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Mädchen, geht ihr in Clubs, um jemanden abzuschleppen?

Foto: Photocase Bearbeitung: jetzt

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Liebe Mädchen, 

wenn wir Jungs mal als Jungs-Gruppe in den Club gehen, dann ist immer, immer, immer einer dabei der sowas sagt: „Hey, hast du die gesehen? Ihr (hier-beliebiges-Körperteil-einfügen)! Die nehm' ich heute mit nach Hause.“ Wir kennen das nicht nur von Hetero-Männern, für die Homo-Version also bitte einfach ein „den“ und ein „sein“ einfügen. Ich nenne diese Männer jetzt die „Sucher“. Die Sucher tun im Club absolut nichts anderes, als nach einem potentiellen Menschen fürs Bett zu suchen. Ihre Freunde werden nur in beratender und unterstützender Funktion gebraucht, die Musik interessiert sie nicht. Denn jetzt zählt für die Sucher nur noch das Ziel. 

Sucher sein ist natürlich kein Verbrechen, nur halt irgendwie als Freund manchmal nervig. Denn man selbst will eigentlich ungern über die Körperteile fremder Menschen reden, sondern einfach nur tanzen. Ich persönlich kenne dieses Sucher-Verhalten eigentlich nur von Männern, egal ob homo- oder heterosexuell. Aber geht ihr auch manchmal nur in den Club, um jemanden abzuschleppen?

Habt ihr manchmal immer noch das Gefühl, dass Frauen weniger rumvögeln dürfen als Männer?

Wenn es um die Auflösung von Geschlechterrollen geht, wäre das auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Es würde zeigen, dass ihr auf die alte Rollenverteilung, dass der Mann den ersten Schritt machen muss, scheißt. Kurz: Es würde heißen, dass ihr das tut, was ihr wollt. Wenn ihr es denn wollt. Oder habt ihr manchmal immer noch das Gefühl, dass Frauen weniger rumvögeln dürften als Männer und seid deswegen im Club weniger offensiv auf der Suche? 

Bei uns Jungs herrscht oft eine andere Art von Drucksituation. Wenn wir Single sind, wollen unsere Sucher-Kumpels oft ums Verrecken nicht einsehen, dass wir gerade mal keine Frau ansprechen wollen, aus welchen Gründen auch immer: Liebeskummer, Angst vor Zurückweisung, zu viel oder zu wenig getrunken oder einfach keine Lust. Kennt ihr das auch? Habt ihr auch die eine Freundin, die im Club immer auf Beutefang geht? Oder seid ihr sie?

Eure Jungs 

Die Mädchenantwort: 

Liebe Jungs, 

zu sagen, dass wir die Gesuchten sind, während ihr die Sucher seid, wäre zu einfach. Wir suchen auch. Aber unsere Suche ist ein bisschen komplizierter: Wir suchen eher euch, wie ihr uns sucht. 

Wenn wir als Mädchengruppe in den Club gehen, dann denken wir (oder zumindest viele von uns) natürlich auch darüber nach, ob wir heute Abend mit jemandem nach Hause gehen wollen oder nicht. Wir planen das mindestens so akribisch wie ihr: Wir machen uns dann vorher zurecht, tanzen manchmal im Club sehr lasziv miteinander und versuchen, eure Aufmerksamkeit zu erregen. Notfalls auch mit unserem Po. 

Wenn wir wirklich jemanden abschleppen wollen, dann kommt die Beute zu uns

Aber: Es gibt da im Club ein ganz massives Ungleichgewicht. Ihr seid meist die Aktiven und wir die Passiven. Ihr sprecht und baggert uns an, und wir sagen dann entweder „Ja, auf geht’s!“ oder „Nein, danke, heute nicht!“ Deswegen sind wir da auch weniger hektisch, weil wir wissen, ihr macht das schon. Wir müssen nicht so wie ihr mit der, nennen wir es mal, „Schrotflinten-Technik“ arbeiten – also Flirtversuche sehr breit streuen, in der Hoffnung, irgendjemanden zu treffen. Wenn wir wirklich jemanden abschleppen wollen, dann kommt die Beute zu uns. Wir signalisieren euch mit Augenkontakt oder einem Lächeln, dass wir flirtbereit sind und warten dann, dass ihr den ersten Schritt macht. 

Natürlich wissen wir, dass das nicht ganz so cool und emanzipiert ist, wie wir eigentlich gerne wären. Wir verlassen uns auf euch und nüchtern betrachtet liegt da auch der Fehler. Zum einen, weil uns auf diese Weise ziemlich viele Chancen bei und mit euch entgehen und zum anderen, weil wir dadurch diese veraltete Annahme, Frauen müssten erobert werden, am Leben erhalten. Das Gleiche gilt für das Urteil, dass Frauen, die sehr offensiv flirten und viele Männer aus dem Club mit in ihr Bett nehmen, etwas falsch machen. Das ist leider immer noch so drin, muss aber unbedingt weg!

Auch unter uns Frauen gibt es Sucherinnen

Und apropos „Schrotflinten-Technik“: Wenn wir sehen, dass ihr alles um euch herum angrabt und es euch offensichtlich egal ist, mit wem ihr heute nach Hause geht, dann finden wir das ziemlich unsexy. Das klingt jetzt so dumm, wie es ist, aber wir wollen ganz gerne der Illusion nachhängen, dass wir etwas Besonderes für euch sind und ihr uns und nur uns aus dem riesigen Club-Kosmos auserwählt habt für diese eine Nacht. 

Natürlich sind nicht alle von uns so passiv. Es gibt auch Frauen, die im Club zu Sucherinnen werden. Das ist etwas seltener, aber für uns umso beeindruckender. Dann wünschen wir uns manchmal, auch ein bisschen mehr so zu sein. Weil wie ihr schon richtig sagt: Warum sollten wir nicht alle auf diese Geschlechterrollen scheißen und uns einfach das nehmen, was wir wollen – nämlich euch?

Wir geloben Besserung, versprochen!

Eure Mädchen

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