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Jungsfrage: Wie ist das, wenn man die Nippel sieht?
Liebe Mädchen,
der Sommer ist da und zur Freude aller haben alle weniger an. Ob man dabei mehr oder weniger zeigt, bleibt eigentlich jedem selbst überlassen – sollte man denken!
Wenn wir abends mit euch am Fluss sitzen und es dank leichter Abendbrise zu einem minimalen Temperaturabfall kommt, taucht bei euch eine unkontrollierbare Körperregung auf, die uns, zumindest in puncto ungewollter Freizügigkeit, völlig unbekannt ist: die Nippel unter dem Oberteil.
Sie sind plötzlich da, vielleicht gerade in letzter Zeit auch vermehrter, da sperrige Schalen-BHs sich langsam aus eurer Garderobe verabschieden. Wie wir zu dieser Situation stehen, sei hier mal dahingestellt – nur so viel: So ganz ignorieren lassen sie sich allein schon durch ihr unerwartetes Auftreten nicht. Was im Übrigen der Unterschied zwischen euren und unseren Brustwarzen ist: Wenn die Kälte-Nippel-Reaktion bei uns auftritt, sieht es meistens keiner. Und wenn, ist das Interesse daran eher spärlich.
Auch deshalb würde uns hier aber interessieren, wie ihr mit der Sache umgeht. Ist es euch absolut egal, wenn die Brustwarzen auftauchen (übrigens nach "Geschlechtsverkehr" das zweitschlimmste deutsche Wort für eine schöne Sache)? Schließlich ist es ja seltsam, als selbstbewusste Frau im 21. Jahrhundert noch über winzige, vermeintlich sexuell konnotierte Körperteile nachzudenken, die sich irgendwie unter irgendwas abzeichnen.
Aber geht das tatsächlich so lässig? Vielleicht stellt ihr ja fest, dass sich euer jeweiliges Gegenüber bei spontaner Nippel-Präsenz anders verhält als vorher. Oder ihr stört euch selbst total daran und habt immer einen Notfall-Cardigan oder sowas dabei. Weiß man ja nicht.
Sagt mal!
Eure Jungs
Die Mädchenantwort:
Liebe Jungs,
dass ihr uns diese Frage stellt, impliziert eigentlich auch schon die Antwort. Die ist im Prinzip: An sich könnte uns das völlig egal sein, ABER ... Und für das ABER seid nun mal meistens ihr verantwortlich.
Dass man es nicht ignorieren kann, wenn an einem Körperteil, das die meisten gerne mögen, plötzlich auch noch zwei Hügelchen auftauchen, die rufen: „Hier sind wir, die Brustwarzen, so sehen wir aus, schau uns an”, verstehen wir voll. Das geht uns doch genauso. Wir sehen da auch hin. Und denken uns vielleicht sogar: Hallooo Freunde, ihr seid aber zwei wirklich schöne Exemplare.
Der Unterschied ist: Wir schauen dann auch wieder weg und können weiter normale Konversationen führen. Einigen von euch scheint das in solchen Situationen aber nicht möglich zu sein. Bei ihnen geht mit dem ersten Blick auf unsere Nippel anscheinend ein Kopfkino mit extrem fesselnder Handlung los. So kommt es uns zumindest vor. Da könnten wir das Thema eigentlich gleich als Mädchenfrage zurückgeben: Jungs, was denkt ihr genau, wenn ihr unsere Mamillen (ja, ich habe Synonyme für „Brustwarze” gegoogelt, es gibt nicht viele) seht. Unsere Knospen (!) scheinen dann wie Magnete zu wirken, derer sich eure Pupillen immer mal wieder für ein paar Sekunden nicht erwehren können. Ja, wir merken das.
Das Ganze führt dazu, dass unsere Brustwarzen sich verwandeln. Statt einer Art unspektakulärer erweiterter Gänsehaut, die im Übrigen nicht nur auftritt, wenn uns kalt ist, sondern zum Beispiel auch, wenn wir Stress haben oder wir uns ekeln, sind unsere Nippel plötzlich gefühlt kleine erigierte Penisse, mitten im Sichtfeld aller Anwesenden.
Und wie sich das anfühlt, wenn da in der Öffentlichkeit alle draufstarren, das könnt ihr vielleicht nachvollziehen.
Allgemein – so entnehme ich es nicht repräsentativen Umfragen in meinem weiblichen Umfeld – interpretiert ihr in Brustwarzen sehr viel hinein. Versteht mich nicht falsch, es gibt Frauen, bei denen die Spitzen ihrer Brüste auch die Spitzen ihres Lustbergs sind, oder so ähnlich. Für die also die Nippel zu den höchst erogenen Zonen zählen. Und alle, die das Buch „Gonzo Girl” von Cheryl Della Pietra gelesen haben und wahrscheinlich auch einige, die das Buch nicht kennen, wissen davon, dass manche Frauen sogar zu so etwas wie einem Nippel-Orgasmus fähig sind:
„Walker zieht den Stoff meines Kleides beiseite und entblößt meine rechte Brust. Ich atme schwer, als er mit der halben Knoblauchzehe über meine Brustwarze reibt, sie dann mit seinen Lippen umschließt und sanft mit der Zunge darüberleckt. (...) Dann wird Walker forscher - so forsch, dass das Unerwartete, das anscheinend Unmögliche geschieht: Ich komme, nur von Walkers Mund auf meiner Brust”
Es gibt aber auch Frauen, die das – nicht zuletzt durch die Pornoindustrie – als höchst erotisch propagierte Lutschen, Saugen, Lecken, Beißen, Rubbeln, Zwicken oder Streicheln der Brustwarzen nur als ganz nett, als völlig vergebene Liebesmüh oder sogar als höchst unangenehm empfinden.
Das nur nebenbei.
Um die Frage abschließend zu beantworten: Ja, wir sind uns dessen auch als selbstbewusste Frauen des 21. Jahrhunderts bewusst. Weil eine grüßende Brustwarze einen einfach ein kleines bisschen nackter aussehen lässt und wir wissen (oder zumindest meinen zu wissen), was ein kleines bisschen Nacktheit mehr mit euch anstellen kann. Und wir wissen auch, ob und in welchem Kontext wir es darauf ankommen lassen wollen.
Genauso überlegen wir uns, ob der weiße Bikini im Wasser durchsichtig wird, bis zu welchem Winkel wir uns beugen können, bis unser Rock etwas preisgibt, was wir nicht als Schnäppchenanblick verschleudern wollen, ob das transparente Oberteil schick-transparent oder unpassend-transparent ist, oder eben wann welcher BH in Kombination mit welchem Oberteil was wie zum Vorschein kommen lässt. Es ist eine Art komplizierte mathematische Gleichung mit mehreren Variablen, die wir jeden Morgen lösen, wenn wir uns anziehen. Aber wir sind ziemliche Genies, was das angeht. Ein Notfall-Nippel-Abdeck-Cardigan? So denken nur Anfänger.
Wenn ihr also mit uns am Fluss sitzt und die kühle Brise euch einen Gruß in Brusthöhe schenkt, dann könnt ihr davon ausgehen, dass wir das durchaus kalkuliert haben – oder wir uns zumindest der stochastischen Wahrscheinlichkeit bewusst waren.
Eure Mädchen