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Jungsfrage: Mädchen, wie sehr nervt es, im „gebärfähigen“ Alter zu sein?
Liebe Mädchen,
zunächst einmal müssen wir hier präzisieren, was mit „gebärfähigem Alter“ eigentlich gemeint sein soll. Wir meinen damit – um Himmels Willen – nicht euren Eintritt in die Geschlechtsreife. Sondern eine Phase, die so gegen Ende eurer Zwanziger eintritt und meist damit beginnt, dass der/die große Bruder/Schwester/Cousin oder sonstwer in eurem Freundes- oder Verwandtenkreis plötzlich Kinder bekommt.
Und dann gibt es immer diesen einen Moment, egal ob ihr glücklich verliebt, single, hetero oder homo seid: Ihr bekommt das ja durchaus niedlich-winzige Ding für eine Sekunde in den Arm gelegt – und lächelt, denn was soll man da auch tun außer lächeln? Dabei ist immer irgendwer im Raum (Eltern, Großeltern, entweder die der Neu-Eltern oder die eigenen) der in diesem Lächeln mehr sieht als spontane Zuwendung zu einem kleinen Menschen. Und dann fällt meistens dieser eine passiv-aggressive Unsatz: „Und, wann ist es bei dir eigentlich so weit?“ Gerne verknüpft mit gefährlichem Halbwissen über tickende Uhren, vereinsamte „Karrierefrauen“ und gottgegebene Geschwisterabfolgegesetze, laut denen ihr ja jetzt „als nächstes dran“ seid.
Wünscht ihr euch, das würde aufhören, oder prallen Nachwuchsbestellungen an euch ab?
Wer das dann anders sieht und sich lautstark gegen irgendwelche Baby-Imperative äußert, kritisiert in den Augen der Umstehenden das neue Kinderglück auf dem eigenen Arm ja gleich mit. War doch auch überhaupt nicht ernst gemeint, sagen dann immer alle beleidigt, man „habe ja nur mal nachfragen wollen“. Eine Scheißsituation, oder?
Noch dazu eine Situation, mit der wir Jungs nahezu nie konfrontiert werden. Wenn überhaupt, ist unsere Rolle im „Wo bleibt der Nachwuchs?“-Blame-Game eher die des kinderlieben Typen, dem seine momentanen Lebensumstände oder bösen Freundinnen das Vaterglück bisher vorenthalten haben. Schon schade, aber man hat ja noch 500 Jahre Zeit, nichts überstürzen, gerne bis zum richtigen Zeitpunkt oder Partner abwarten. Euch hingegen, egal ob mit oder ohne vorhandenem Kinderwunsch, glaubt man immer einen dieser rhetorischen Arschtritte verpassen zu müssen.
Wünscht ihr euch da oft, ihr wärt eben nicht diejenigen, auf deren Bauch sich ab einem gewissen Alter gefühlt alle Blicke richten? Oder prallen die Nachwuchsbestellungen an euch ab? Verfangen sie nach einer Zeit vielleicht doch, schließlich werden es mit den Jahren ja nicht unbedingt weniger? Haben sie am Ende sogar irgendeine Berechtigung, weil ihr ja ohne den perfiden Druck von außen ganz vergesst, kleine „Schnupsis“ in die Welt zu setzen? Und was können wir in diesen Momenten eigentlich richtig machen?
Eure Jungs
Die Mädchenantwort:
Liebe Jungs,
die kurze Version der Antwort lautet: Es nervt sehr. Schließlich ist es immer ermüdend, wenn Menschen meinen, sie wüssten, was für dich und dein Leben das Beste sei. Und es gibt ja wohl nichts Intimeres als ein Baby, das in unserem Bauch wächst und schließlich auf die Welt gepresst werden will. Wann das passieren wird, möchten wir gerne alleine planen. Na gut, vielleicht zusammen mit euch.
Klar, dieses „gebärfähige Alter“ verändert für uns Mädchen einiges: Plötzlich laden Freunde uns nicht mehr zu ihren Geburtstagen ein – sondern zu denen ihrer Kinder. Jüngere Kommilitoninnen sagen: „Oh, wenn ich mal in deinem Alter bin, will ich eigentlich schon ein Kind haben.“ Und wenn wir uns vor Freundinnen über lärmende Kleinkinder und sabbernde Babys in der U-Bahn aufregen, sagen sie plötzlich, „aber die sind schon auch ein bisschen süß“, statt mitzuschimpfen.
Doch damit können wir leben. Etwas nerviger sind die angesprochenen, unverhohlenen „Wann ist es denn bei dir so weit“-Offensiven: „Überraschung, deine Cousine A wird Mama und B ist jetzt zum zweiten Mal schwanger“, schreit Oma begeistert ins Telefon. „Die sind ja kaum älter als du.“ Ja, da hat sie Recht. Doch wenn das ihr einziger Grund ist, mir deren Lebenskonzept aufzuzwängen, kann ich nur sagen: netter Versuch, Oma. Ich bin 26 Jahre alt und stehe noch nicht kurz vor der Menopause. „Die Uhr tickt“-Argumente prallt also an mir ab wie an Teflon, um es mit RAF Camoras Worten zu sagen. (Dass mir diese Punchline einfach so in den Sinn kommt, zeigt doch, wie verdammt wenig ich für ein Baby bereit bin, oder?) So lange es nicht persönlich wird, lassen sich Nachwuchs-Anspielungen also ganz gut wegstecken.
Gemeiner ist es, wenn Freundinnen oder Kumpels sagen: „Was, du willst frühestens mit 30 Kinder? Willst du keine heiße Mutter mehr sein?“ Autsch. Das ist natürlich eine ziemlich sexistische Frage, für die es eigentlich nur einen bösen Blick geben sollte. Doch trotz eigener feministischer Haltung, schmerzt dieser Angriff dann doch ein wenig. Denn mal ehrlich, man will ja jung und gut aussehen – jetzt nicht unbedingt für die anderen, sondern in erster Linie für die eigene Zufriedenheit. Und es wäre schon uncool, wenn mich andere für die Oma meines Kindes halten würden. Aber wenn alles nach Plan läuft, werde ich hoffentlich mit 34 noch ansehnlich sein.
Die oberste Regel für den Partner lautet: Bloß nicht schweigen! Doch genau das tut ihr oft
Ihr wolltet wissen, was ihr tun könnt, um den Druck etwas von uns zu nehmen? Nichts leichter als das: Wenn jemand eurer Freundin ein Baby in den Arm legt und ihr gleichzeitig eine Nachwuchs-Anspielung an den Kopf wirft, dann lautet die oberste Regel im Fight-, äh Pärchen-Club: bloß nicht schweigen. Doch das tut ihr gerne. Dann ist es so still, dass man nur noch die Grillen zirpen hört. Ihr blickt uns an und seht dabei aus, als wärt ihr mindestens genauso gespannt auf unsere Antwort wie der Fragensteller.
Dabei kennt ihr sie eigentlich. Erwartet ihr vielleicht, dass wir durch den sozialen Druck urplötzlich einen tiefen Kinderwunsch offenbaren? Was ihr in diesem Moment als guter Partner tun sollt: Das Kind packen, der richtigen Mutter zurück in die Arm legen und dann zufrieden lächelnd sagen: „Wir zwei haben noch viele andere Dinge vor. Mit Kindern lassen wir uns noch Zeit.“ Dass ihr mit dieser Aktion, wie ihr schreibt, Gefahr lauft, das neue Kinderglück zu kritisieren – damit müsst ihr dann wohl oder übel leben. Ihr tut es ja für uns.
Natürlich, hin und wieder finden auch die überzeugt Kinderlosen unter uns mal ein Baby niedlich. Sparfuchs wie ich bin, habe ich sogar schon mal darüber nachgedacht, einen reduzierten Nike-Hoodie für meinen zukünftigen Nachwuchs zu kaufen. Denn natürlich können auch wir der Vorstellung, ein Kind zu umsorgen und herumzutragen, irgendwie etwas abgewinnen. Doch das vertrauen wir bewusst nur euch und nicht dem gesamten Freundes- und Bekanntenkreis an. Denn wenn die das erfahren, wissen sie: Jetzt knickt sie ein!
Eure Mädchen