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Mädchen, was ist das mit eurem Girl-Crush?

Foto: ina.mija/photocase

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Liebe Mädchen,

bei mir führt das Phänomen in letzter Zeit sogar regelmäßig zu einer Art Erb-Charisma: Kolleginnen und emotional fernere weibliche Bekannte mögen mich lieber (glaube ich zumindest), seit sie meine Freundin kennen. Der Sympathie-Übersprung funktioniert wohl so: Wenn diese tolle Frau den gut findet, dann muss an dem was dran sein, das ich so noch nicht gesehen habe. Irgendwas. Irgendwo.

Ich kann das verstehen, ich fände sie vermutlich auch toller als mich. Allerdings spreche ich da auch als Typ. Da erscheint mir das stimmig. Aber wenn ihr als Frauen andere Frauen toll findet, dann wird das schnell verwirrender. Weil undurchschaubarer. Für uns jedenfalls.

Deshalb soll es hier heute um den Girl-Crush gehen. Um jene Momente, Phasen oder Dauerzustände also, in denen ihr andere Frauen – und hier stocke ich ja schon – irgendwie gut findet. Nein, besser als gut. Aber auch anders als besser. Versonnener irgendwie. In euren Blicken liegt dann so etwas wie ein wohliges Seufzen. Und wenn es da liegt, dann sagt ihr tatsächlich manchmal etwas wie „Ach, Tina.“ Und dann folgt gar nicht so selten ein Schmachtfetzen von einer Lobeshymne auf diese Tina, die oft auch einen verwegeneren Namen hat. Und ich glaube, auch nicht selten eine dazu passende Frisur.

Und ich will jetzt nicht sagen, dass das alles unbedingt sexuell konnotiert ist. Die Adjektive, die ihr benutzt, changieren oft auch nur irgendwo zwischen „cool“ und „toll“. Aber manchmal driftet ihr doch auch in die Gegend zwischen „süß“ und „schön“ und vielleicht auch noch ein bisschen weiter. Irgendwo tief drinnen in Hirngegenden, in denen ihr selbst gar nicht oft bewusst unterwegs seid, passiert da dann doch was mit euch! Und uns interessiert jetzt natürlich: Was?!

Und: Wodurch es ausgelöst wird? Optik? Art? Ausstrahlung? Alles zusammen? Und könnt ihr eigentlich selbst einordnen, was da mit euch los ist, oder steht ihr dem Ganzen ähnlich verwirrt gegenüber wie wir? Und ganz unbedingt wollen wir natürlich auch noch eines wissen: Dürfen wir uns – sehr, sehr heimlich natürlich nur – Hoffnungen auf einen Dreier machen, wenn ihr so was manchmal habt?

Eure Jungs

Die Mädchenantwort:

maedchenfrage

Liebe Jungs,

 

im vergangenen Jahr bin ich eine Zeit lang irre gern zum Friseur gegangen. Zum einen, weil frisch geschnittene Haare toll sind, klar. Aber zum anderen auch wegen meiner Friseurin. Die fand ich unendlich toll und ich habe ihr immer sehr gerne im Spiegel dabei zugesehen, wie sie um meine Ohren herumgeschnitten hat. Sie sah einfach gut aus dabei. Nach diesen Friseurbesuchen habe ich immer davon geschwärmt, was für eine tolle Frau das doch sei. Klassischer Girl-Crush.

 

Ich habe das sehr oft, diese heterosexuellen Girl-Crushs. Dass es heterosexuelle Crushs sind, muss man jetzt einmal kurz dazu sagen, weil es ja was anderes wäre, wenn ich homo- oder bisexuell wäre. Diese Fälle waren mit eurer Frage aber ja nicht gemeint, sondern jene, in denen eine Frau, für die Frauen als Sexual- oder Beziehungspartnerinnen an sich nicht in Frage kommen, sich in eine andere Frau verguckt. So eine Frau wie ich also. Eine, die ihren männlichen Partner regelmäßig damit amüsiert, dass sie mal wieder eine Woche lang von dieser einen Interviewpartnerin oder Friseurin oder Freundin einer Freundin oder Sängerin schwärmt, wie schön die sei und wie klug und wie sexy und wie besonders und überhaupt.

 

Das Partner-Amüsement ist schon ein Teil der Erklärung des Phänomens: Er könnte ja auch eifersüchtig sein oder besorgt, er könnte in der betreffenden Frau eine Konkurrentin sehen oder sich fragen, ob in unserer Beziehung etwas nicht stimmt. Macht er aber alles nicht und das aus gutem Grund: Denn die Girl-Crushs sind meistens wirklich überhaupt nicht sexuell und nicht mit Sehnsucht nach Nähe verbunden (und damit möchte ich, ganz nonchalant in Klammern, deine letzte Frage gleich mal wegwischen: Sorry, die Dreier-Chancen stehen schlecht!).

 

Sie sind vielmehr eine Art Bewunderung. Ein Schwärmen wie für einen Star. Und daher liegt darin weniger ein Begehren als ein Wunsch. Der Wunsch danach, so zu sein wie diese Frau. Sie ist zwar kein Vorbild, wir eifern ihr nicht nach, aber sie ist ein weiteres, tolles Beispiel dafür, wie viele Versionen von Frauen, wie viele Arten von weiblicher Coolness und Schönheit und Intelligenz und Sexyness es gibt. Wenn wir einen Girl-Crush haben, lässt uns das davon träumen, dass auch das aus uns hätte werden können, eine solche Frau. Möglicherweise ist das Ganze auch so ein Solidaritäts-Ding unter Frauen: Frauen dürfen sich gegenseitig toll finden, vielleicht müssen sie es sogar. Empowerment und so.

 

Die Girl-Crushs sind aber auch deswegen so toll, weil das ungefähr die schönste Art ist, verliebt zu sein. Sie ist viel reiner und harmloser als alle anderen Verliebtheitsarten. Weil sie sich selbst genug ist. Man will ja nichts weiter, keine Gegenliebe oder so. Maximal wünscht man sich, nett gefunden zu werden. Aber an sich funktioniert der Crush ganz autonom, sorgt nicht für Kummer, wenn er nicht erwidert wird, und schleicht sich dann wieder aus. Eine sehr ungefährliche Art also, ein paar Glücksgefühle zu entwickeln.

 

Und bei mir persönlich kommt außerdem noch eine ganz banale Komponente hinzu, die dafür sorgt, dass ich auch Girl-Crushs habe, ohne die Frau zu kennen, ohne zu wissen, wie schlau oder cool sie ist: Ich finde Frauen meistens einfach sehr viel schöner als Männer. Nicht körperlich anziehender, nicht attraktiver, sondern schlicht: schöner. Wenn ich eine fremde, schöne Frau sehe, freue ich mich einfach darüber, und möchte mir gern länger anschauen, wie sie lacht oder tippt oder sich eine Apfelschorle macht. Mit fremden Männern passiert mir das nie.

 

Kurz gesagt (und vielleicht reicht das auch einfach als Erklärung für das Girl-Crush-Phänomen): Frauen sind sehr oft sehr toll. Deine Freundin zum Beispiel. Und meine ehemalige Friseurin. Und diese eine Interviewpartnerin. Und…

 

Verknallte Grüße,

eure Mädchen

Was die Jungs sonst noch so wissen wollten:

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