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Ihr sagt's doch, wenn ihr nicht verhütet?
Die Jungsfrage:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Entschuldigung, wenn das jetzt ein bisschen speziell wird, aber ich muss das kurz erzählen. In meinem entfernteren Bekanntenkreis, also beim Bruder einer Freundin, hat sich Folgendes abgespielt: Junge und Mädchen lernen sich kennen, finden sich okay und gehen irgendwie und sowieso relativ schnell miteinander ins Bett. Er fragt nichts, sie sagt nichts und der Sex ist nett. Was Junge nicht wusste, ist, dass Mädchen ein Kind wollte und nun ja, dieses Mädchen bekommt immer was es will. Der Junge steht nun betroffen da und weiß nicht recht wie ihm geschieht - abhauen möchte er nicht, aber auch nicht Wagen schieben. Das Mädchen freut sich, der Bauch wird dicker und der gesamte Bekanntenkreis der beiden teilt sich in zwei Meinungslager. Die Jungs finden das Mädchen letztlich sehr gemein und hinterlistig, die Mädchen sagen unisono: Selber schuld, dummer Junge! und freuen sich für die Schwangere. Natürlich, wir wissen ja, dass Verhütung beide angeht und dass der betreffende Junge hier eben ziemlich gutgläubig aus der Unterhose stieg – aber ein wenig verstehen wir ihn doch auch. Man geht als Junge eben zunächst davon aus, dass ein Mädchen, und sei es noch so kinderlieb, doch nicht unbedingt schon beim ersten Sex eines zeugen möchte. Das hält man irgendwie für unfassbar. Und weil es eben eigentlich unfassbar ist, hätte sie doch wohl bitte kurz anmelden können, dass die Baby-Abwehrkette absichtlicht nicht auf dem Platz steht. „Unterlassene Hilfeleistung“ hat ein anderer Bekannter ganz treffend zum Verhalten des Mädchens gesagt. Und das ist ja eigentlich strafbar, oder? fabian-fuchs Die Mädchenantwort
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Zu meinem sechsten Geburtstag bekam ich ein Bilderbuch, das hieß „Das farbige Kinderbuch vom Körper“ und darin ging es unter anderem darum, wie man ein Kind macht. Weil einige Jungs das offensichtlich noch nicht ganz verstanden haben, zitiere ich hier noch mal daraus: „Jungen haben auch etwas zum Kinder zeugen. Zwischen den Beinen haben sie kleine runde Bälle, die Hoden. Darin wachsen die Samen zum Kinder zeugen. Und wenn der Junge ein Mann geworden ist, hat der Penis noch eine andere Aufgabe als Pinkeln: Er muss die Samen des Mannes bei der Frau dorthin bringen, wo die Eier sind. Nur wenn Ei und ein Samen zusammenkommen, kann daraus ein Baby entstehen.“ Also liebe Jungs, Kinder entstehen nicht, weil wir manchmal irre gemein sind und die Pille nicht nehmen. Kinder sind die natürliche Konsequenz von Sex. Wir Mädchen haben das schon sehr früh kapiert. Spätestens seit wir 12 sind, warnt man uns davor. Aber es gibt leider Jungs, die schon längst Männer geworden sind, aber nicht wahrhaben wollen, dass Sex zum Kinder machen da ist. Nein, ich bin nicht erzkatholisch. Ich glaube nicht, dass man nur zum Kinderkriegen Sex haben darf. Ich habe auch Sex, weil es mir Spaß macht, aber ich finde, dass man das „Kinderkriegen“ beim Sex immer mitdenken muss. Entweder man nimmt es in Kauf und dann hat man Sex ohne wenn und aber, oder man will es nicht und dann muss man es aktiv vermeiden. Wenn ihr kein Kind haben wollt, müsst schon ihr dafür sorgen, dass ihr keines zeugt - mit einem Kondom oder zumindest mit der freundlichen Anfrage „sag mal, nimmst du eigentlich die Pille?“. Dauert zwei Sekunden und erspart mitunter 30 Jahre Unterhalt. Wenn deine Bekannte ihren Liebhaber angelogen hätte und behauptet hätte, dass sie die Pille nimmt, dann fände ich ihr Verhalten nicht okay. Nichts zu sagen ist aber total legitim. Der Typ ist ganz einfach selbst schuld. Ihr könnt nicht von uns erwarten, dass wir euch den Nicht-Kinderwunsch von den Augen ablesen und uns stillschweigend darum kümmern, dass er in Erfüllung geht – auch wenn wir selbst gerne ein Kind hätten. Also, liebe Jungs, kauft euch „das farbige Kinderbuch vom Körper“, lest es genau und lest es bitte auch euren Söhnen vor – den gewollten und den ungewollten. Dann kann künftig nichts mehr schief gehen.