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Mädchen, sollen wir euch Unterwäsche schenken?

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Es ist jetzt kurz vor Weihnachten, und diejenigen unter uns, die das Glück haben, eine von euch ihre Freundin nennen zu dürfen, möchten dieser Freundin etwas schenken. Nun sind wir Jungs nicht unbedingt Meister in der Ohne-Geschenk-Dastehen-Prophylaxe, von daher wird für viele von uns die Weihnachts-Vorfreude momentan noch von einer gewissen Hektik und Panik getrübt.  

In dieser Gemütslage tauchen dann immer wieder ein paar Bilder in unserem Kopf auf, die uns in den vergangenen Wochen ziemlich inflationär vor die Nase gehalten wurden: Die H&M- und C&A-Unterwäsche-Damen.  

Sie hängen gefühlt an jeder S- und U-Bahn-Station, an jeder Bushaltestelle und Litfaßsäule dieses Landes und blicken uns leicht bekleidet aus diversen Räkelpositionen an. Ganz hübsch anzusehen, so generell, aber natürlich ist es kein Zufall, dass sie in der Vorweihnachtszeit die Werbeplätze bevölkern. Sie wollen uns zurufen: „Kauft euren Freundinnen Unterwäsche zu Weihnachten! Unterwäsche ist das ideale Geschenk! Los!“  

Eigentlich glauben wir nicht, dass so ein Geschenk euch zu Freudensprüngen drängt. Wäsche schenken – ist das nicht ziemlich unoriginell? Ist das nicht ein bisschen machomäßig egoistisch? Schließlich sind Dessous ja ein Geschenk, das zu einem Großteil auch zu unserem Vergnügen gereichen soll. Und da wahrscheinlich auch ihr der Plakatflut nicht entgangen seid, wisst ihr obendrein noch, dass wir uns beim Kauf nicht total liebestoll in große Unkosten gestürzt haben.  

Vor allem aber hegen wir Zweifel, dass die C&A-H&M-Weihnachts-Sexyness geschmacklich auf eurer Linie unterwegs ist. Bei H&M laufen diese Artikel im Onlineshop unter „Festliche Wäsche“, das klingt nach Geschenkverpackung, und so sehen manche auch aus mit all den Schleifchen und Pailletten. Wollt ihr so Glitzerkram auf eurer Haut? Wirkt sich Weihnachten auf euren Wäschegeschmack aus?  

Nochmal: Wir haben da unsere Zweifel. Aber in der aktuellen Notsituation fragen wir lieber noch mal nach, ob in dem so massenhaft plakatierten Geschenkvorschlag nicht doch ein wenig Wahrheit steckt. Also: Sollen wir euch Weihnachts-Dessous schenken?

Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Wie nett, dass ihr endlich mal fragt in dieser Unterbekleidungsangelegenheit. Die Antwort, die sich viele von euch ja offenbar im Schenkstress geben, scheint zu sein: Unterwäsche geht immer. Ich habe mal gelesen, dass die Dessousindustrie in der Vorweihnachtszeit etwa ein Fünftel ihres Jahresumsatzes macht – auch dank der vielen männlichen Wäschekäufer, die jene Geschenkverpackungswäsche kaufen, die auf den Auffahrunfall verursachenden Plakaten beworben wird. Nach Weihnachten strömen dann Damen massenhaft in die Geschäfte, geben die Pailletten-BHs mit Push-Up-Polstern wie Airbags oder den transparenten Slip mit Bindebändchen an den Seiten und Guckloch am Popo zurück und ruinieren der Dessousbranche den Jahresabschluss.  

Insofern liegst du mit deinen Zweifeln sehr richtig: Die meisten von uns können speziell mit der aktuell beworbenen Weihnachtswäsche wenig anfangen. Ob es uns nun gefällt, wie die schlechte Billo-Plastikwäsche-Kopie einer Moulin-Rouge-Tänzerin auszusehen, ist ein bisschen auch Geschmackssache. Vielen von uns gefällt es nicht, denen ist das ein bisschen zu sehr In-your-face-Sexyness. Manchen Mädchen schon, das sind aber in der Regel jene, deren Lebensmotto „Mehr ist mehr“ lautet und die sich auch sonst sehr aufrüschen. Aber sogar wenn eure Freundin eine dieser Damen ist, würde ich mich nicht darauf verlassen, dass sie spitze Freudenschreie ob dieses Präsents ausstoßen wird. Denn diese Wäsche ist in der Regel ein bisschen bis sehr unbequem und vor allem wahnsinnig unpraktisch: Pailletten zeichnen sich unter dem T-Shirt ab, Bindebändchen neigen dazu, in den ungünstigsten Situationen aufzugehen und ein Popo-Guckloch ist uns für die Umkleidekabine beim Sport dann doch ein wenig zu frivol.     

Wenn ihr uns dagegen nach unseren persönlichen Geschmacksvorlieben wunderhübsche, durchaus auch verführerische Wäsche schenken würdet, die gleichzeitig alltagstauglich geraten ist, würden wir uns darüber tatsächlich sehr freuen – zumindest in der Theorie. So falsch ist dieser plakative Geschenkvorschlag daher eigentlich nicht. Was soll es uns stören, wenn unser Geschenk mit einem Kollateralnutzen für euch einhergeht? Wenn nichts zwickt und zwackt, wir uns selbst in dieser Wäsche gefallen und euch obendrein, dann ist daran nichts Falsches beziehungsweise: Das wäre sogar ziemlich fantastisch.      

Dennoch funktioniert das Wäschegeschenk in der Praxis nicht wirklich, jedenfalls nicht, solange ihr es nicht mit uns gemeinsam einkauft. Geschenke ohne Überraschung finden wir aber genauso doof wie die Passformüberraschungen, mit der bei Unterwäsche, speziell bei BHs, leider zu rechnen ist. Nicht jede Brust passt in jedes Körbchen, manche Modelle drücken unschöne Dellen in unsere Kurven und vor allem – für all die Schlaumeier, die sich unsere BH-Größe gemerkt haben: 75B ist nicht gleich 75B. Wenn wir die Wäsche der Wahl nicht anprobieren, werdet ihr mit großer Wahrscheinlichkeit einen Umtauschkandidaten verschenken.

Falls ihr also noch kein Geschenk für uns habt, kommt daher bitte nicht auf die Idee, es mit der Wäsche zu versuchen. Und zwar nicht, weil wir es für unoriginell halten würden oder euch für egoistische Machos. Oder gar denken würden, dass ihr von uns nun auch bitteschön den dazugehörigen Laetitia-Casta-Körper erwartet. Sondern einfach, weil wir dann nach Weihnachten zum Umtausch nochmal in die überfüllte Innenstadt müssen. Und von der haben wir die Nase gerade wirklich gestrichen voll.

veronique-schneider

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