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Mädchen, warum lackiert ihr euch so gern die Nägel?

Foto: go2 / photocase.com

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Liebe Mädchen,

 

Heute mal eine Frage aus der Schnittmenge Kosmetik und Freizeit. Denn mir scheint, dass es da einen interessanten Berührungspunkt gibt – oder besser: zehn Berührungspunkte. Eure Fingernägel.

Kann es sein, dass das Feilen und Anmalen eurer Nägel eine Entspannungsmethode ist? Ein angenehmer Zeitvertreib? Weit mehr als nur eine weitere lästige Maßnahme zur Selbstverschönerung?

Mein Eindruck ist nämlich der: Ans Nägellackieren geht ihr anders ran als an den Rest der Körperstellen, die ihr regelmäßig updaten müsst: Wenn ihr euch schminkt, tut ihr das vor dem Spiegel und meist eher emotionslos, eher so, wie ihr euch die Zähne putzt. Ähnlich beim Trocknen eurer Haare, da wickelt ihr euch ein Handtuch um und geht irgendeiner Überbrückungs-Beschäftigung nach. Über das Rasieren der Beine und das Enthaaren anderer Stellen beklagt ihr euch sogar lautstark und wütend. Aber beim Nägellackieren? Da gießt ihr euch vorher ein Glas Rotwein ein, begebt euch in Wohlfühl-Jogginghose auf die Couch, schaltet eure Wohlfühl-Serie oder Wohlfühl-Musik ein und zelebriert den folgenden Akt des Feilens und Malens, als würde er euch in höhere Sphären versetzen.

Ich verstehe das nicht. Ist Nägellackieren gut für eure Seele? Macht das irgendwas mit euch? So Yoga-Entspannungs-Selbstfindungs-mäßig? Gibt neue Farbe auf den Nägeln neue Energie? Oder werdet ihr einfach vom Geruch des Lacks dermaßen high, dass ihr euch da so drauf freut? Oder liege ich total falsch und in Wirklichkeit hasst ihr das Nagelupdate total und müsst es euch schönsaufen? Liebe Mädchen, erklärt uns mal euer Nägelgeheimnis!

Die Mädchenantwort:

maedchenfrage

Liebe Jungs.

in meiner WG (nur Mädchen) gab es mal ein Ritual. Einmal in der Woche war Mitbewohnerinnen-Abend und der lief sehr ähnlich ab, wie von euch gerade beschrieben: Nach dem gemeinsamen Kochen verlagerten sich solche Abende meistens auf die Couch, mit einem Glas Wein in der Hand, irgendeiner Netflix-Doku auf dem Laptop und dem Nagellack-Set auf dem Schoß.

Aber versteht uns nicht falsch – Nägellackieren finden wir im Grunde nicht besonders cool. Eigentlich ist es für die meisten von uns sogar eine ziemlich nervtötende Angelegenheit –  man malt eine kleine Partie seines Körpers mit einem winzigen Pinsel an, damit das irgendwie gepflegt aussieht. Dabei muss man verdammt akkurat arbeiten, sonst erzielt das Ganze nämlich den genau gegenteiligen Effekt. Danach dauert es ungefähr fünf Stunden, bis die Farbe getrocknet ist. Während dieser Zeit hat man das Gefühl, völlig hilflos zu sein. Sogar ein einfacher Toilettengang kann die ganze Arbeit komplett ruinieren. Was soll daran bitte schön sein?

Trotzdem zelebrieren wir das Nägellackieren. Warum? Weil es dabei viel mehr um das Drumherum, als um die Handlung an sich geht. Die ist nämlich meistens einfach nur: notwendig. Die Hände lassen sich schließlich schlecht verstecken und einigermaßen gepflegte Fingernägel sehen eben schöner aus als rissige Nagelhaut, abgeblätterter Lack oder dunkle Ränder unter den Nägeln.

Also machen wir aus der Not eine Tugend, wir verbinden das Nützliche mit dem Schönen, wir – naja, ihr wisst schon. Wir machen jedenfalls ein Ritual (siehe oben) aus dem Nägellackieren und zack-bum macht es Spaß! Nägellackieren hat dabei fast etwas Kreatives: Anders als beim Haaretrocknen oder Beinerasieren kann man sich zumindest eine Farbe aussuchen. Die künstlerisch Ehrgeizigen unter uns malen sich auch mal Blumenmuster, kleine Pinguine oder das Logo des Lieblingsfußballvereins auf die Nägel.

Außerdem können wir beim Nägellackieren einfach super nachdenken – die Beschäftigung ist so stumpf, dass man sich währenddessen mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen kann. Sowas habt ihr bestimmt auch, oder?

Damit es mit der Entspannung auch wirklich klappt, ist die richtige Zeiteinteilung allerdings tatsächlich essentiell: Wer es eilig hat und das Verschönern der Nägel nicht entsprechend zelebrieren kann, sollte es besser gleich ganz lassen. Unvergessen die Abende, an denen man vor der Verabredung “nur noch schnell die Nägel lackieren” wollte und dann mit zittrigen Fingern versuchte, den Lack einigermaßen gleichmäßig aufzutragen. Falls das sogar klappte, scheiterte man spätestens an der zu kurzen Trocknungszeit: Haustür, Handy oder die eigenen Haare – alles potenzielle Feinde, wenn man feuchten Nagellack auf den Fingern hat, der bei der kleinsten Berührung hässliche Abdrücke bekommt. Dann ist es auch mit der Entspannung dahin.

Wir machen das Nägellackieren also nicht nur aus Spaß zum Ritual - es ist eher ein Muss, damit das Resultat auch gut wird. In meiner WG gibt es das Ritual trotzdem schon lange nicht mehr. Wir arbeiten mittlerweile alle und haben echt keine Zeit, uns einmal die Woche beim Nägellackieren einen Anzutrinken. Seitdem ist natur pur auf den Nägeln angesagt – das sieht zwar vielleicht nicht ganz so schick aus, aber ist dafür ziemlich entspannt.

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