albernheit im Bett, das geht gar nicht?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ich hab mal irgendwo einen sehr schönen Text gelesen, der war, auch wenn das, was ich gleich daraus zitiere ein bisschen so klingt, wirklich überhaupt nicht prollig und Shades Of Grey, sondern eher ziemlich cool und Reality Bites. In dem Text schrieb ein Mädchen: „Sex muss immer ein bisschen gefährlich sein."

Sofort habe ich damals gedacht: Genau das ist es. Aber ich weiß eigentlich gar nicht so genau, warum. Und was ich in diesem Zusammenhang überhaupt mit Gefahr meine. Ich meine nämlich keine offensichtliche Gefahr, keine Fremdgeh- oder mit-dem-Chef-schlafen-Gefahr. Ich meine eher so eine gewisse Spannung zwischen den Kopulierenden, eine filmreife Stimmung, ein einziger sensibler Tanz, irgendwas im Halbdunkel mit orangefarbenen Licht, das durch Rolloschlitze auf schwitzende Haut fällt und zitterndem Atem und, naja, vielleicht einer Spannung, die deshalb ein bisschen gefährlich ist, weil sie einem Kampf oder einer zerbrechlichen Mission gleicht. So ein Sich-gegenseitig-sehr-dringend-gefallen-wollen, verbunden aber mit einer gewissen Entschlossenheit und einer leidenschaftlichen Aggressivität, einem Nicht-anders-können und fast schon nicht mehr bei Verstand sein. Jede Bewegung des jeweils anderen muss gelesen und verstanden werden. Was ich sagen will, ist: Sex muss, damit er richtig gut und heiß ist, in meiner Idealvorstellung irgendwie so sein, dass im Hintergrund dazu wahnsinnig spannende Musik laufen könnte - und es irgendwie fatal um alles oder nichts geht.

Und hier lüftet sich wahrscheinlich das Geheimnis: Wir sind verdorben von der Filmindustrie. Gute Sexszenen beinhalten eher Jude Law, Alexander Skarsgaard und meinetwegen auch den engäugigen Ryan Gosling, auf keinen Fall aber Ben Stiller, Will Farrell oder Ashton Kutcher. Ben Stiller würde Motorboating machen. Und damit die Stimmung so dermaßen antisexuell machen, als ließe er eine Furzparade los.

So, das ist die eine Seite, wieso wir mit Humor im Bett nichts anfangen können. So hundertprozentig stimmen tut das aber auch nicht. Denn auf der anderen Seite finden wir diese aggressive Ernsthaftigkeit, mit der Sex in Filmen und Pornos betrieben wird, ja insgeheim auch total lächerlich. Da wird mit einem Gesichtsausdruck miteinander geschlafen, als rette man gerade jemanden aus einem brennenden Haus. Wenn man da mal öfter drüber nachdenkt, ist das eigentlich fast noch peinlicher als Motorboating oder Tittenspiele oder Schwanzpropeller. Und dann halt ist es ja leider so, dass einem im echten Leben sowieso dauernd total beknackte, überhaupt nicht in die orchesterumtobte Porno-Stimmung passende Sachen passieren, wie Kondom abgerutscht, Arm eingeschlafen, irgendwo runtergefallen oder sich was eingeklemmt, was weiß ich. Und dass es ja auch nicht allein euch Jungs eigen ist, in so eine Körperspielplatzstimmung zu kommen, die du so schön beschreibst. Gerade wenn man sich schon sehr gut kennt und weiß: Der macht das ja zum Glück nicht immer oder: Ich kann mir das jetzt schon mal erlauben, weil der ja weiß, dass ich auch anders kann.

Deshalb: So ein bisschen Humor und Quatschmachen ist schon okay. Aber es ist halt so ein schmaler Grad. Sex kann nicht immer pornohaft und orangefarben im Halbschatten sein, das wissen wir. Aber wenn ihr plötzlich anfangt, uns zu motorboaten, dann lieben wir euch zwar noch (wenn es jetzt nicht unbedingt eins der allerersten Male ist, die wir überhaupt mit euch schlafen), zahlen es euch aber garantiert mit einem aufgebrachten Schnips gegen den Schwanz zurück und machen dabei ein betont albernes Geräusch wie „Drrrrrrrr", ziehen uns wieder an und verschieben den Sex auf morgen. Weil Sex muss, es tut uns leid, irgendwie ein bisschen gefährlich sein.

martina-holzapfl

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