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Die Jungsfrage: Mädchen, was ist euer Gegenstück zu „Sack kraulen“?
Die Mädchenfrage zum Anhören wird präsentiert von Süddeutsche Zeitung Audio - dort gibt es auch weitere Fragen zum Anhören! Zwei Menschen sitzen zurückgelehnt auf einer Couch. Sie sehen fern. Beide halten in der einen Hand ein Getränk, mit der anderen kramen und kraulen sie genüsslich in ihrer Hose herum. Ich würde jede Wette eingehen, dass keiner, der die Beschreibung dieser Szene liest, zwei Mädchen vor Augen hat. Hand in der Hose - das können nur Jungs sein. Der Griff in den Schritt ist ein fester Bestandteil der Ikonografie des Männlichen, ähnlich wie ein angespannter Bizeps. In Michael Jacksons Choreografien war er zunächst als Provokation gedacht und wurde dann zu einem Markenzeichen, das heute etwa in diversen HipHop-Videos zitiert wird. Auch Al Bundy, eine Figur, die mit männlichen Stereotypen überladener nicht sein könnte, ist auf seiner Couch nicht anders vorstellbar, als mit einer Hand in der Hose. Auch wir Normaljungs lenken unsere Hand oft hosenwärts, ganz ohne Provokationsabsicht. Das Taschenbillard, Eiermurmeln, wie auch immer man es nennen will, ist für uns ganz selbstverständlich und gehört zum Alltag wie für euch Mädchen das Haare-hinter-die-Ohren-klemmen. Wir tun es im Aufzug, im Auto, vor dem Fernseher - und in gedankenverlorenen Momenten auch manchmal an Orten, wo uns jeder sehen kann. Mit sexueller Stimulation hat der Griff in den Schritt rein gar nichts zu tun. Eher schon mit Zeitvertreib. So ein Gehänge ist ein wunderbares Spielzeug; es wird nie langweilig und man hat es immer dabei. Natürlich kann man seinen Spieltrieb in andere Richtungen kanalisieren, und die meisten von uns schaffen das auch irgendwann. Aber es gibt auch einen tieferen Sinn des Eierkraulens, einen evolutionstheoretischen, wenn man so will. Zahlreiche Studien belegen, dass die ideale Temperatur für die Produktion von Spermien zwei Grad unter der normalen Körpertemperatur liegt - unsere Hoden mögen es frisch. Deswegen hat die Schöpfung die Hoden auch nicht irgendwo im Körperinneren vergraben, wo es mollig warm ist. Nein, sie hängte sie nach draußen, ließ sie fröhlich im Wind schaukeln und auf die ideale Spermaproduktionstemperatur kühlen. Geblieben ist unser Instinkt, unser Gemächt in regelmäßigen Abständen wenigstens ein klein wenig durchzuschütteln, ihm Luft zu verschaffen, wenn es warm ist und alles am schwitzigen Bein zu kleben droht. Und natürlich müssen wir schon der Gemütlichkeit halber ab und an händisch einen Positionswechsel vornehmen, ein bisschen so, wie man nach einer gewissen Zeit des Sitzens zur Abwechslung das linke Bein über das rechte schlägt. Euch Mädchen hingegen sieht man nie die Hand in die eigene Hose stecken. Nicht mal eine klitzekleine Kratzbewegung macht ihr. Klar, ihr müsst da unten nicht so viel zurechtrücken wie wir. Aber juckt es Euch denn niemals? Habt ihr nie das Bedürfnis, irgendwas zurecht zu zupfen? Oder bekommen wir das nur nicht mit, weil ihr, sittlich wie ihr seid, immer gleich auf die Toilette rennt? Oder gibt es bei Euch gar ein ganz anderes Gegenstück zu unserem Sackgerücke? Mädchen, was ist euer Griff in den Schritt?
christian-helten
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Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich ausgerechnet bei dieser Frage mit ausführlichen Recherchen beginnen müsste. Aber so ist es dann gekommen. Bisher dachte ich nämlich zum Beispiel, dass es sich beim Eierkraulen durchaus um eine sexuell konnotierte Angelegenheit handeln würde. Wenn ich zum Beispiel in der U-Bahn meinem breitbeinig dahingefläzten Gegenüber dabei zuschauen darf, wie er seine Geschlechtsorgane neu anordnet, dann empfinde ich das als aggressiv und kein bisschen unschuldig. Anders sieht as natürlich aus, wenn ihr euch zuhause oder mit euren Jungsfreunden vor der Glotze die unteren Regionen zu Recht schubbert, das kann uns herzlich egal sein und ist es dann auch. Und nun endlich zu deiner Frage nach der weiblichen Variante des Eierkraulens. Zunächst einmal: Wir schaukeln in unserer Unterhose nichts. Zum einen gibt es da nichts zu ordnen (ist ja alles schon gut verstaut) und zum anderen haben wir da eine bombenfeste Sperre im Kopf, die uns – offensichtlich im Gegensatz zu euch – daran hindert, gedankenverloren in der Öffentlichkeit herumzumanipulieren. Denn wir sind uns durchaus bewusst, dass das missverstanden werden könnte. Aber selbstverständlich kennen auch wir das Herumfummeln an eingekniffenen Körperstellen. Zum Beispiel dem Busen im BH. Ich dachte zunächst, dass das Zurechtrücken des Dekolletes die weibliche Entsprechung zum Sackkraulen sei. Aber einige Nachfragen bei Frauen mit erwähnenswertem Dekollete spatter, wurde mir klar, dass diese Annahme Quatsch war. Offensichtlich haben auch Frauen mit größerer Oberweite nie das Bedürfnis, in der Öffentlichkeit ihre Brüste neu anzuordnen. Dafür, wurde mir versichert, sei ihr BH zuständig und der schaffe das ganz gut. Und wer unter einem schmerzenden BH leide, so die Expertinnen weiter, der sei selbst schuld und solle demnächst halt im Fachhandel einkaufen gehen. Nächste Haltestelle: Unterhose. Die ziept zugegebenermaßen hin und wieder und erliegt dem sogenannten „Po-frisst-Hose“-Syndrom, das wir von Hand wieder rückgängig machen müssen. Aber auch hier gilt: Das kommt verhältnismäßig selten vor und wird nie gedankenverloren und zur reinen Selbstvergewisserung betrieben. Denn ich glaube, das ist der große Unterschied: Ihr müsst, um euch eurer selbst zu vergewissern, Hand ans Gemächt anlegen, euch an euch selbst festhalten. Wir müssen das nicht. Wir kommen auch ohne körpereigenen Festhaltehaken in der Welt zurecht.
penni-dreyer