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Mädchen, was geht an unseren Füßen?

Collage: Katharina Bitzl

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Die Jungsfrage: 

Liebe Mädchen,

Kein Scherz: Neulich wurde ich gefragt, ob ich Erklärvideos für eine Fußpilzcreme machen möchte. Als Fußmodel. Ich sagte ab. Meine Füße gehören überallhin, aber nicht vor eine Kamera. Sie können sehr gut gehen, aber nicht telegen, haha.

Auch im Privatleben halte ich sie lieber bedeckt. Ich trage geschlossene Espadrilles statt Flip-Flops. Weil diese nicht nur die Proportionen der Zehen durch eine künstliche Teilung verschandeln wie diese Mauer unser schönes Deutschland vor 1989. Sondern weil sie selbst aus dem senkrechtest stolzierenden Sportler – sagen wir: Cristiano Ronaldo – eine watschelnde Ente machen.

Wenn Socken, dann trage ich genau gewählte: Zum Beispiel "Invisibles" statt Füßlingen, weil die aus den Sneakern herauslugenden Söckchen nach Hobbys wie "Gokart" und "Mädchen ärgern" aussehen. Ich trage keine grauen, einhunderttausendmal gewaschenen Fussel-Socken, die Tante Agathe damals unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte mit dem Hinweis: "Ein ordentliches Paar Strümpfe kann ein junger Herr doch immer brauchen." Sondern welche in einer Farbe, einer schönen Farbe, die halbwegs zu den anderen Farben an meinem Körper passt.

Oder ich trage eben gar keine Socken in den Schuhen. Denn, da hatte die Fußpilzcremevideocasterin schon den richtigen, ähem, Riecher: Ich neige glücklicherweise nicht zu umweltschädigenden Schweißfüßen wie 99 Prozent meiner Geschlechtsgenossen. Gleichwohl verpacke ich meine Füße grundsätzlich lieber. Mehr ist da unten eindeutig mehr, finde ich. Zumal, wenn man wie ich Füße hat, auf denen in bald 30 Jahren Dorffußballkarriere mehr Männer herumstanden als auf dem Marktplatz von Mekka.

Aber nun kommt der Sommer, vielleicht, irgendwann, zwangsläufig. Und man denkt an den Sommerabend vergangenes Jahr, als man mit den Boys einfach Stühle auf den Bürgersteig stellte und Bier und Wein und dann den Passantinnen zuwinkte, natürlich nackten Fußes, und wie gut das für alle funktionierte. Man denkt an "Barfuß am Klavier". 

Man denkt an das Gefühl des letzten Sprints im Schwimmbad damals, nach der vierten Stunde endlich raus aus der Schule, auf dem BMX im Vollgas zum Bad, dann dort die Schuhe einfach auf die Wiese kicken und durchstarten über den schmerzhaften Beton die letzten Meter wie im Rausch, patschpatschpatsch machen die Sohlen auf dem heißen Stein, bis das Wasser (platssssch!) die heißen Latschen endlich kühlt. Und dann denkt man, dass man für nackte Füße doch eigentlich nie zu alt ist. 

Und ist leicht verunsichert. 

Mädchen, sagt doch mal: Wann geht was, untenrum? Also: Wirklich am Körperende untenrum?

Die Mädchenantwort: 

maedchenfrage

Liebe Jungs,

 

Kein Scherz: Neulich wurde ich gefragt, ob ich denke, dass Jungs sich genauso sehr für Mode interessieren wie wir Mädchen. Es ging um ein neues Männermode-Magazin. Ich hoffte: nein. Und wusste: ja. Und dass euch auch Fußmode nicht total egal ist, war mir spätestens klar, als der selbsternannte "Sockenliebhaber" Joko Winterscheidt Ende vergangenen Jahres viel Geld in ein Strumpf-Startup steckte.

 

Dabei sollten Jungs sich in Bezug auf Mode doch generell so verhalten wie sie zum Beispiel Burger essen. Ein Big Mac in vier Bissen, während ein bisschen Salat in alle Richtungen purzelt und ein Tropfen Soße das Kinn hinunter läuft. Nicht zu viel Mühe geben also – und trotzdem das Ganze irgendwie gekonnt und gut aussehen lassen. Eben so, als wäre es ihnen komplett egal, was andere Menschen (auch und vor allem Mädchen) von ihnen halten könnten.

 

Heißt für Füße und Füßlinge grob: Was ihr für Socken tragt, ist zumindest mir – aber ich glaube, ich spreche da für viele – komplett egal. Hauptsache, es sieht nicht nach mehr als einem einzigen Gedanken aus. Und der Gedanke sollte sein: Passen diese beiden Socken vor mir farblich zueinander oder nicht. Länge? Völlig schnuppe! Hat Tante Agathe gekauft? Auch nicht schlimm. Lieber das, als mit euch auch nur zehn Minuten bei Karstadt in der Sockenabteilung (!!!) zu verbringen und darüber zu diskutieren, welche Strümpfe zum Sakko passen.

 

Vor allem bei demjenigen, der mit mir in einem Haushalt wohnt, bevorzuge ich daher die "alle Socken in einer Farbe"-Variante. Denn im Zweifel bin ich diejenige, die diese Socken vom Wäscheständer nimmt und sortiert. Außerdem ist die hilflose Verzweiflung, wenn die Waschmaschine mal wieder einen der geliebten Burlington-Karo-Strümpfe verschluckt hat, unerträglich! Schlimmer als eine Erkältung.

 

Bei den Schuhen hingegen sieht das etwas anders aus. Da ist, da würde ich euch sofort zustimmen, mehr da unten tatsächlich mehr. Und zwar deutlich mehr. Mehr als Flip-Flops, mehr als Espadrilles und jetzt kommt's: Gerne auch mal mehr als diese angeblich so wolkenleichten Nike Flyknit Air Max – oder wie dieser Kram heißt: Die watschelnde Flip-Flop-Ente wird da zwar irgendwie zur federleicht tänzelnden Gazelle. Aber will man das beim Gang von Jungs wirklich: Gazelle, wolkig, federleicht, tänzeln? Eben. Will ganz konkret sagen: Sneaker gerne – aber etwas massiver, nicht der Passform einer Socke nachempfunden.

 

Übrigens plädiere ich hiermit nicht nur für mehr Schuh, sondern auch für mehr Hose. Denn nackte Knöchel sind nicht etwa die neuen Oberarme, sondern nur ein (hoffentlich wenigstens unrasierter!) Teil des Verbindungsgelenkes zwischen Bein und Fuß.

 

Womit wir beim eigentlichen Thema wären: nackte Männerfüße. Und da kann ich euch weitestgehend beruhigen. Falls ihr eure Freude daran habt, könnt ihr uns gerne barfuß von euren Stühlen auf dem Bürgersteig aus zuwinken. Zumindest ich würde schnell meine Sandalen wegkicken und mich dazusetzen. Auf ein Bier. Denn "Barfuß am Klavier" löst bei mir keinerlei Ekelgefühle aus.

 

Allerdings auch keine Begeisterung. Nackte Füße sollten deshalb keinesfalls ein Dauerzustand sein. Wer ganz untenrum immer nackt ist, steht schnell im Verdacht, damit ein gesellschaftliches Statement transportieren zu wollen (das dadurch übrigens nicht mehr Durchschlagskraft hat, sondern nur schmutzigere Sohlen). Außerdem ist zu befürchten, dass er im Park gerne mit Keulen jongliert. Vor allem außerhalb der eigenen vier Wände empfielt es sich deshalb, ein Paar Schuhe wenigsten griffbereit zu haben. Der Hygiene und Ästhetik wegen, aber auch, weil wir euch abseits der Bierbank-Sommerlaune besser ernst nehmen können, wenn uns nicht eure Zehen entgegen wackeln.

 

Also Jungs, falls ihr jetzt noch immer völlig überflüssige Gedanken an eure Füße und deren Bekleidung verschwendet, denkt dran: Auch Joko Winterscheidt hat, was die Notwendigkeit von Trends angeht, nicht immer den (wenn ich die Super-Formulierung hier mal übernehmen darf) richtigen Riecher. Das Concierce-Startup GoButler, in das er ebenfalls investierte, hat in Deutschland scheinbar niemanden so richtig aus den Socken ... ähem, egal. Auf jeden Fall brauchte das hier scheinbar niemand und deswegen gibt es das jetzt nicht mehr. 

 

Und jetzt raus ins Schwimmbad oder enspannt die nackten Füße hochlegen – alles kein Problem.

 

Noch mehr Fragen an die Mädchen:

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