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Mädchen, warum habt ihr keine Synonyme für Selbstbefriedigung?
Die Jungsfrage:
Liebe Mädchen,
"Dem Deutschen auf den Helm hauen" – das sagen Polen, wenn sie davon sprechen, dass Jungs sich selbst befriedigen. Die Norweger nennen es „am Lachs zerren“, die Niederländer "rufen den Meister Bär" oder "necken den Papst". Es gibt in den Ländern dieser Welt vermutlich Millionen solcher hanebüchenen Runterhol-Synonyme, und wir haben in der Redaktion sehr gelacht, als wir ein paar davon für diesen Artikel hier zusammengesucht haben.
Aber wir haben uns dabei auch über eine Sache ziemlich gewundert. Ursprünglich hatten wir nämlich den Plan, nicht nur Begriffe für die männliche Selbstbefriedigung zu sammeln, sondern auch für die weibliche. Und, naja, die Ergebnisse waren ziemlich spärlich. Von ein paar Franzosen und Französinnen hörten wir was (sie nennen es „das Zuckerbonbon zum Schmelzen bringen“, „den Kobold zum Lächeln bringen“ oder „Doppelklick auf die kleine Maus“), und von den Briten („Flicking the bean“). Sonst: Schweigen.
Und das ist doch komisch, oder? Ihr Frauen macht es euch doch auch selbst. Warum gibt es bei euch dann keine Begriffe dafür? Weil ihr es einfach unverkrampft beim Namen nennt? Weil ihr gar nicht drüber redet? Weil ihr einfach nicht so kreativ seid? (Letzteres erscheint uns am unwahrscheinlichsten).
Also erklärt doch mal: Was hat es mit dem eklatanten Mangel an Selbstbefriedigungs-Wortspielen auf sich?
Die Mädchenantwort:
Liebe Jungs,
Die kurze Antwort darauf, warum es keine Kosenamen für die weibliche Masturbation gibt, findet sich in einem Blogpost des Online-Sexshops Orion.de, in dem – originelle Idee –lustige Umschreibungen für Selbstbefriedigung gesammelt wurden. Bei den Männern waren wie erwartet gefühlt zweihundert zum Teil sogar ziemlich kreative Umschreibungen zu lesen („dem Arbeitslosen die Hand schütteln“, „das Steuer in die Hand nehmen“, etc.). Bei den Frauen fanden sich genau drei Umschreibungen und sie sind so schräg, dass es mich geradezu körperlich schmerzt, sie aufzuschreiben. Aber bitte, hier sind sie, die liebevollen Kosenamen für die weibliche Masturbation:
- den Fleischtopf rühren
- in sich gehen
- den Finger auf die offene Wunde legen
„In sich gehen“ – okay, das lass ich jetzt mal gelten, auch wenn ich die Umschreibung weder charmant noch lustig finde. Aber „den Fleischtopf rühren“, beziehungsweise „den Finger auf die offene Wunde legen“? Ganz abgesehen davon, dass ich von diesen "Kosenamen" noch nie in meinem Leben gehört habe, wundere ich mich schon außerordentlich, warum man für die Umschreibung einer doch eigentlich sehr delikaten und schönen Tätigkeit so tief in die Metzgereifachbegriff-Kiste greifen musste. Und warum ich jetzt plötzlich dauernd an den Kannibalen von Rotenburg denken muss....
Ich glaube, es gibt aus demselben Grund kaum Umschreibungen für die weibliche Selbstbefriedigung, aus dem es kaum Vulva-Symbole gibt. Schau dich mal im Stadtbild um. Jedes Gebäude, das höher als breit ist, hat das Potential zum Phallus-Symbol. Der schiefe Turm von Pisa? Pimmel. Jeder Fernsehturm einer Stadt? Sehr schmaler Pimmel. Der Trump-Tower? Pimmeliger wird’s nicht. Klar, das hat natürlich erst einmal damit zu tun, dass so ein Penis außen am Körper herumbaumelt und in keinem seiner diversen Aggregatszustände zu übersehen ist. Die Vulva dagegen durchaus (und vermutlich ist sie auch architektonisch schwerer abzubilden als so ein Phallus.). Symbole weiblicher Geschlechtsorgane dagegen begegnen uns wenn überhaupt nur in der freien Natur. Meerbusen zum Beispiel, sanfte Hügel. Schnecken, Muscheln, Liebesäpfel, Feigen.
Aber zurück zu eurer Frage:
In den beiden Masturbations-Fachorganen der deutschen Presselandschaft, der „Bravo“ und dem „Playboy“, ist zu lesen, dass Frauen durchaus masturbieren, wenn auch nicht ganz so oft wie Männer. Und dass sich in den letzten 30 Jahren die Zahl der Frauen, die (zugeben zu) masturbieren, verdoppelt hat. Von 43 auf 86 Prozent.
Wir schaffen es also erst seit sehr, sehr kurzer Zeit auch nur zuzugeben, dass wir uns selbst befriedigen - im Gegensatz zu Männern, die gefühlt schon auf dem Forum Romanum Witzchen übers Wichsen rissen. Was vor allem damit zu tun hat, dass weibliche Sexualität Jahrhunderte lang wenn überhaupt, dann nur im Verhältnis zum Mann und zu dessen Diensten existierte. Die Vorstellung einer masturbierenden Frau war einfach nicht vorgesehen. Erst recht wurde nicht darüber gesprochen. Und wenn man über etwas nicht spricht, gibt es natürlich auch keine Begriffe dafür.
Und auch heute können wir nicht wirklich darüber reden. Nicht in gemischten Runden, aber auch nicht in diesen lockeren Damen-Sektrunden, die du vielleicht aus der "Jules Mumm"-Werbung kennst. Wir quatschen einfach nicht mit unseren Freundinnen übers Wichsen und Witze machen wir erst recht nicht darüber. Klar, es gibt Frauen, die auf Dildo-Partys gehen und Sexshops besuchen. Aber im echten Leben ist mir noch nie eine begegnet, die erzählt hätte, wie sie es sich später mit ihrem Vibrator "gemütlich" machen wird.
Irgendwie schräg, oder? Vielleicht sollten wir mal damit anfangen....