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Jungsfrage: Mädchen, wie ist eure Oben-ohne-Taktik?
Liebe Mädchen,
Brüste. Ihr habt sie, viele andere wollen sie (sehen). Meistens sind sie aber verhüllt. Weshalb die Frage, wo ihr sie wann unbedeckt herzeigt, seit Jahrtausenden die Menschen beschäftigt. Bis heute. Vielleicht heute mehr denn je, da man zum Glück als Frau in mehr Kontexten mehr Entscheidungsfreiheit hat. Was wir uns dabei fragen: Wieso hält es jede Frau anders damit? Was genau spielt dabei eine Rolle?
Manche Frauen gönnen ihren Brüsten nämlich jeden Sonnenstrahl, machen selbstbewusst Schwimmbäder und Badeseen zur Semi-FKK-Zone. Dass BHs und Bikini-Oberteile nicht die bequemsten Kleidungsstücke auf der Welt sind, spielt dabei sicher eine Rolle. Aber eine gewisse Egalheit, wer die Brüste sieht, braucht es ja vermutlich auch, oder?
Andere wiederum verstecken ihre Brüste selbst bei 35 Grad an ausgewiesenen Nackt-Stränden, sogar vor Freunden am uneinsehbaren Pool des Ferienhauses. Es seien ja immer noch Geschlechtsmerkmale, sagen sie, wenn auch nur sekundäre. Deshalb behandeln viele Frauen ihre Brüste fast so intim wie ihr „Untenrum“. Für uns ist es dagegen schamtechnisch wenig bis gar nicht problematisch unser Hemd oder T-Shirt auszuziehen.
Noch spannender wird es, wenn ihr in halbgeschlossenen Zirkeln genau auswählt: vor den Freundinnen ja, vor Männern nie, außer den Brüdern, bei denen ist es eh schon wurscht. Oder etwa gerade vor denen nicht? Wie genau entscheidet ihr, wann ihr Brust zeigt und wann nicht? Gibt es, Achtung: „Busen-Freundinnen“, vor denen ihr euch eher auszieht? Wie viel hat das mit der Größe von und Zufriedenheit mit euren Brüsten zu tun? Oder ist euch das alles ziemlich egal, so lange ihr verdammt nochmal mit euren Brüsten machen könnt, was ihr wollt?
Eure Jungs
Die Mädchenantwort:
Liebe Jungs,
Brüste. Wir haben sie und viele andere wollen sie (sehen). Das sagt ihr uns einfach mal so. Und wir müssen deshalb gleich mal zurücksagen: Letzteres ist vermutlich der Grund, warum wir uns überhaupt eine Taktik überlegen müssen, wann und wo und vor wem wir sie kurz oder lang zeigen. Weil man nie weiß, was sich wer davon verspricht. Wann wer unsere Brüste wie bewertet.
Denn irgendwie sind sie ja, sobald man sie mal herzeigt, immer das Zentrum der Aufmerksamkeit. Nicht nur, wenn sie euch eventuell sexuell erregen, sondern einfach generell. Man sieht sie ja sonst so selten. Der Anblick eines Paares bis dato verhüllt gebliebener Brüste ist deshalb spannend – so wie jedes lang gehütete Geheimnis spannend ist.
Vielleicht wäre die beste Reaktion auf die Hysterie um unsere nackten Brüste, sie öfter wie selbstverständlich auszupacken. Damit es tatsächlich selbstverständlich wird. Alleine um stillenden Müttern das Leben etwas leichter zu machen.
Man schämt sich dafür, dass man sich schämt
Wie ihr richtig beobachtet habt, machen das manche von uns ja auch schon länger so: Sie sonnen sich oben ohne, haben keine Hemmungen, sich vor anderen umzuziehen oder halbnackt vor Gästen vom Bad ins Schlafzimmer zu laufen.
Andere von uns fühlen sich damit aber nicht wohl. Weder wenn unsere Freundinnen vor uns den BH fallen lassen, noch wenn diese Freizügigkeit von uns erwartet wird. Wenn also beispielsweise vier Freundinnen vor einem oben ohne am Pool liegen und man sich wünscht, dass man selbst doch auch mal so locker sein könnte. „Ist ja nichts dabei, sei mal nicht so spießig. Wir gucken dir schon nichts weg“, hört man dann öfter mal – und schämt sich dafür, dass man sich schämt.
Aber die eigene Oben-ohne-Taktik hat eben nichts damit zu tun, ob man spießig ist oder nicht. Sondern damit, wie wohl wir uns in unserem Körper fühlen. Manche von uns haben eine gute Beziehung zu ihren Brüsten, andere nicht. Wenn man fremde Brüste hauptsächlich aus Magazinen und Pornos kennt, fällt es eben schwer, die eigenen nicht ständig mit dem gängigen Schönheitsideal zu vergleichen: eine pralle, straffe, haarlose Brust mit kleinen, harten Nippeln als Topping.
Unsere Brüste sehen nicht immer aus wie in Magazinen – das verunsichert uns
So sehen aber die wenigsten Brüste tatsächlich aus. Sie hängen meistens ein Stück weiter nach unten, als wir uns das wünschen. Sind kleiner oder größer, als wir sie gerne hätten. Uns zu unförmig, zu blass oder haben einzelne Härchen an den Nippeln.
Letztere, also die Nippel und ihre Unberechenbarkeit, sind vermutlich sogar das größte Problem am Oben-ohne-Sein: Man weiß eben nie, in welchem Zustand sie sich gerade befinden. Denn selbst wenn man Brüste hat, die das Potenzial haben, wie Modelbrüste auszusehen: Das funktioniert oft nur, wenn es kalt genug ist. Oben ohne in der Sonne zu braten, tut der Ästhetik dagegen oft Abbruch:
Große Brüste klappen zur Seite weg, die Nippel gucken in komische Richtungen und sind dabei so entspannt, dass sie eben plötzlich auch dreimal größer und weicher sind, als wenn wir gerade super sexy aus dem kalten Wasser steigen. Und wenn wir diesen Teil von uns dann selbst nicht mehr schön finden, zeigen wir ihn eben auch ungern herum.
Wir wählen also sehr individuell aus, wem wir unsere Brust – mal abgesehen von unserem Sexpartner – zeigen. Gehen wir doch mal auf eure Vorstellung ein, wer das sein könnte. Ihr schreibt: „Vor den Freundinnen ja, vor Männern nie, außer den Brüdern, bei denen ist es eh schon wurscht.“ Falsch, liebe Jungs. Ganz falsch. Fangen wir mal hinten an. Wenn wir vor Männern unsere Brust auspacken, dann GERADE vor unseren Brüdern, Vätern, Onkels, Neffen NICHT. Denn nichts, wirklich NICHTS fänden wir schlimmer, als durch ihre starrenden Blicke daran erinnert zu werden, dass unsere Brüste ein sekundäres Geschlechtsmerkmal sind. Alleine die Vorstellung von Familienangehörigen auf irgendeine Weise mit Sexualität in Verbindung gebracht zu werden… Wir schütteln uns mal kurz.
Vor anderen Männern ziehen wir durchaus mal blank. Wenn wir nichts von ihnen wollen allerdings nur, wenn es die Situation unbedingt erfordert, Missverständnisse ausgeschlossen sind und wir bei gegensätzlichem Verhalten super verspießt wirken würden. In der Sauna zum Beispiel oder beim nächtlichen Gruppen-Einbruch ins Freibad.
Denn wir gönnen anderen den Anblick unseres Busens in der Regel dann, wenn zwei Kriterien erfüllt sind. Erstens: Dem Gegenüber muss einigermaßen egal sein, wie unsere Brust aussieht. Zweitens: In der Situation, in der man sich gemeinsam befindet, muss es Sinn ergeben, die Brust zu entblößen.
Je weiter die emotionale Entfernung, desto ungehemmter zeigen wir unsere Brüste
Und auch die Sache mit den Busenfreundinnen müssen wir dringend mal klarstellen: Je weiter die Frau emotional von uns entfernt ist, desto ungehemmter zeigen wir ihr unsere Brüste!
Nach dem Sport oder im Schwimmbad in der Dusche zum Beispiel ergibt das Entkleiden einfach Sinn. Da stehen 15 Frauen um einen rum – unterschiedlichster Größe, Form, Alters. „Was sollen die sich schon dafür interessieren, wie ich jetzt hier gerade aussehe?“, denken wir uns dann. Etwas unwohler fühlen wir uns aber schon, wenn eine Freundin dabei ist. Denn das Thema Freundinnen und Brüste ist tatsächlich etwas komplizierter, als ihr euch das vielleicht vorstellt.
Einige sind da ganz cool miteinander. Sie ziehen sich voreinander um, liegen gemeinsam barbusig in der Sonne oder sitzen im äußersten Fall vielleicht sogar oben ohne am Frühstückstisch, wenn es gerade sehr heiß ist. Die meisten von uns sind da aber viel gehemmter. Denn wie findet man denn überhaupt raus, dass beide damit kein Problem haben?
Man will die Beziehung zur Freundin schließlich nicht belasten, indem man vor ihr öfter blankzieht und sie womöglich in eine unangenehme Position bringt, weil sie mit so viel Freizügigkeit nicht umgehen kann oder will.
Ein anderes Problem: Freundinnen vergleichen sich insgeheim oft miteinander. Da haben wir schon genug zu tun, wenn es um die Fragen „Wer ist schlauer, schöner, schlanker?“ geht. Warum sollten wir jetzt auch noch ein Fass mit den intimsten Körperteilen aufmachen?
In der Regel sind wir zwar in der Lage, uns im selben Raum ohne peinliche Handtuchumwicklungen umzuziehen. Aber aus Anstand dreht man sich meistens doch ein Stück zur Seite, wenn die Freundin gerade ihre Brüste auspackt. Sonst würden wir vielleicht auch nicht verhindern können, zu starren. Und dass sich Angestarrtwerden nicht schön anfühlt, das wissen wir ja schon aus anderen Situationen.
Eure Mädchen